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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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24
    Almodis geht an Bord
    Toulouse, September 1052
     
    E inige Zeit später kam die Schar aus dem Wald von Cerignac hervor. Gilbert d’Estruc ließ den Trupp halten und machte sich bereit, Almodis alle Wünsche zu erfüllen. »Herrin, wir haben einen großen Vorsprung, selbst wenn uns jemand verfolgt hat. Wenn Ihr wollt, können wir eine Weile ausruhen, damit Ihr wieder zu Kräften kommt.«
    »Ich brauche keine Ruhepause, aber vielleicht meine Dame und Delfín. Sobald sie sich erholt haben, reiten wir weiter. Es drängt mich, bald ans Ziel zu kommen. Bitte teilt mir inzwischen, falls Ihr das schon tun dürft, den Teil des Plans mit, den wir noch ausführen müssen.«
    »Herrin, die größte Gefahr ist vorüber, und der Augenblick ist gekommen, dass Ihr alles erfahren sollt, was mein Herr entschieden hat. Nach wenigen Meilen kommen wir zu einem Bauernhof, der als Festung ausgebaut ist und wo uns eine Gruppe von katalanischen Rittern erwartet. Sie sind treue Freunde unseres Herrn Grafen und werden uns auf der übrigen Reise begleiten. Dort könnt Ihr ausruhen und Euch auf die zweite Etappe des Weges vorbereiten. Mein Herr hat daran gedacht, wie gefährlich es wäre, die Pyrenäen in einem Engpass zu überqueren, denn dort eignen sich viele Stellen für einen Hinterhalt, und darum hat er es vorgezogen, dass Ihr übers Meer nach Barcelona gelangt. Ein Schiff, das Juden aus Tortosa gemietet haben, erwartet uns auf einer Reede vor Narbonne. Dort versteckt Ihr Euch in einer großen Kiste und kommt darin an Bord, und Delfín, dessen Gestalt auffallen würde, legt sich in eine andere Kiste. Eure Dame verkleidet sich als Nonne und schließt sich Euch an, um Euch in Eurem Versteck bei allem zu bedienen, was Ihr braucht. Es wäre nicht gut, wenn Euch jemand erkennt und man davon
in Toulouse erfährt. Wenn Ihr an Bord seid, genießt Ihr, soweit es die beschränkten Möglichkeiten eines Schiffs erlauben, alle Bequemlichkeiten, die man Euch bisher vorenthalten musste. Ist uns der Himmel gnädig, so braucht Ihr nicht mehr als vier oder fünf Tage, bis Ihr nach Barcelona kommt, wo Euch mein Herr sehnsüchtig erwartet.«
    »Dann will ich ihn nicht warten lassen, mein guter Ritter. Ich neige wenig zu Umschweifen und Ausflüchten, wie sie kleine Damen gebrauchen, um ihren weiblichen Charakter zu betonen. Bitte verlangt von mir, dass ich mich ebenso anstrenge wie Eure Männer.«
    »Herrin«, sagte Gilbert d’Estruc mit wachsender Ehrerbietung, »ich glaube, in meinem ganzen Leben habe ich keine mutigere Dame als Euch kennengelernt, die den Gefahren des Soldatenlebens bereitwilliger getrotzt hätte.«
    Man hatte Pferde vorbereitet, damit Almodis und Doña Lionor in Damensätteln reiten konnten. Almodis stieg auf Hermosa und Doña Lionor auf eine fügsame Stute, während Delfín ein für seine Größe geeignetes Pferdchen benutzte.
     
    Eine Galeere ankerte auf der Reede. Die Topplaterne leuchtete an der Großmastspitze, über dem Mastkorb, und die Hecklaterne schimmerte im ruhigen Wasser der kleinen Bucht. Die Galeere hatte zwei Schaluppen zur Küste geschickt, die zwischen Schiff und Ufer so viele Fahrten wie nötig machen sollten, um alles an Bord zu bringen. Eine Gruppe von Fußgängern und Berittenen näherte sich dem Strand. Die Fußgänger trugen zwei Kisten: Eine hatte eine beträchtliche Größe, und die andere war kleiner. Kein Fischer von denen, die Netze flickten und bald mit ihren Booten hinausfahren wollten, um Tintenfische zu fangen, wunderte sich über das eigenartige Gefolge. Niemand kümmerte sich um die Waren, die man von der Küste zu den dort ankernden Schiffen brachte, denn da dieser Strand gern von Schmugglern aufgesucht wurde, war es nicht ratsam, seine Nase in Geschäfte zu stecken, die einen nicht unmittelbar angingen. Der Zug gelangte zum Ufer. Ein stattlich aussehender Reiter, dessen Stimme befehlsgewohnt klang, erteilte Anweisungen.
    »Bringt als Erstes die große Kiste an Bord, und Ihr, Mutter«, dabei wandte er sich an die Nonne, die neben ihm wartete, »kümmert Euch darum, dass sie äußerst vorsichtig befördert und an der sichersten Stelle der Galeere untergebracht wird.«

    Die Träger und die Ruderer der Schaluppe strengten sich an, den Befehl auszuführen. Unter großen Mühen schafften sie die riesige Kiste an den Schiffsbug. Die Schaluppen fuhren ununterbrochen hin und her, und als das ganze Gepäck umgeladen war, gingen die sechs ranghöchsten Ritter an Bord. Die anderen nahmen die

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