Das Vermächtnis des Rings
sein albernes Schwert wieder abnehmen und ihn in den Bach da vorne werfen…«
»Seht mal, Guy«, sagte einer der Männer, der Jeremys Pferd untersucht hatte. Er hielt den Sack mit den Drachentrophäen in die Höhe. Ein goldgelber Ball purzelte heraus und rollte Guy genau vor die Füße. Er brauchte ein paar Sekunden, bis er begriff, dass er ein Drachenauge vor sich hatte.
»Pfui Teufel«, stieß er hervor. Der Schreck griff nach ihm wie eine kalte Hand, die sich um seine Kehle legte. »Das bedeutet, Ohneland hat den Drachen tatsächlich erledigt.« Er entriss seinem Vasallen den Sack und zerrte die Drachenzunge hervor.
»Der Lappen hier ist eine Drachenzunge«, flüsterte er zornig. »Und das hier ist ein Stück von seinem Schweif… und das ist kein Schlamm auf seinen Kleidern, es ist Drachenblut!«
Er machte eine kleine Pause. »Wenn König Feodor das erfährt…«
Seine Männer warfen sogleich hasserfüllte Blicke auf den schlafenden Jeremy.
»Wir könnten ihn erschlagen, und kein Mensch würde etwas merken«, schlug einer vor.
»Gute Idee«, sagte Guy und schleuderte die Drachenzunge auf den Boden. »Und diesen Krempel verbrennen wir. Wenn Ohneland aufwacht, ist er tot…« Er verstummte. Der Gedanke bereitete ihm wenig Freude. Berryfield würde ja nicht mal mehr erfahren, wer ihn überhaupt totgeschlagen hatte.
»Ich habe eine bessere Idee.« Guy stopfte die Drachenzunge zurück in den Sack. »Wir nehmen die Trophäen und sagen, dass wir den Drachen getötet haben, dass heißt, ich habe ihn getötet, und ihr seid meine Zeugen!«
Die Männer grinsten beifällig. Sie ahnten, dass dabei wieder eine reiche Belohnung für sie herausspringen würde, wie neulich bei der Sache mit dem Riesen.
»Und was ist, wenn Ohneland erwacht und uns hinterherreitet? Er wird behaupten, dass er’s war und dass wir lügen«, wandte einer ein.
»Und wer wird ihm glauben?« Guy lächelte so hinterlistig, dass einem das Blut in den Adern gefrieren konnte. »Alles, was wir tun müssen, ist ihm diesen Sack abnehmen und das Blut abwaschen. An die Arbeit, Männer! Wenn er wach werden sollte, gebt ihm eins mit der Breitseite über den Schädel.«
Aber diese Sorge war unnötig. Jeremy schlief so fest, dass er weder merkte, wie man ihm die Kleider auszog, noch wie man ihm mit dem frischen Wasser des Bergbaches jeden Tropfen Drachenblut von der Haut wusch. Er murmelte nur im Schlaf: »Nichts wie weg hier«, als ihm der Geruch des Feuers in die Nase stieg, mit dem seine Widersacher seine besudelten Kleidungsstücke verbrannten. Die Männer staunten nicht schlecht, als walnussgroße Edelsteine aus den Taschen des beschmutzten Wamses fielen.
»Ist das Glas?«, fragte einer, aber Guy sagte: »Dummkopf, die sind echt. Er wird sie dem Drachen abgenommen haben. Wir nehmen sie mit.«
»Sollen wir nicht auch sein Schwert nehmen?«, fragte einer, aber Guy wies ihn an, Zungenspalter abzuwaschen und sauber wieder in die Scheide zu stecken.
»Ich möchte nicht, dass man uns daraus einen Strick drehen kann«, sagte er. »Außerdem habe ich den Drachen ohne die Hilfe von Magie besiegt, ist das klar?«
»Klar, Herr«, beteuerten seine Männer. »Ganz allein, nur du und dein Schwert, flink wie ein Wiesel, stark wie ein Löwe, leichtfüßig wie ein Reh…«
»Spart Euch das für König Feodor auf«, unterbrach sie Guy lächelnd. Er versetzte dem splitternackten Jeremy noch einen letzten Fußtritt. »Angenehme Träume, Ohneland!«
Und Jeremy, der immer noch tief und fest schlief, antwortete mit einem entspannten Schnarcher.
Erst ein paar Stunden später erwachte er, weil Zungenspalter aus seiner Scheide fuhr, direkt in seine Hand hinein, wo es brannte wie Feuer.
»Was… was«, stammelte Jeremy und sprang auf.
Vor ihm saß Bruno, der es griesgrämig zuließ, dass Zungenspalter auf sein Auge losfuhr wie von der Tarantel gestochen und nur ein Fingerbreit vor seiner Pupille Halt machte.
»Ich hätte nicht landen sollen«, sagte er griesgrämig. »Aber ich sah dich hier unten liegen und dachte, du könntest in Schwierigkeiten sein. Außerdem könntest du dich bedecken, ich sehe so was nicht gerne.«
Jeremy schaute an sich hinunter und stellte fest, dass er keine Kleidung trug. Entsetzt schaute er sich nach seinem Pferd um.
»Der Sack mit der Drachenzunge… er ist weg!«
Bruno nickte. »Dieser Gilesbury hat ihn. Ich habe eine kleine Runde gedreht, er und seine Männer reiten ein paar Meilen weiter durchs Flachland. Sie haben den Sack
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