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Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ratsherrn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Tan
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gegessen hatte, wurde es ihm langsam wohler, und seine Stimmung heiterte sich merklich auf. »Vielen Dank, Beke. Deine Suppe wirkt wahre Wunder. Selbst deine Mutter kocht keine bessere. Aber sag es ihr nicht«, bat er grinsend.
    Das Mädchen strahlte wegen des Lobes übers ganze Gesicht. »Ich habe während des Kochens gebetet – sicher wirkt sie deshalb.«
    »Das ist gut möglich. Doch nun verzeih, ich habe noch etwas mit Thymmo zu besprechen.«
    »Natürlich«, war Bekes Antwort. Sie knickste und wandte sich gleich zur Tür. Doch als sie an Thymmo vorbeischritt, wagte sie noch einen kurzen Blick. Auch er schaute sie an – eindringlich und genau. Beide wollten eigentlich nicht lächeln, doch sie taten es dennoch.
    Johann Schinkel bemerkte das und sah sich erinnert an die Situation mit Thymmos beschädigter Schreibfeder vor einiger Zeit. Das Verhalten der beiden bereitete ihm durchaus Sorge. Doch er sagte vorerst nichts und nahm sich stattdessen vor, sie weiter zu beobachten.
    Die Tür fiel ins Schloss, und Thymmo besann sich wieder seiner heutigen Aufgabe. Er ging näher an Johann Schinkel heran und fragte: »Soll ich den Besuch bei meinem Oheim heute absagen?«
    »Nein, das ist nicht nötig, Thymmo. Ich fühle mich zwar nicht in der Lage, das Bett zu verlassen, aber der Besuch wird stattfinden.«
    »Aber wie soll …«
    »Du wirst allein dort hingehen.«
    »Ganz allein? Ist das Euer Ernst?«
    »Ja, ich denke, das bekommst du auch ohne mich hin. Schließlich warst du bei den letzten Terminen an meiner Seite, und außerdem handelt es sich ja um deine Familie – eine gute Gelegenheit für dich zu üben.«
    Thymmo fühlte sich geehrt. »Ich danke Euch für Euer Vertrauen!«
    »Schon gut, jetzt mach dich auf den Weg.«
    »Soll ich Beke noch einmal zu Euch schicken? Begehrt Ihr noch etwas?«
    »Nein, ich habe alles, was ich brauche. Sieh du nur zu, dass du heute gute Arbeit als mein Vertreter leistest.«
    »Das werde ich! Gehabt Euch wohl. Bis später.« Thymmo verließ die Kurie und trat beschwingt auf die Straße. Unter seinem Arm klemmte eine Schriftrolle mit den bisherigen Notizen, die der Ratsnotar und er auf ihren letzten Besuchen zum Thema Schiffsrecht angefertigt hatten. Seine Hand umklammerte ein Futteral mit Schreibfeder und Tinte. Er grinste, ohne es zu merken. Es bereitete ihm übermäßige Freude, Erkundigungen einzuholen und somit eines Tages zu einem Teil des neuen Stadtrechts zu werden, das aufgrund des auffällig roten Einbandes, der bereits angefertigt worden war, in aller Munde nur noch dat rode book genannt wurde.
    Sein Weg führte ihn nach Westen über den Berg, vorbei an dem früheren Rathaus über die Brotschrangen und die Zollenbrücke ins Katharinen-Kirchspiel. Natürlich bedauerte Thymmo, dass es eine Krankheit Johann Schinkels war, die seinem heutigen Alleingang zugrunde lag, doch insgeheim hatte er auf eine ähnliche Gelegenheit gewartet. Der Fünfzehnjährige wollte dem Ratsnotar beweisen, dass er in den letzten Jahren viel gelernt hatte. Er wollte ihn mit seinen Kenntnissen beeindrucken und mit seiner sorgfältigen Arbeit erfreuen, denn er konnte sich etwas darauf einbilden, im Namen des Ratsnotars unterwegs zu sein. Und genau aus diesem Grund verspürte er auch keinerlei Scheu, als er an die Tür seines Oheims pochte, der ihn bereits erwartete.
    Agnes ließ ihn ein, lächelte und begrüßte ihn absichtlich mit übertriebener Höflichkeit. »Der Herr des Hauses und der Rest der Familie erwarten Euch bereits.«
    »Agnes, lass das …«, lachte Thymmo. Dann erst verstand er ihre Worte. »Der Rest der Familie?«
    »Ja, sie waren alle so neugierig und wollten dich als Schreiber des Ratsnotars sehen.«
    Jetzt machte sich doch etwas Aufregung in Thymmo breit. Doch er bemühte sich, seine Gefühle verborgen zu halten.
    »Da ist er ja, unser fleißiger Gehilfe des Rates!«, begrüßte Godeke seinen Neffen, der soeben die Stube betreten hatte, freundlich. Und tatsächlich, sie alle waren da: Ava und Christian, Walther und Runa, Godeke und Oda.
    »Ja, da bin ich. Etwas verspätet, aber da!«, sprach Thymmo fahrig, klemmte als Erstes seinen Mantel in der Tür ein und ließ beim Versuch, ihn wieder herauszuziehen, seine Schriftrolle und sein Futteral fallen. Dieses ungeschickte Verhalten ließ nun keinen Zweifel mehr daran, was er eigentlich hatte verbergen wollen. Er war aufgeregt.
    Runa wollte sogleich aufspringen, um ihrem Sohn zur Hilfe zu kommen, doch Godeke bedachte sie mit einem bestimmten

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