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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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geschnittenen Scheiben Wurst bereitgelegt hatte. Außerdem stand eine Kanne Milch auf dem Tisch, diesmal aber nicht erhitzt.
    »Ihr seid früh auf«, sagte Frisia, als die beiden hereinkamen und sich an den Tisch setzten. »Habt Ihr eigentlich heute Nacht auch diese Geräusche gehört? Ich hatte schon Angst, dass Mohaara früher erscheint.«
    Angelia und Shanna schüttelten gleichzeitig den Kopf, dann fragte Shanna: »Wo ist Euer Mann?«
    »Oh, der schläft noch. Er hat bis kurz vor Sonnenaufgang an seinem Zauberspruch gearbeitet«, antwortete sie. »Die Zeit wird knapp für ihn.«
    »Und? Macht er Fortschritte?«, wollte Angelia wissen, aber Frisia schüttelte nur den Kopf. Shanna füllte einen Becher mit Milch, dann stand sie auf und ging zu Robais Arbeitsplatz. Eine Zeit lang studierte sie die Formeln und Aufzeichnungen, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Auf den ersten Blick scheint alles zu stimmen«, bemerkte Shanna. »Eigentlich müsste Mohaara sofort in einer Flammensäule vergehen.« Ihr Blick fiel auf ein Gläschen mit getrocknetem Wellkraut. Sie nahm zwei der kleinen Blätter aus dem Gläschen und steckte sie unter ihr Schmuckband, das sie um den Oberarm trug.
    Angelia schoss ein Gedanke durch den Kopf: »Wo lebt dieser Mohaara überhaupt? Er muss sich doch irgendwo aufhalten, während er seine Wiederkehr vorbereitet.«
    Frisia setzte sich zu ihr an den Tisch: »Im Norden unseres Dorfes gibt es die so genannte Schwarze Höhle, niemand wagt sich auch nur in ihre Nähe. Sonderbare Dinge sollen dort geschehen, am Tag wie in der Nacht…«
    »Sonderbare Dinge?«, fragte Angelia dazwischen.
    »Die Schwarze Höhle ist ein Ort, den seit vielen Zyklen niemand mehr besucht hat, zu groß ist die Angst im Dorf. Menschen sind dort verschwunden, und Geister sollen die Höhle bewohnen, in die niemals das Tageslicht vordringt.«
    »Klingt interessant«, sagte Shanna, die wieder zum Tisch zurückgekehrt war. »Vielleicht sollten wir uns da mal ein wenig umsehen.«
    »Bloß nicht«, warnte Frisia entsetzt. »Es wird Euer Untergang sein. Ich flehe Euch an, unser Land braucht seine Königin, Ihr könnt nicht die Zukunft des Landes so leichtfertig aufs Spiel setzen.«
    »Wir werden schon auf uns Acht geben«, versuchte Angelia sie zu beruhigen, obwohl sie wusste, dass es vergebliche Liebesmühe war. »Vielleicht können wir ja mit Mohaara Kontakt aufnehmen.«
    Frisia faltete die Hände und betete stumm, während die beiden aufstanden und das Haus verließen.
    »Komm mit, ich habe etwas für dein Pferd gefunden«, sagte Shanna, als sie die Tür hinter sich zugezogen hatte. Sie gingen zum Stall, und Shanna zog die Wellkraut-Blätter hervor.
    »Halt den Huf fest«, wies sie Angelia an, die tat, wie ihr befohlen. Shanna rollte die kleinen Blätter auf und drückte sie so tief in die Verletzung, dass das Pferd unruhig wurde.
    »Ist gut, du kannst loslassen«, sagte sie dann. »Das ist Wellkraut, ich habe es von Robai ›geliehen‹. Damit ist die Verletzung bis heute Mittag verheilt.«
    »Danke«, erwiderte Angelia.
    »Richtung Norden also«, sagte Shanna, nachdem sie den Stall verlassen hatten. »Wir hätten uns eine bessere Wegbeschreibung geben lassen sollen, meinst du nicht auch, Angelia?«
    »Die gute Frisia würde vor Angst sterben, wenn sie uns auch noch genau erklären müsste, wie wir die Höhle erreichen. Sie macht sich so schon Vorwürfe genug«, erwiderte sie. »Wir fragen einfach in einem der anderen Häuser im Dorf nach, irgendwer wird schon wissen, wo es lang geht.«
    Sie gingen um Robais Haus herum und bekamen nun zum ersten Mal das Dorf zu sehen, in das es sie am Abend zuvor verschlagen hatte. Es war eine bescheidene Ansammlung von Gehöften und kleineren Werkstätten, die das Dorf mit allem versorgen konnten, was für das tägliche Leben gebraucht wurde. Der Weiler hatte fast schon etwas Beschauliches an sich, wenn man darüber hinwegsah, dass hier in regelmäßigen Abständen ein Kampf zwischen zwei Magiern ausgetragen wurde, ein Kampf, der für alle im Dorf ernsthafte Konsequenzen haben konnte, je nachdem, welche Seite den Sieg davontrug.
    »Sieht schön aus«, sagte Angelia.
    »Na ja, hier kann ich mich immer noch niederlassen, wenn ich alt und tot bin«, erwiderte Shanna sarkastisch und strich sich zum wiederholten Male eine besonders hartnäckige Haarsträhne aus dem Gesicht. Angelia warf ihr einen Blick zu, der verriet, dass sie ihr diese Bemerkung nicht übel nahm. Unter der Schreckensherrschaft Ephoolas

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