Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
Vom Netzwerk:
sie zu betrachten, habt Ihr sehr teuer bezahlt.«
    »Das ist sehr wenig Geld, wenn Ihr bedenkt, dass ich sie heiraten will.«
    »Unmöglich. Mehr als einer hat sich schon dem alten Montcusí vorgestellt und um ihre Hand gebeten, und alle haben sich die Finger verbrannt. Ihr Stiefvater hütet sie wie seinen Augapfel.«
    »Kennt Ihr sie etwa?«
    »Ich kenne sie gut, obwohl sie ihr Haus nur selten verlässt, und das immer von Haushälterinnen begleitet und von mehr als einem Diener bewacht.«
    »Das wird kein Hindernis sein. Ihr lasst Euch gewiss etwas einfallen, um diese Schwierigkeit zu beseitigen.«
    »Ihr seid so kühn wie Euer Vater. Was Ihr erreichen wollt, ist unmöglich.«
    »So weit würde ich nicht gehen. Ich kann ja mit den Freunden rechnen, denen ich begegnet bin, und außerdem verlasse ich mich auf meine Hartnäckigkeit und mein Glück.«
    Die Träger nahmen nun, wie Martí beobachtete, die Sänfte an den Stangen hoch und verließen den Markt. Die Versteigerung ging weiter, und Yuçefs Stimme ertönte wieder klar und kraftvoll und ließ das Gemurmel der Menge abschwellen.
    »Jetzt wollen wir sehen, was wir hier haben.«
    Eine Gruppe von drei Sklaven, deren Gesichtszüge darauf schließen ließen, dass sie aus al-Andalus stammten, betrat das Podest. Die Frau war schwanger, und der Junge war gewiss nicht älter als zehn oder zwölf. Unverzüglich wurden die drei angeboten.
    »Da haben wir eine vollständige Familie, die man wie üblich insgesamt oder teilweise erwerben kann, wie es Euren Gnaden gefällt. Der Mann ist ein geschickter Winzer, die Frau kennt die Kochkunst, ist eine beachtliche Weberin und kann gut mit dem Spinnrocken umgehen, und aus dem Kind kann man einen guten Pagen oder Botenjungen machen, bis es heranwächst und stark wird. Außerdem könnt Ihr vier für den Preis von dreien mitnehmen, denn die Frau erwartet ja noch ein Kind oder vielleicht zwei. Sie ist im sechsten Monat, und das Essen, das sie
in den nächsten drei Monaten verzehrt, wird gute Zinsen bringen, und dazu kann man sie auch als Säugamme verwenden.«
    Zunächst bot man für den ganzen Posten, aber dann spalteten sich die Gebote auf, und man wollte die Mitglieder der Gruppe einzeln ersteigern. Erfolg versprechend schien ein Gebot für das Kind und den Mann, und als dieser ahnte oder verstand, dass man seine Familie trennen würde, legte er den freien Arm um die Schultern der Frau. Die Geste rührte Martí, und sogleich erinnerte er sich an die Empfehlung seines Vaters, mit dem Erbe dafür zu sorgen, dass solche Übel ausgeglichen würden, wie sie sein Vater vielleicht anderen angetan hatte. Er bemerkte nicht einmal, dass Benvenist mit seiner Miene zeigte, wie sehr er sein Eingreifen billigte. Danach bot Martí so viel, dass es niemand für ein Geschäft hielt, die Gruppe zu übernehmen.
    Als Yuçefs Stab auf das Podest klopfte, um die Versteigerung abzuschließen, sprach unsagbar große Dankbarkeit aus den Augen des Familienvaters.

15
    Der Plan
    Toulouse, Mai 1052
     
    E in Mönch, der fast dreißig Jahre alt sein mochte und auf einem Maultier saß, hatte ein weißes Band als Erkennungszeichen um den rechten Arm geschlungen, und er hielt an der Strebemauer der Festung des Grafen von Toulouse. Er wartete darauf, dass man die Zugbrücke herunterließ und ihm für diese Nacht eine Unterkunft gab. Alles geschah, wie er es vorausgesehen hatte: Nachdem er vom Maultier abgestiegen war, einem Knecht den Halfterstrick übergeben und sich dem Anführer der Wache vorgestellt hatte, wurde er von einem Untergebenen in das kleine Zimmer begleitet, in dem er übernachten sollte. Auf ein Glockenzeichen fand er sich unverzüglich im Speisesaal ein, wo Mönche und dienstfreie Soldaten das Abendbrot teilten. Er setzte sich in einen Winkel des Raums, der für Reisende bestimmt war, und wartete ruhig auf die Person, die ihn hier treffen sollte.
    Er war schon mit dem bescheidenen Napf fertig, den man ihm vorgesetzt hatte, als seine scharfen Augen am Eingang des geräumigen Speisesaals die schwächliche Gestalt des Mannes erkannten, der gewiss längst mit seinem Eintreffen gerechnet hatte. Dieser entdeckte ihn auch. Er wich Tischen und anderen Hindernissen aus, die, weil er so winzig war, für ihn wahre Berge darstellten, kam zu ihm und kletterte auf die Bank, die rechts von ihm und fern der lärmenden Gesellschaft stand.
    »Wie war Eure Reise, Herr?«
    »Bis zu den Pyrenäen gut. In dieser Kleidung und mit dem Reittier, das man mir gegeben hat, war

Weitere Kostenlose Bücher