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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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Holm ließ ihm nicht die Spur einer Chance. Er rammte ihm den Gewehrlauf in den Magen und riss das Knie hoch, als Raskell sich vor Schmerz krümmte. Raskell schrie auf, taumelte zurück und brach mit einem leisen Wimmern in die Knie. Für einen Moment war er halb betäubt vor Schmerzen. Blut lief über sein Gesicht. Er bekam keine Luft mehr.
    »Sie… Sie verdammter Mörder!«, würgte er hervor.
    Holm lachte schrill, fuhr herum und trat ihm wuchtig vor die Brust. Raskell fiel hintenüber. Ein grausamer Schmerz schoss durch seinen Brustkorb. Vor seinen Augen begann sich langsam etwas Riesiges, Dunkles zusammenzuballen, und er spürte, wie er in Bewusstlosigkeit zu versinken drohte. Holm fuhr mit einem boshaften Kichern herum und zielte auf Harbo.
    Etwas Langes, Weißes zischte über die Lichtung, zerschmetterte den Gewehrkolben und prellte Holm die Waffe aus der Hand. Holm schrie auf, wankte zurück und sah sich aus schreckgeweiteten Augen um. Für die Dauer eines Lidzuckens stand er wie erstarrt da, dann riss er mit einem Fluch das Buschmesser aus seinem Gürtel und wich vier, fünf Schritte zurück. Breitbeinig, die Waffe wie ein Schwert haltend, stand er da und erwartete einen Angriff, der nicht kam.
    Ein zweiter Pfeil zischte über die Lichtung, traf die Klinge seines Buschmessers und zerbrach sie. Holm schrie; ein dumpfer, grollender Laut, wie ihn eine menschliche Kehle nicht hervorbringen konnte. Er warf den nutzlosen Messergriff von sich, sah sich gehetzt um und wich dann rückwärts gehend zum gegenüberliegenden Waldrand zurück.
    Wieder sirrten die Bogensehnen. Zwei lange, schlanke Pfeile jagten auf Holm zu, kreuzten sich vor ihm und schlugen mit dumpfem Geräusch in den Boden. Holm schrie auf, fuhr herum und verschwand mit hastigen Schritten im Wald.
    Raskell stemmte sich mühsam hoch. Vor seinen Augen flimmerten noch immer bunte Kreise. Für einen Moment glaubte er einen flüchtigen Eindruck von Reitern zu haben; große, silbern, weiß und rot gekleidete Gestalten, die auf prächtigen weißen Pferden saßen und mit Bögen und Schwertern bewaffnet waren. Ein dumpfes Dröhnen wie von Pferdehufen erfüllte den Wald.
    Dann war der Spuk vorbei, so rasch, wie er erschienen war. Der Wald war still, und weder von Holm noch von den Elfenkriegern war noch eine Spur zu entdecken.
    Raskell presste stöhnend die Hand auf seine schmerzenden Rippen. Ein starkes Schwindelgefühl wallte in ihm empor. Er lehnte sich gegen einen Baum, wartete, bis das Schlimmste vorbei war, und ging dann schwankend auf den kleinen See in der Mitte der Lichtung zu.
    Harbo hockte noch immer dort, wo er gestürzt war. Sein Gesicht war grau und vor Schmerzen gezeichnet, und der dunkle Fleck auf seiner Schulter war größer geworden. Aber in seinen Augen war kein Vorwurf, kein Hass. Höchstens so etwas wie Trauer.
    Raskell wollte sich bücken und nach seiner Verletzung sehen, aber Harbo schob seine Hand mit sanfter Gewalt beiseite und schüttelte den Kopf. »Lass gut sein, Freund Raskell«, sagte er mit zitternder Stimme. »Es geht schon.«
    »Du bist verletzt«, widersprach Raskell.
    »Nicht so schlimm wie du, Freund Raskell.« Harbo stand langsam auf, ging zum See und schöpfte eine Hand voll Wasser, um zu trinken. »Die Wunde wird heilen, Freund Raskell. Mach dir keine Sorgen um mich.«
    Raskell starrte den Troll wortlos an.
    Harbo lächelte. »Ich bin froh, dass du nicht geschossen hast«, sagte er. »Sehr froh. Ich habe mich nicht in dir getäuscht.« Er deutete auf den See. »Reinige deine Wunden. Das Wasser besitzt große Heilkraft.«
    Raskell bückte sich zögernd. »Holm«, begann er, brach aber sofort wieder ab, als er Harbos Blick begegnete.
    »Sorge dich nicht um ihn«, murmelte der Hobbit leise. »Du hast getan, was in deiner Macht stand. Dich trifft keine Schuld.«
    »Sie werden ihn töten, nicht?«, fragte Raskell.
    Harbo nickte traurig. »Ja. Er hat es verdient. Er wusste, welche Strafe ihn erwartet. Er hat das Schicksal herausgefordert. Dauert dich sein Tod?«
    Raskell überlegte einen Moment. Dann nickte er. »Er war ein Mensch. Trotz allem.«
    »Ein Mensch?« Harbo lächelte, traurig und mit einer Spur von Mitleid. »Nein, Freund Raskell. Er war kein Mensch. Er war ein Dämon.«





T IMOTHY S TAHL
     
    I M G EISTE DES M EISTERS
    ODER
    D IE W UNDERSCHMIEDE
     
     
     
    I.
     
    Das Haus – eine Hütte eher, wenn man allein dem äußeren Anschein traute – fiel auf den ersten Blick überhaupt nicht auf. Und auf den zweiten

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