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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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meiner Ehre ein.«
    Als Martí diesen düsteren Ort verließ, spürte er zum hundertsten Mal, wie ihn übermächtiger Hass gegen jenen bösen Mann heimsuchte, der allen schadete, die ihm nahe kamen. Er wusste nicht, wie er es anstellen sollte, aber Montcusís Niedertracht schrie nach gerechter Vergeltung … und früher oder später würde er ein Mittel finden, um seinen Rachedurst zu stillen.

101
    Der Albino
     
    D ie unheimliche Gestalt wartete in Bernat Montcusís Vorzimmer und wurde von dem misstrauischen Conrad Brufau aus den Augenwinkeln gemustert, den dieser Kerl beunruhigte und einschüchterte. Es war ungewöhnlich, derartige Individuen im Warteraum des Intendanten zu sehen, wo sich meistens barcelonische Prohomes aufhielten, die selbstverständlich einen weitaus vornehmeren Eindruck machten.
    Überrock, Beinkleider und Halbstiefel, alles schwarz. Wenn man ihn gründlich betrachtete, konnte man feststellen, dass er ungefähr vierzig Jahre alt war, obwohl seine Halbglatze auf etwas mehr schließen ließ. Er war eher groß als klein, hatte knochige Hände und einen äußerst hageren Körper. Was aber mehr als alles andere auffiel, waren sein Albinohaar und die blauen, übertrieben blassen Augen, die in dem pockennarbigen Gesicht von tief liegenden, beinahe durchsichtigen Brauen und Wimpern umgeben waren.
    Der Mann zeigte eine Gemütsruhe, wie sie zu jemandem passte, der es gewöhnt ist, über Teppiche zu schreiten. Selbstsicher wie jemand, der weiß, wie er ein Produkt anbietet, dessen Alleinvertreter er ist.
    Aus dem Arbeitszimmer hörte man ein Glöckchen läuten. Der Sekretär lief schnell hinein und kam sofort zu dem sonderbaren Besucher zurück. Dieser war schon aufgestanden, weil er sicher war, dass der Ruf ihm galt.
    »Mein Herr erwartet Euch.«
    Der Neuchrist Luciano Santángel nahm seinen Mantel und eine Mappe und folgte Conrad Brufau in das Kabinett des gräflichen Beraters Bernat Montcusí.
    Dieser kam ihm mit einer höflichen und unnatürlich wirkenden Geste entgegen, nahm ihn am Arm und geleitete ihn zu der Bank unter dem Fenster.

    »Mein lieber Freund, zuerst einmal danke ich Euch für Eure Liebenswürdigkeit, dass Ihr so schnell auf meinen Ruf herbeigeeilt seid, denn ich weiß ja, wie eifrig man Eure Dienste beansprucht.«
    Der Gegensatz zwischen den beiden Gestalten wirkte auffällig: Der Besucher war lang und spindeldürr und der Ratgeber rund wie eine Tonne.
    Während Luciano Santángel seinen Mantel neben die Mappe auf den Sitz legte, antwortete er dem Mann, der ihn zu sich bestellt hatte.
    »Ihr wisst ja, dass ich jedes Mal, wenn Ihr meine Dienste erbeten habt, augenblicklich wie ein guter Hetzhund zur Stelle war.«
    Die beiden Männer setzten sich auf die Bank, und der Besucher wartete darauf, dass der Intendant für Versorgung sein Anliegen erklärte.
    Nachdem dieser seinen üppigen Leib untergebracht, die Falten seines Überrocks glatt gestrichen und einen geräuschvollen Seufzer ausgestoßen hatte, begann er das Gespräch mit den üblichen weitschweifigen Floskeln, für die er eine solche Vorliebe hatte.
    »Sagt mir, Luciano, bevor ich Euch von meinen Sorgen erzähle: Auf welchen anderen Auftrag habt Ihr verzichtet, um so schnell herzukommen?«
    »Den habe ich nicht aufgegeben: Ich habe die Jagd vielmehr Spürhunden aus meiner Zucht anvertraut, die meine Arbeitsweise kennen und die ich nach meinem Geschmack dressiert habe.«
    »Aber sagt, was es ist.«
    »Ich verrate Euch nur die Sache, nicht den Auftraggeber: Meine Kunden haben sich immer auf meine Diskretion verlassen. Dieser Vorzug garantiert meine Erfolge. Doch um Euch gefällig zu sein, will ich Euch sagen, dass einer der Grafen aus der Nachbarschaft Barcelonas plant, seine Frau zu verstoßen, und dass er noch nicht sicher weiß, wer der Adlige seines Hauses ist, der ihm das Haupt schmückt, als wäre er der König aller Hirsche. Sie ist eine hoch angesehene Dame, und ihr Vater spielt eine wichtige Rolle, sie hat Onkel, die Bischöfe sind, und den einen oder anderen Vetter als bekannten Abt. Er muss sich also sorgfältig um die Einzelheiten kümmern, damit er sich nur ja nicht irrt und durch seinen Fehler einen diplomatischen Zwischenfall mit schwerwiegenden Folgen provoziert.«
    »Sagt mir nicht, wer es ist. Ich kann es mir denken, und die Oberflächlichkeit des menschlichen Wesens erstaunt mich stets aufs Neue. Allerdings habe ich immer die Ansicht vertreten, dass die Hornfortsätze
wehtun, wenn sie hervorwachsen, aber danach

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