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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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Größe, offenbar Tinkturen und Pulver, Salben und flüchtige Wasser, wie man sie bei jemandem erwartete, der sich in der Zauberei auskannte.
    »Gemütlich«, sagte Angelia, die offensichtlich von dem Anblick gefesselt war.
    »Eine Spur zu gemütlich«, erwiderte Shanna misstrauisch. Es war nicht das, was sie von einem Magier oder Zauberer erwartete, und das weckte ihre Zweifel. »Vielleicht ist es nur eine Illusion«, ergänzte sie.
    »Vielleicht bin ich ja auch nur eine Illusion«, sagte plötzlich eine Stimme. Die beiden fuhren herum und sahen, dass jemand hinter ihnen stand. Shanna riss ihr Schwert heraus und stürmte auf die Gestalt zu, verlor aber das Gleichgewicht und stürzte zu Boden, als die Klinge keinen Widerstand fand. »Nein«, hatte Angelia noch geschrien, doch es war schon zu spät gewesen. Shanna hatte sich gerade aufgerappelt, als die beiden Freundinnen von Lichtblitzen umzuckt wurden, die ihre Körper wie eine zweite Haut zu umschließen begannen, sodass sie sich schließlich nicht mehr bewegen konnten.
    »Willkommen in meiner bescheidenen Höhle«, sagte dieselbe Stimme, der sie bis hierher gefolgt waren, doch diesmal klang sie echt. Angelia drehte den Kopf, so weit ihre ungewöhnlichen Fesseln es zuließen. »Gestatten, ich bin Mohaara, aber das wisst ihr sicher schon. Und ihr seid?«
    Angelia wollte zu einer Antwort ansetzen, als Shanna zu sprechen begann: »Ich bin Xandra, und das hier ist meine kleine Schwester Ehtaga.«
    »So, so, ein Geschwisterpaar«, sagte Mohaara und trat zu den beiden.
    Mohaara war von recht zierlicher Statur, ein wenig größer als Angelia und Shanna. Sein Gesicht wies fein geschnittene Züge auf und war von einer wilden, schneeweißen Mähne umrahmt. Mohaaras Augen funkelten tiefrot, aus ihnen sprach der Hass, der sich im Laufe zahlloser Zyklen angestaut hatte. Angelias Blick fiel auf Mohaaras Hände, die aus der weiten, dicken Robe hervorlugten. Sie waren ungewöhnlich feingliedrig und gepflegt, obwohl man von einem Magier eher erwartete, dass er sich bei seiner Arbeit mit gefährlichen Tinkturen Schnittwunden und Verätzungen zuzog. »Und was wollt ihr von mir?«
    »Wir wollen mit dir reden, wir wollen dir helfen«, erwiderte Angelia wahrheitsgemäß. »Es geht um Robai!«
    »Der alte Narr!«, herrschte Mohaara sie an. »Er wird sterben, und ich werde wieder die Macht übernehmen! Ich werde mir zurückholen, was mir gehört!«
    »Die anderen im Dorf werden dich dafür hassen«, warf Shanna ein.
    »Das haben sie auch früher schon getan, also macht es keinen Unterschied«, entgegnete Mohaara zornig. »Mir hat man immer alles genommen, ich habe nie etwas besessen!«
    »Warum?«, wollte Angelia wissen.
    »Weil…«, Mohaara hielt einen Moment inne, um dann leiser weiterzureden. »Weil ich nicht so bin wie sie, darum. Aber das würdet ihr auch nicht verstehen!«
    »Erklär es uns, vielleicht verstehen wir es ja doch!«, forderte Shanna ihn heraus. »Versuch es wenigstens!«
    Mohaara lachte spöttisch über den Vorschlag. »Ihr würdet es nicht verstehen. Seht euch doch an, seht doch, wie vollkommen ihr seid. Wunderschöne Frauen mit einem wunderschönen Körper. Wie wollt ihr da etwas verstehen?«
    »Was hat das mit unserem Aussehen zu tun?«, fragte Angelia deutlich irritiert, aber Mohaara antwortete nicht darauf. Stattdessen erklärte er: »Wie dem auch sei. Heute ist die Zeit für den alten, hässlichen Robai abgelaufen. Für immer.«
    »Mohaara, erklär uns, was das alles zu bedeuten hat«, verlangte Angelia.
    Sie begann zu spüren, dass sich hier ein Unheil anbahnte, dem sie möglicherweise machtlos gegenüberstehen würde. Wieder wurden sie von Mohaara ignoriert, der inzwischen an einen mit Gläsern und Gefäßen vollgestellten Tisch zurückgekehrt war und sich in ein Buch vertiefte.
    »Wieso heute?«, fragte Shanna plötzlich. »Der Kampf soll doch erst in zwei Tagen stattfinden.«
    Mohaara hob den Kopf und grinste amüsiert: »Ich wusste doch, dass der alte Narr es vergessen würde. Seit dem letzten Mal sind zwei überzählige Tage aus dem Kalender gestrichen worden, also habe ich meinen triumphalen Auftritt zwei Tage früher.«
    Angelia warf Shanna einen entsetzten Blick zu. Sie mussten irgendetwas unternehmen, doch so lange das Netz aus zuckenden Blitzen ihre Körper umgab, konnten sie sich nicht von der Stelle rühren.
    »Lass uns frei, Mohaara«, sagte Angelia und versuchte, ihrer Stimme einen bedrohlichen Unterton zu verleihen.
    Das war ihr insoweit

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