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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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wäre ein solches Verhalten undenkbar gewesen. Doch Angelia hatte gelernt, dass die Macht nur allzu leicht die dunkle Seite der Seele eines Herrschers zum Vorschein bringen konnte. Die Meinung anderer beeinflussen zu wollen, war ein erster Schritt dazu. Und so hörte sie oft auf das, was ihre Freunde und Vertrauten ihr sagten oder rieten.
    »Dort ist ein Bauer auf dem Feld, ihn sollten wir fragen«, fuhr Shanna fort, nachdem sie den vom Regen knöcheltief aufgeweichten Hauptweg überquert hatten, der sich zwischen den Häusern hindurchschlängelte. Sie gingen am Rand des Ackers entlang, bis sie sich auf derselben Höhe wie der Bauer befanden. Der recht beleibte Mann kniete auf dem morastigen Boden und zog Knollen aus der Erde, als er plötzlich die beiden Frauen bemerkte, die gut zwanzig Schritt von ihm entfernt standen.
    »Was kann ich denn für euch beiden Hübschen tun?«, rief er ihnen zu und setzte ein breites Lächeln auf, das sogar auf diese Entfernung erhebliche Zahnlücken erkennen ließ.
    »Wetten, dass er sich irgendwelche Chancen bei uns ausrechnet?«, fragte Shanna leise, woraufhin Angelia zustimmend nickte.
    »Wir sind auf der Suche nach etwas. Vielleicht könnt Ihr uns den Weg weisen?«, rief Angelia zurück.
    Der Bauer stand auf und stapfte über den Acker auf die beiden zu. Seine Hose war von der Erde verschmutzt, die dicken Handschuhe und die klobigen Holzschuhe sahen nicht besser aus. Das Gesicht des Mannes war purpurrot von der anstrengenden Feldarbeit, wohl aber auch, weil er noch viel dicker war, als es auf die Entfernung hin den Anschein gehabt hatte. Sein Herz musste Höchstleistungen erbringen, um den massigen Körper in Bewegung zu halten. »Wohin wollt ihr denn, ihr Hübschen?«
    Angelia zwang sich zu einem höflichen Lächeln, während Shanna den Mann ausdruckslos ansah. Eine bissige Bemerkung lag ihr auf der Zunge, aber sie wusste, dass es Angelia nicht gefallen würde, wenn sie jetzt etwas sagte.
    »Wir suchen die Schwarze Höhle. Sie soll im Norden liegen, aber wir kennen nicht den genauen Weg«, sagte Angelia.
    Der Mann zuckte erkennbar zusammen, sogar sein puterrotes Gesicht wurde mit einem Schlag blass.
    »Was… was wollt ihr da?«, stammelte er, während sein Unterkiefer unkontrollierbar zu zittern begann.
    Bevor Angelia weiterreden konnte, ergriff Shanna das Wort: »Wir wollen Mohaara ins Jenseits befördern. Wir sind geschickt worden, um seinem Treiben ein Ende zu setzen.«
    Der Bauer sah die beiden abwechselnd an: »Zwei Frauen? Man hat euch geschickt?« Es schien, als wolle er jeden Augenblick in lautes Lachen ausbrechen.
    Shanna streckte die rechte Hand aus und richtete sie auf den Oberkörper des Mannes: »Wenn du willst, du fettes Etwas, demonstrieren wir dir hier und jetzt, zu was wir alles in der Lage sind. Ich kann dir allein mit der Macht meines Geistes das Herz aus der Brust reißen und es dir auf einem Teller präsentieren. Dabei lasse ich dich noch so lange am Leben, dass du dir das ganze Schauspiel ansehen kannst.«
    Wieder zuckte der Mann zusammen, sein Gesicht wurde wenn möglich noch bleicher.
    »Ich flehe euch an, tut mir nichts«, bettelte er und fiel auf die Knie.
    »Dann hilf uns gefälligst«, herrschte Shanna ihn an. »Sonst müssen wir davon ausgehen, dass du auf Mohaaras Seite stehst. Und was dann geschieht, ist noch viel schlimmer als das, was ich dir gerade angedroht habe.«
    »Auf Mohaaras Seite?«, wiederholte der Bauer und begann diesmal wirklich zu lachen. »Ich wünsche mir nichts mehr, als dass Mohaara endlich verschwindet. Seht ihr diesen Acker? Der Regen, den Mohaara geschickt hat, ist dafür verantwortlich, dass meine gesamte Ernte vernichtet wurde. Dies hier…«, er hielt eine der Knollen hoch, die er aus dem Boden gezogen hatte, »… sollte einmal als Riesenflerck auf den Markt in Heedes gebracht werden.«
    »Das reicht ja nicht mal zu einem normalen Flerck«, sagte Angelia, nachdem sie sich die Knolle angesehen hatte.
    »Eben. Und das verdanke ich alles Mohaara. Zum Teufel mit ihm«, fluchte er laut, während er wieder aufstand. »Ich werde euch liebend gern den Weg beschreiben.« Es folgte eine auf den ersten Blick immens kompliziert erscheinende Schilderung des Weges zur Schwarzen Höhle. Erst in seinem letzten Satz kam der Bauer dann auf etwas zu sprechen, das ihnen viel Zeit erspart hätte: »Wenn ihr euch dann links haltet, gelangt ihr zu diesem großen alten Steinkreuz, das ihr dort hinten, auf der anderen Seite des Tals, sehen

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