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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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waren ohne Belang an diesem Orte; auch das verstand Hogarth nunmehr), die allerlei Dinge brachten, und er half ihnen, sie in den Regalen zu verstauen.
    Und er band die Pergamentröllchen an all diesen Dingen fest.
    Mehr noch, er half dem alten Mann die Pergamente zu beschreiben.
    Dies war Hogarth die liebste Arbeit von allen, entsprach sie doch am ehesten dem, was er früher (in einem anderen Leben) mit größter Hingabe getan hatte: Tagträumen nachzuhängen, Geschichten zu spinnen und zu ersinnen…
    Nach und nach übernahm Hogarth mehr und mehr der Angelegenheiten, die zu regeln waren. Eine Zeitlang überwachte der alte Mann noch, was der Junge, der längst kein Junge mehr war, tat und wie er es tat, dann ließ sein Augenmerk allmählich nach, und schließlich entschied und wirkte Hogarth größtenteils allein.
    Der alte Mann blieb nun oft im Bett, und mochte die Zeit bislang so gut wie spurlos an ihm vorübergegangen sein, so griff sie jetzt mit Macht nach ihm. Doch weder er noch Hogarth sorgten sich deswegen; es war der natürliche Lauf der Dinge – so weit die Dinge an diesem Ort einem natürlichen Lauf folgten.
    Dennoch, der alte Mann verlor das Geschehen nicht vollends aus den Augen, und Hogarth war dankbar dafür, dass ihn der alte Meister bisweilen an Dinge erinnerte, die dringend zu erledigen waren. Denn nun, nachdem er selbst in all die Vorgänge verstrickt war, musste Hogarth erkennen, dass er den Aufwand, der zu betreiben war, früher stark unterschätzt hatte. Es gab viel zu tun, und die Dinge verlangten nach einem geregelten Ablauf. Nur allzu leicht konnten sie aus dem Ruder laufen, durcheinander geraten – und das wäre schlecht gewesen fürs Geschäft.
    Den Ring jedoch hätte Hogarth nicht vergessen. Schließlich war der Ring das erste Stück, das er ganz allein und ohne Rat und Hilfe des alten Mannes wie auch der Zwerge gefertigt hatte.
    Als der alte Mann ihn trotzdem daran erinnerte, fehlte nur noch eines am Ring: das Pergamentröllchen…
    Zum Schreiben hatte Hogarth einen ganz eigenen Platz gefunden. Er setzte sich nicht an den Schreibtisch des alten Mannes, sondern zog sich zurück in die Kellergewölbe der Hütte, und dort an einen Ort, der jedem anderen ungemütlich erschienen wäre. Doch war es nun einmal so, dass die Feder in Hogarths Hand an eben diesem doch merkwürdigen Fleckchen wie von selbst über das Pergament tanzte.
    Nun, bislang jedenfalls war es so gewesen.
    Als er sich jetzt aber niederließ, um über den Ring zu schreiben, wollte die Federspitze zunächst nichts als einen kleinen Klecks auf dem Pergament hinterlassen.
    Hogarth blickte sich im Licht der Kerze um, überlegte eine Weile, und dann nickte er, mit einem Lächeln auf den Lippen. Warum nicht einfach mit dem anfangen, worin er saß?
    Mit einem… Loch.
    Freilich nicht mit einem Loch wie diesem. Nicht mit einem schmutzigen und feuchten Loch, in dem es schlammig roch und aus dessen Wänden Würmer krochen. Auch nicht mit einem trockenen, kargen, sandigen Loch.
    Nein, Hogarth begann über ein durchaus gemütliches Loch zu schreiben. Über ein –
    Das Lächeln auf den Lippen des einstigen Jungen vertiefte sich, er nickte noch einmal bekräftigend, und dann begann die Feder ihren Tanz, schrieb und schrieb.
    Hogarth gab sich ihr ganz und gar hin – der Macht dieses wunderbaren Ortes, die weder mit Worten zu beschreiben noch auf irgendeine andere Weise zu begreifen war.
    So saß er und schrieb – ganz unten, ganz tief im Geiste des Meisters – die größte Geschichte von allen.
    So groß geriet sie ihm, dass dieser Ort zu klein wurde für die Geschichte.
    So groß, dass sie am Ende eine ganze Welt im Sturme nahm.





 
     
    H ELMUT W. P ESCH
     
    TOLKIEN 2001
    E INE B ESTANDSAUFNAHME
     
     
     
    Ein ›erratischer Block‹, ein Findling in der literarischen Landschaft des 20. Jahrhunderts – so definierte das Bibliographische Lexikon der utopisch-phantastischen Literatur in seiner ersten Teillieferung 1983 das Werk J. R. R. Tolkiens. Inzwischen ist nicht nur der hundertste Geburtstag 1992 mit großem Aufwand gefeiert worden, auch der fünfundzwanzigste Todestag des Autors wurde 1998 mit wesentlich geringerem Gepränge begangen. Mit einer Gesamtauflage von über 50 Millionen Exemplaren ist The Lord of the Rings (1954-55; dt. Der Herr der Ringe, 1970-71) eines der erstaunlichsten Phänomene auf dem Buchmarkt, und das Buch wurde in einer Umfrage, die 1996 von der englischen Buchkette Waterstones und BBC Channel Four

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