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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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Caterina her: Sie, Naima und Mariona sollen das Terrassenzimmer im ersten Stock fertigmachen, und sag der Wirtschafterin, dass sie ihr zwei Mägde zuteilt, damit sie ihr alles geben, was sie braucht. Es wird eine lange Nacht. Das hier hat gerade erst angefangen. Geh mit ihr, Omar.«
    Der Maure betrachtete abwechselnd das Mädchen und seinen Herrn und forderte Ruth mit einer Handbewegung auf, ihm zu folgen.
    »Wenn Ihr bitte so freundlich seid...«
    Ruth blickte Martí mit ihren Mandelaugen unverwandt an, und obwohl sie wusste, welch schreckliches Problem sie heraufbeschworen hatte, war sie glücklich über ihr Schicksal.

78
    Das Bündnis mit Sevilla
     
    R amón Berenguer I. und seine Gemahlin Almodis konferierten gerade im Audienzsaal des Grafenschlosses mit dem sevillanischen Gesandten. Beide Delegationen hatten sich an einem langen Tisch einander gegenübergesetzt. Die Grafen wurden von ihrem geheimen Staatsrat unterstützt; er bestand aus Olderich von Pellicer, dem Veguer von Barcelona, dem Seneschall Gualbert Amat, Bernat Montcusí, dem Ratgeber für Finanzen und Versorgung, dem Obernotar Guillem von Valderribes, Odó von Montcada, dem Bischof von Barcelona, Guerau von Cabrera, dem amtierenden Sekretär, und dem unerschrockenen Marçal von Sant Jaume, einem hervorragenden Vertreter der Grafschaft, der die arabischen Angelegenheiten genau kannte und ein fähiger Hofmann war. Der König von Sevilla wurde durch seinen Gesandten, den berühmten Dichter Ibn Ammar oder Abenamar, vertreten, außerdem durch ar-Rashid, den ältesten Sohn al-Mutamids, seinen Heerführer Aben Zaiden und fünf Begleiter, von denen sich jeder auf einem besonderen Gebiet auskannte. Am Tischende übersetzten zwei »Zungen« gleichzeitig, was dort gesagt wurde, damit alle über die behandelten Fragen unterrichtet waren; der Gesandte beherrschte allerdings Latein und kannte die Spracheigentümlichkeiten der Grafschaft.
    Der Gesandte al-Mutamids bot einen prächtigen Anblick, doch seine edle Erscheinung, seine bedächtige Ausdrucksweise und eine von ihm ausgehende Faszination, der seine Landsleute ebenso wie Fremde erlagen, erregten noch größeres Aufsehen als seine Tracht. Vor dem Beginn der Verhandlungen hatte er der Gräfin eine Ledermappe mit kleinen Perlmutt-Intarsien übergeben, die Pergamentblätter mit seinen besten Dichtungen enthielt. Das letzte Gedicht war ausdrücklich Almodis gewidmet und ins Provenzalische übertragen, und es pries ihre grünen
Augen und ihre rote Haarflut. Nachdem der Vortrag des Lobgedichts geendet hatte, schenkte ihr ar-Rashid im Namen seines Vaters ein schönes Kästchen aus afrikanischem Mahagoniholz. Darin funkelte ein Schmuck aus grünen Smaragden, die in einem prachtvollen, rötlich schimmernden Kollier gefasst waren, ein Werk, wie es die sevillanischen Goldschmiede auszeichnete und das sich an die Metaphern des Lobgedichts anschloss. Dem Grafen überreichte er ein Panzerhemd aus bestem Stahl, das so wenig wog, als wäre es aus Samt, und das dennoch viel stärker als Eisen schützte.
    Nach weitschweifigen und pompösen Höflichkeitsformeln, wie sie jede Gesandtschaft aus al-Andalus immer wieder gern benutzte, waren die Besucher offenbar bereit, sich dem eigentlichen Thema zuzuwenden.
    »Mächtiger Graf Berenguer mit den ruhmreichen Ahnen! Die Leute meiner Stadt wissen, welch edlem Geschlecht Ihr entstammt. Mein König und Herr ehrt Euch, indem er den eigenen Sohn als seinen Vertreter entsendet, damit Ihr ermessen könnt, wie wohlbegründet seine Bitten sind und um welch ernsten und bedeutsamen Auftrag es sich handelt. In weit zurückliegenden Jahren waren wir Feinde, aber die Zeiten al-Mansurs sind schon lange zu Ende und haben gleichwohl in Eurem schönen Barcelona viele Wurzeln hinterlassen, die uns nun vereinen. Darum sind wir als Freunde gekommen und erbitten Eure großmütige Hilfe bei einer Angelegenheit, die für meinen Herrscher von politischem Interesse ist und die Euch Ruhm und gute Einkünfte bringen wird.«
    Auf diese blumenreiche Vorrede antwortete der Graf: »Mein lieber Wesir, wir haben Euch als echte Freunde empfangen. Gestern konntet Ihr Euch überzeugen, wie freundlich Euch Barcelona begrüßt hat. Meine Gemahlin, meine Berater und ich selbst, wir alle sind begierig, Euren Vorschlag zu hören und ihn sogleich anzunehmen, wenn er meinen Untertanen zum Vorteil gereicht.«
    Die beiden »Zungen« übersetzten beide Ansprachen in unbeteiligtem und trägem Ton.
    »Mein König hat sich zu einem

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