Das Vermächtnis des Rings
könnt.« Die beiden nickten. »Unmittelbar darunter befindet sich der Eingang zur Schwarzen Höhle.«
Shanna warf Angelia einen Blick zu, der verriet, dass sie verärgert und amüsiert zugleich war. Sie machten sich auf den Weg, dann sagte sie: »Wenn er uns doch zuerst das Kreuz gezeigt hätte, dann wären wir schon längst auf dem Weg dorthin, oder?«
Angelia zuckte mit den Schultern. »Was soll man machen, auf jeden Fall wissen wir jetzt, wo wir hin müssen. Allerdings frage ich mich, ob es wirklich nötig war, diesen Mann so in Angst zu versetzen.«
»Liebe Angelia«, erwiderte Shanna und legte ihren Arm um Angelias Schultern, während sie über eine wilde Wiese in Richtung der Schwarzen Höhle gingen. »Ich weiß, dass du gerne sanft mit deinen Untertanen umgehst, aber manchmal geht es nicht. Und dieser Kerl hätte uns gar nichts gesagt. Wie er uns schon angestarrt hat!«
Den Weg zur Schwarzen Höhle, der durch ein lang gestrecktes, idyllisches Tal führte, legten die beiden überraschend schnell und mühelos zurück. Das Ganze glich einem Spaziergang, der aber sowohl Angelia als auch Shanna bisweilen etwas zu bequem erschien. Es war, als wolle sie jemand in Sicherheit wiegen, um dann ganz unerwartet zuzuschlagen. Grund genug, mit noch größerer Wachsamkeit als sonst vorzugehen. Die Hand stets auf dem Heft des Schwertes ruhend, schritten sie Seite an Seite in Richtung Höhle, während sie sich immer wieder umsahen, um einen möglichen Hinterhalt rechtzeitig zu entdecken.
Dann standen sie vor dem Eingang zur Höhle, über dem das gewaltige steinerne Kreuz prangte. Es war größer als jedes andere Kreuz, das die beiden bisher gesehen hatten.
»Es sieht aus, wie aus einem großen Stein gehauen«, sagte Shanna. »Ich kann nicht erkennen, dass da irgendwo etwas aufeinander gesetzt worden ist.« In der Mitte des Kreuzes befand sich eine kleine Aussparung, in der eine Kerze brannte. »Wer die wohl austauscht, wenn sie abgebrannt ist?«, fragte Shanna.
»Vermutlich Mohaara«, erwiderte Angelia.
Angelia trat näher. Sie strich mit den Fingern über den Stein. Er fühlte sich ungewöhnlich glatt an, gar nicht wie ein über Jahrhunderte von Wind und Wetter bearbeiteter Felsblock. Angelia vermochte nicht einmal zu sagen, um welche Art von Gestein es sich handelte. »Es sieht fast so aus, als hätte man diesen Stein direkt in diese Form gegossen, anstatt ihn aus einem Felsblock zu hauen«, sagte sie. »Sehr sonderbar.«
»Wir sollten uns lieber mit der Höhle beschäftigen, Angelia«, mahnte Shanna, die sich in einiger Entfernung vor den Eingang gehockt hatte. Dieser befand sich an einer Seite des kleinen Hügels, auf dem das Kreuz stand, und musste zwangsläufig steil nach unten führen, da es keinen Platz für einen einigermaßen ebenen Weg ins Innere der Höhle gab.
Angelia gesellte sich zu ihrer Freundin und spähte in die Dunkelheit. »So kann man gar nichts sehen«, stellte sie schließlich fest. »Das Tageslicht fällt nicht hinein.«
»Also brauchen wir Fackeln«, sagte Shanna und richtete sich auf. Auf dem Weg hierher waren ihr einige abgebrochene Äste und Zweige aufgefallen, die der Wind gegen eine Baumgruppe geweht hatte. Sie ging das kurze Stück zurück und wählte vier Holzstücke aus, die sich für ihre Zwecke eigneten.
»Zum Glück ist das Holz im Schatten der Bäume trocken geblieben«, sagte sie, als sie wieder zu Angelia zurückgekehrt war. Zwei der Stücke steckte sie sich hinter den Gürtel, die beiden anderen entzündete sie an der Kerze. Eine der brennenden Fackeln reichte sie Angelia, dann machten sie sich auf den Weg in das ungewisse Dunkel.
Es war, als wäre von einem Augenblick auf den anderen die Nacht über sie hereingebrochen, so finster wurde es, als sie die Schwarze Höhle betraten. Die Felswände reflektierten absolut nichts vom Tageslicht, ebenso wenig wie den Schein der Fackeln.
»Unglaublich«, flüsterte Shanna, die darauf wartete, dass sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnten.
»Überhaupt nicht«, entgegnete Angelia einen Moment später. »Nur sehr geschickt. Sieh doch, der Fels ist mit schwarzer Farbe gestrichen worden, die kein Licht reflektiert. Hier« – sie deutete auf eine Stelle – »fehlt Farbe, wahrscheinlich wurde dieser Fleck übersehen.« Tatsächlich wurde dieser Punkt an der Wand heller, als Angelia die Fackel daran hielt.
»Das erklärt auch den Namen der Höhle«, sagte Shanna. »Also keine Magie.«
»Bisher jedenfalls nicht. Wir wissen ja
Weitere Kostenlose Bücher