Das Vermächtnis des Rings
Gezappel endlich einmal ein Ende.«
Shanna verzog die Mundwinkel. Sie mochte es nicht, wenn man sich über ihr Haar mokierte, auch dann nicht, wenn es sich um ihre Königin handelte.
»Mohaara ist der sagenumwobene Geist des Ettwaldes«, erklärte Shanna schließlich. »Angeblich taucht er alle dreißig Zyklen auf, um die Bewohner von Ett in Angst und Schrecken zu versetzen. Angelia, du bist einfach zu jung, um davon etwas zu wissen.« Die Ironie in Shannas Stimme war unüberhörbar.
»Nicht ›angeblich‹«, warf Frisia ein, schlug aber sofort die Hände vor den Mund. Sie hatte sich in eine Unterhaltung der Königin eingemischt! Frisias Gesicht wurde kreidebleich, woraufhin Angelia und Shanna sie entgeistert anblickten.
Dann verstand Angelia: »Liebe Frisia, Ihr müsst nicht um Euer Leben bangen. Ich weiß, dass Ephoola so ein Verhalten nicht geduldet hätte.« Sie legte beschwichtigend eine Hand auf die Schulter ihrer Gastgeberin, um ihr zu zeigen, dass sie tatsächlich nichts zu befürchten hatte. »Aber ich bin nicht Ephoola. Er ist tot. Und solange ich etwas zu sagen habe, werden seine Gepflogenheiten nicht wieder eingeführt werden.«
Frisia atmete tief durch.
»So, und jetzt noch einmal – was wolltet Ihr sagen?«
»Mohaara existiert tatsächlich. Allerdings taucht er alle vier Zyklen auf, und zwar stets in den mittleren zwei Wochen.«
»Und was geschieht dann genau?«, fragte Angelia.
»Ich glaube, ich muss ganz von vorne anfangen, um das zu erklären«, erwiderte Frisia.
Vor vierzig Zyklen, als das Reich vom Tyrannen Ephoola beherrscht wurde, lebte in dem kleinen Dörfchen Ett ein Magier, der die Bewohner in Angst und Schrecken versetzte: Mohaara. Er war ein schlechter Magier, der wegen seines schändlichen Verhaltens aus der Zunft der Magier ausgeschlossen worden war. Immer wieder hatte er seine Fähigkeiten zu seinem eigenen Nutzen eingesetzt. Zwar wussten die anderen Magier, dass sie sich durch ihre Treue gegenüber Ephoola ebenfalls nicht den alten Grundsätzen ihrer Zunft entsprechend verhielten, doch auch wenn sie ihre Kräfte in den Dienst des Tyrannen gestellt hatten, war ihnen selbst nie ein persönlicher Vorteil vergönnt. Anders aber Mohaara. Angeblich ließ er die Männer, deren Frauen er begehrte, an schrecklichen Krankheiten sterben. Und die Frauen verlockte er mit falschen Versprechungen und Drohungen dazu, sich ihm hinzugeben.
Er ließ sich mit Gold dafür bezahlen, dass er die Ernte der Bauern nicht durch einen von ihm selbst bestellten Hagelsturm vernichtete. Die Liste seiner ruchlosen Taten war lang, wenngleich im Lauf der Zeit vieles hinzugedichtet wurde. Niemand wagte es, gegen ihn aufzubegehren, bis eines Tages Robai mit seiner Frau Frisia in das Dorf zog. Mohaara hatte kaum seine erste Drohung gegen die Neuen im Dorf ausgesprochen, da setzte sich Robai auch schon daran, einen Fluch auszuarbeiten.
Als Mohaara drei Tage später vor Robais Türe trat, um sein Gold in Empfang zu nehmen, auf dass Robais Heim nicht von einer Katastrophe heimgesucht würde, traf es ihn völlig unerwartet, dass Robai einen Zauberspruch gegen ihn richtete, einen Zauberspruch, der ihn eigentlich töten sollte. Allerdings war der Spruch nicht ganz so wirkungsvoll wie erwünscht. Mohaara überlebte, doch er wurde gebannt, und es war ihm in diesem Zyklus nicht möglich, das Dorf erneut heimzusuchen. Robai wurde als Held gefeiert – bis Mohaara vier Zyklen später zurückkehrte, um sich an ihm zu rächen.
»Und?«, fragte Shanna neugierig.
»Nun, mein Mann konnte ihn mit dem gleichen Spruch bannen, aber zwei Wochen lang kehrte Mohaara Tag für Tag zu unserem Heim zurück. Immer wieder versuchte er, Robai zu besiegen«, berichtete Frisia. »Das gelang ihm zwar nicht, doch er konnte während einer dieser Attacken einen Fluch gegen ihn aussprechen.«
»Robai hat den Fluch aber abgewehrt, oder?«, wollte Angelia wissen.
»Nein, er hat ihn ja nicht einmal bemerkt«, erklärte Frisia. »Es war ein sehr heimtückischer Fluch…«
»Passt zu Mohaara, nach allem, was ich gerade über ihn erfahren habe«, bemerkte Angelia lakonisch.
»Jedes Mal, wenn mein Mann seitdem seinen Bannspruch gegen Mohaara ausspricht, verliert er selbst mehr und mehr Kraft. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er zu schwach wird, um überhaupt ein Wort hervorzubringen.«
Shanna blickte zu Robai, der nach wie vor Unverständliches murmelte. »Das sieht man ihm aber nicht an.«
»Er hat sich ja auch vier Zyklen lang
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