Das Vermächtnis des Martí Barbany
Junge aus einer venezianischen Glaskaraffe einschenkte. Die Hautfarbe des Knaben verriet, dass er wohl aus al-Andalus stammte, und ein zweiter, der ähnlich aussah, wedelte sanft mit einem riesigen Fächer aus Marabufedern, um die Luft zu kühlen.
Immer stärker kribbelten ihm die Kniekehlen. Doch dieses Gefühl verschwand, als er das breite Lächeln sah, das auf Bernat Montcusís Lippen erschien. Der Diener verbeugte sich und verschwand. Er ließ den eingeschüchterten Martí vor jenem Mann zurück, der nach dem Seneschall Gualbert Amat, dem Veguer Olderich von Pellicer und dem Obernotar Guillem von Valderribes vielleicht den größten Einfluss am Hof Ramón Berenguers I. besaß.
»Werter junger Mann, fühlt Euch wie zu Hause.« »Ihr erweist mir eine außerordentliche Ehre, weil Ihr mir gestattet, in Euren häuslichen Kreis einzutreten, als wäre ich ein entfernter Verwandter, der gerade angekommen ist.«
»Ihr wisst, dass die Freunde Pater Eudalds auch die meinen sind. Aber nehmt Platz. Die Normen der guten Erziehung gestatten mir nicht, dass ich mich setze, bevor Ihr es tut, und diese alten Beine beschweren sich ständig, weil sie von der verdammten Feuchtigkeit in dieser Stadt gepeinigt werden.«
Nach einem konventionellen Vorgespräch, wie es den elementaren Höflichkeitsregeln entsprach, kam der Ratgeber zum eigentlichen Thema.
»Gut, lieber Martí, ich habe mit den Personen gesprochen, die Euer Projekt auf irgendeine Weise angeht, und wenn wir ein paar Schwierigkeiten überwunden haben, die Ihr gewiss versteht, ist der gesamte Rat geneigt, Euch eine befristete Erlaubnis zu gewähren, damit Ihr ein Jahr lang Handel treiben könnt, womit man Eure Fähigkeiten erproben kann.«
Martís Herz klopfte schneller.
»Aber nehmen wir lieber eine Erfrischung zu uns. Maßvoll genossener Wein schadet nicht und hilft dabei, dass man sich verständigt.«
Martí meinte, in diesen letzten Worten einen Hintergedanken zu entdecken.
Der Ratgeber erhob sich und ging zu einem für zwei Gäste vorbereiteten Tisch, der in der Mitte der Laube stand. Martí folgte ihm sogleich. Er wusste nicht, welche Rolle er während des Festessens spielen sollte, und er beschloss, sich nach dem Vorbild seines Gastgebers zu richten und keine Meinung als Erster zu äußern, bis dieser seine verborgenen Absichten offenbarte. Sogleich erschienen zwei Diener und stellten sich hinter die beiden, um die Stühle der Gäste heranzurücken. Martí wartete, bis sich sein Gastgeber gesetzt hatte. Der Tisch bot einen prächtigen Anblick: Die Teller waren sehr elegant und die Gläser aus grünem, kunstvoll gestaltetem venezianischem Glas.
Das Gespräch ging mühelos weiter, und nach kurzer Zeit kam es Martí so vor, als stünden er und der Ratgeber sich schon ganz nahe. Dennoch warnte ihn sein Instinkt, dass diese vertrauliche Haltung ein Kunstgriff des alten Fuchses war, um für eine seinen Plänen günstige Stimmung zu sorgen.
Die Zeit floss dahin, und die Plauderei widmete sich tausend unterschiedlichen Themen.
Als sie zum Nachtisch kamen, erkannte Martí, dass der entscheidende Augenblick des Gesprächs gekommen war: Der Ratgeber und Marktaufseher machte sich bereit, die Dinge zu klären. Nachdem er die Diener fortgeschickt hatte, äußerte er sich knapp und deutlich.
»Junger Mann, neulich in meinem Büro habe ich festgestellt, dass Ihr die Person sein könnt, die ich gesucht habe.«
Martí versuchte, genau zu erfassen, was der andere sagte, damit er es später ordnen konnte.
»Der Dienst für den Grafen ist sehr ehrenhaft, aber wenig einträglich, denn dadurch sind mir die Hände so sehr gebunden, dass ich zwar bei vielen Gelegenheiten große Gewinne einstreichen könnte, wenn ich
sie richtig nutzen dürfte, doch sie gehen an mir vorbei und bringen mir nichts ein. Wenn ich allerdings den geeigneten Mittelsmann fände und dieser mir treu diente, könnte ich ihn reich machen, ohne meine Ehre oder meinen Einfluss zu beeinträchtigen.«
Martí schwieg, denn er wollte nicht vorschnell zustimmen oder ablehnen.
Der andere sprach weiter: »Glaubt nicht, dass so etwas leicht ist: Irgendein Angehöriger der vornehmen Familien am Hof nutzt mir nichts. Diese Leute wissen nicht, dass der Ertrag der Arbeit den Menschen adelt, und sie halten Handelsgeschäfte für etwas Entehrendes. Außerdem beneiden mich viele um mein Amt, und wenn sie es könnten, würden sie mir eine Falle stellen, damit ich beim Grafen in Ungnade falle.«
Martí entschied, sich
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