Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
Vom Netzwerk:
es notwendig ist, um die Achtung Eurer Nachbarn zu
erwerben. Das wird Euch helfen, eine Ehefrau zu finden. Versteht Ihr mich?«
    Martí bejahte mit einem leichten Kopfnicken.
    »Dann begleite ich Euch noch heute, wenn Ihr wollt, auf den Sklavenmarkt, der in der Ebene von La Boquería außerhalb der Stadtmauern eingerichtet ist. Wir suchen aus, was sich am besten für den Dienst in Eurem Haus eignet, und wir lassen die Sklaven dort vorläufig in Verwahrung, bis wir eine Wohnung für Euch gefunden haben.«
    »Redet Ihr von Sklaven?« Martí machte eine missbilligende Geste.
    »Es wird Eurem Namen viel größeren Glanz verleihen, wenn Ihr außer Knechten auch Sklaven habt. Eure Nachbarn würden es nicht verstehen, wenn ein vornehmer Mann keine Sklaven besitzt. Außerdem dürft Ihr es für sicher halten, dass man Euch nicht betrügt: Einer der großen Händler ist mein Verwandter und wird Euch beraten. Wenn man Sklaven kaufen will, muss man außer ihrem Nutzen auch ihre Gesundheit und ihren Charakter berücksichtigen und eine klare Vorstellung von der Arbeit haben, für die man sie vorsieht.«
    »Nun gut«, stimmte Martí etwas widerwillig zu. »Ich halte mich an Eure Empfehlung. Was nun die Wohnung betrifft, wozu ratet Ihr mir?«
    »Bis wir etwas Passendes für Euch finden, mietet Ihr ein Herrenhaus, das Euren Bedürfnissen entspricht. Bei einer solch wichtigen Frage darf man nicht überstürzt handeln. Aber spannen wir die Ochsen nicht hinter den Wagen, und machen wir eines nach dem anderen.«
    Der Jude stand auf und gab Martí durch ein Zeichen zu verstehen, dass er ihm folgen solle. Martí besichtigte das Heiligtum, das für seine Schätze bestimmt war, und fühlte sich zufrieden.
    »Ich danke Euch und hoffe, dass ich Euch eines Tages so viele Gefälligkeiten vergelten kann.«
    »Nun, ich hoffe, dass dieser Tag niemals kommt.«
    »Warum sagt Ihr so etwas?«, entgegnete Martí in leicht beleidigtem Ton.
    »Für die Angehörigen meiner Rasse ist es etwas Schlimmes, wenn sie die Christen dieser Gegenden um Gefälligkeiten bitten müssen.«

13
    Am nächsten Tag
    Toulouse, Dezember 1051
     
    R amón dachte an diese Nacht immer wieder wie an etwas Unwirkliches und kaum Wiederholbares zurück. Die Liebenden wurden, wie er sich erinnerte, nach einiger Zeit durch diskrete Klopfzeichen am Türchen zum Gang gewarnt, dass der Augenblick der Trennung gekommen war. Die Gräfin sprang aus dem Bett, nahm achtlos ein leichtes Übergewand und warf es sich über die Schultern, um ihre wollüstigen Rundungen zu bedecken. In Ramóns Erinnerungen überstürzten sich die Ereignisse, und er brachte die zeitliche Reihenfolge durcheinander. Ihm fiel ein, dass Almodis flüsterte, und da sie sich gebückt hatte, nahm er an, dass sie mit dem Zwerg sprach. Auf ein Zeichen der Gräfin zog er sich wieder an, und nach einem langen Kuss rissen sie sich nur schwer voneinander los. Ihre letzten Worte hallten wie ein Echo in seinem Kopf nach: »Morgen Mittag führt Euch Delfín in meinen Privatgarten. Wir haben vieles zu bereden.«
    Der Zwerg fand den Rückweg ohne Schwierigkeiten. Als sie zu seinen Zimmern kamen, bestätigte er dem Grafen das Stelldichein am nächsten Tag. Darauf fragte ihn Ramón nach seinem Herrn, dem Grafen von Toulouse. »Macht Euch keine Sorgen, um diese Zeit nimmt er ein Schwefelwasserbad, das lindert seine Beschwerden. Erst nach der zweiten Nachmittagsstunde kehrt er ins Schloss zurück«, antwortete das Männchen. Als der Graf dann schon in seinem großen Bett lag und nicht den leisesten Schlaf fand, legte er sich einen Plan zurecht, der allerdings davon abhing, was ihm Almodis am nächsten Tag sagen würde, einen Plan, der sich verwirklichen ließ, auch wenn er gefährlich war. Als Erstes, während er nach Gerona aufbrechen wollte, um sich mit seiner Großmutter zu unterreden, sollte ein Vertrauter, der Edelmann Gilbert d’Estruc, in
gestrecktem Galopp geradewegs nach Barcelona reiten und bestimmte Befehle ausführen.
    Am frühen Morgen stand er am Fenster seines Zimmers. Er glaubte fest, dass ein schöner und unwiederbringlicher Traum seine Nacht erleuchtet hatte. Dieses Gefühl verfolgte ihn, bis dann der Augenblick kam, an dem ihn Delfín abholte und in den Privatgarten der Gräfin brachte. Dies war ein abgelegener Winkel, der zwischen der Apsis der Kapelle und Almodis’ persönlichem Besuchszimmer lag. Dorthin gelangte man entweder durch die Kapelle oder über eine kleine, mit einem Geländer versehene Treppe, die aus

Weitere Kostenlose Bücher