Das Vermächtnis des Rings
erholen können«, sagte Frisia. »Dennoch ist es inzwischen so weit gekommen, dass Mohaara ihm bereits am ersten Tag so viel Lebensenergie entziehen wird, dass Robai die kommenden zwei Wochen nicht überleben kann. Er wird sich wohl nicht einmal so weit erholen können, um am nächsten Tag aus eigener Kraft aufzustehen.«
Angelia und Shanna sahen sich an, ihre Blicke verrieten, dass sie sich einig waren: Hier wurde ihre Hilfe gebraucht!
»Wie lange noch?«, wollte Angelia schließlich wissen.
Frisia schüttelte verzweifelt den Kopf. »In zwei Tagen geht es wieder los. Das Unwetter ist ein Vorbote.«
»Können wir noch ein paar Tage bleiben?«, fragte Angelia. »Mein Pferd kann sich ruhig noch ein wenig länger erholen.«
»Aber Ihr werdet doch am Hof erwartet?«
»Genau genommen ist das nicht der Fall«, entgegnete Angelia. »Wenn wir hier nicht angehalten hätten, wären wir gut eine Woche zu früh am Hof eingetroffen. Wir hätten also noch ein wenig Zeit, um zu helfen.«
»Wie wollt ihr helfen?«, fragte Frisia. »Mein Mann hat die Mächte der Magie auf seiner Seite, und trotzdem kann er sich nicht gegen Mohaara wehren.«
»Shanna ist eine Zauberin, sie gehört zu den besten, die ich kennen gelernt habe. Außerdem habe ich von ihr den ein oder anderen kleinen Trick gelernt. Damit wären wir zu dritt, während Mohaara auf sich allein gestellt ist.«
Shanna räusperte sich vernehmlich. Ihr Blick sprach Bände, und Angelia verstand. »Na ja«, korrigierte sie sich. »Streng genommen sind wir nur zu zweit – also Robai und Shanna –, und ich kann die beiden ein wenig unterstützen.« An Shanna gerichtet, fragte sie: »Besser so?« Ein zufriedenes Nicken war die Antwort.
»Ich weiß das Angebot wirklich zu schätzen, bloß gibt es da ein großes Problem«, dämpfte Frisia die aufkeimende Hoffnung der beiden, um dann mit leiserer Stimme weiterzureden. »Mein Mann lässt sich nicht gerne helfen, und erst recht nicht von einer Frau! Ihr habt ja gemerkt, wie er mit Euch an der Tür umgesprungen ist. Ihm Hilfe anzubieten, wäre vergebliche Mühe.«
Shanna entrüstete sich: »Seit Angelia Königin ist, haben sich die Dinge im Reich geändert.«
»Weibergewäsch«, tönte es plötzlich aus der Ecke. Robais Blick war noch immer auf das Buch gerichtet, und auch seine Gedanken kreisten unablässig darum, wie er wirkungsvoll gegen Mohaara zu Felde ziehen könne. Trotzdem hatte er wohl einen Teil der Unterhaltung mitbekommen, möglicherweise auch alles, und den Zeitpunkt für gekommen gehalten, seinen knappen Kommentar abzugeben.
»Wie bitte?«, brauste Shanna auf, doch Angelia hielt sie zurück. »Wenn er uns aus seinem Haus wirft, können wir ihm erst recht nicht helfen«, sagte sie beschwichtigend. Shanna hielt inne.
»Weibergewäsch«, wiederholte Robai, diesmal direkt an die Frauen gerichtet. »Ich werde Mohaara bannen, so wie immer, damit das klar ist.«
»Wir wollen nur helfen«, zischte Shanna.
»Helfen könnt Ihr, wenn Ihr Euch aus meinen Angelegenheiten heraushaltet«, fauchte Robai zurück.
»Robai!«, sagte Frisia in strengem Ton. »Die jungen Damen werden ein paar Tage bleiben… damit das klar ist!«
»Solange sie kein Unglück bringen«, gab er zurück und arbeitete weiter an seinem Spruch.
Draußen war unterdessen die Nacht hereingebrochen. Das Unwetter war noch immer nicht vorüber. Selbst wenn Angelia und Shanna hätten weiterreiten wollen, es wäre der denkbar ungünstigste Zeitpunkt für einen Aufbruch gewesen.
»Ich zeige Euch die Gästekammer«, sagte Frisia und führte die beiden Frauen in einen Raum, zu dem ein paar Stufen hinaufführten. »Sie ist zwar klein, aber zum Schlafen reicht es allemal.« Sie hielt kurz inne, dann sprach sie mit gesenkter Stimme weiter: »Verzeiht, Hoheit, ich habe vergessen, dass Ihr solche Räumlichkeiten nicht gewöhnt seid.«
Angelia lächelte sie an: »Macht Euch darum keine Sorgen. Ich habe früher noch viel bescheidener leben müssen – außerdem sind wir erschöpft und könnten notfalls im Stehen schlafen. Es war ein anstrengender Tag, und ich ahne, dass uns noch so Einiges bevorstehen wird.«
Sie sollte Recht behalten.
Am Morgen wurden Angelia und Shanna von der Sonne geweckt, die durch das kleine Fenster ins Zimmer fiel. Der Regen hatte aufgehört, aber vereinzelte Wolken ließen erahnen, dass das Unwetter noch nicht ganz vorüber war.
Die beiden Freundinnen gingen nach unten in die Wohnkammer, wo Frisia für sie bereits Brote mit dick
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