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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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lag in der Luft.
    Melanda streckte sich und schlich zum Rand des Heubodens. Die Pferde und Ponys lagen ruhig in ihren Boxen, in denen sie oft zu mehreren untergebracht waren. Die meisten schliefen, und die anderen schienen nicht im Mindesten beunruhigt zu sein.
    Irritiert dachte Melanda nach. Vielleicht hatte sie sich geirrt. Vielleicht waren ihr einfach nur die Aufregungen des Tages aufs Gemüt geschlagen, sodass sie schon Gespenster sah. Sie gähnte ausgiebig und streckte sich abermals. Nein, sie hatte wohl nur geträumt.
    Doch kaum hatte sie ihr Auge wieder geschlossen, da hörte sie ein Scharren und Kratzen am Stalltor, das wie immer nicht verriegelt war. Sofort war Melanda wieder hellwach. Langsam und mit leisem Knarren öffnete sich ein Torflügel. Nichts war zu sehen. Alles war schwarz… zu schwarz.
    Dann, mit ruhigem, schwerem Schritt betrat ein Tier den Stall, wie Melanda es noch nie gesehen hatte. Es war ein Pferd, gesattelt und aufgezäumt, als wolle der Besitzer sich jeden Augenblick auf seinen Rücken schwingen, doch kein Mensch war zu sehen. Das Pferd war schwarz wie die Nacht; sein Fell glänzte im Licht der beiden Laternen, die neben dem Tor baumelten, und seine Augen leuchteten rot wie die Glut in einem Kohlenbecken. Das Tier strahlte etwas zutiefst Böses und Gefährliches aus.
    Melanda sträubte sich das Nackenfell. Das musste eines der unheimlichen Pferde sein, von denen Lutz berichtet hatte!
    Nun regten sich auch die ersten anderen Stallbewohner. Eines der größeren Pferde drehte sich behäbig um, legte den Kopf über die Boxentür und öffnete halb die Augen. Sofort zeigte sich Entsetzen im Blick des Tiers, und es stieß ein kurzes, aber lautes Wiehern aus. Die anderen Pferde waren augenblicklich hellwach; einer aus der Herde hatte Alarm geschlagen.
    Und dann sprach das schwarze Pferd, und seine Stimme glich in der Tat mehr der eines Wolfs als der eines genügsamen Grasfressers:
    »Wer von euch trägt die Fremden?«
    Melanda lief ein Schauder über den Rücken. Sie hatte solch eine Stimme noch nie gehört. Auch die Pferde und Ponys waren verschreckt. Sie drängten sich in die hintersten Ecken ihrer Boxen und zitterten am ganzen Leib.
    »Wer von euch trägt die Fremden?«, wiederholte das schwarze Pferd, diesmal in noch drohenderem Tonfall. Es ließ den Blick seiner roten Augen über die Boxen wandern, bis es an einer haften blieb, in der vier kleine Ponys sich zitternd aneinander pressten.
    Das schwarze Pferd trat zwei Schritte auf die Box zu.
    »Ihr… «
    Die Ponys wimmerten nur. Sie waren viel zu verängstigt, um noch wiehern zu können. Auch den anderen im Stall erschien es ähnlich zu ergehen.
    »Ihr tragt die Fremden.« Der Schwarze fletschte die Zähne wie ein wilder Hund. »Oder besser… Ihr habt die Fremden getragen. Eure Reise endet hier.«
    Mit zwei weiteren langen Schritten erreichte der Schwarze die Boxentür. Er stand jetzt unmittelbar unter Melanda, legte die Ohren an und begann kräftig, aber vorsichtig mit seinen eisenbewehrten Hufen gegen den Riegel zu treten. Offenbar wollte er keinen unnötigen Lärm verursachen.
    Was hatte der Schwarze vor?, fragte sich Melanda, die sich flach auf den Boden gepresst hatte und nervös mit dem Schwanz schlug. Was sollte das heißen, ›Eure Reise endet hier‹? Wollte er die Ponys freilassen, oder…?
    Die Erkenntnis traf Melanda wie ein Schlag. Der Schwarze wollte die Ponys töten. Er wollte sie ermorden! Lutz Bericht, die schwarzen Kerle, der bewusstlose Fremdling… Alles passte zusammen, doch Melanda hatte es schlicht nicht wahrhaben wollen, hatte die Erkenntnis einfach verdrängt. Ihr ganzes Weltbild wäre ins Wanken geraten. Nun konnte sie die Wahrheit nicht länger leugnen.
    Melandas Blick huschte hierhin und dorthin. Die Pferde und Ponys verfolgten das Geschehen mit weit aufgerissenen Augen und vor Angst schlotternd; ansonsten rührten sie sich nicht. Warum wieherten die blöden Viecher nicht? Warum traten sie nicht die Bretter aus den Wänden? Warum veranstalteten sie keinen Höllenlärm, um Menschen zu Hilfe zu rufen? Irgendjemand musste etwas unternehmen. Sie musste etwas unternehmen!
    Der Schwarze hatte die Tür fast geöffnet. Die Kanten seiner Hufeisen waren messerscharf. Würde er mit diesen Eisen…
    Melanda lief die Zeit davon. Wenn sie jetzt nicht handelte, würden die Ponys sterben.
    Melanda atmete tief durch, spannte die Muskeln und sprang laut fauchend vom Heuboden auf den Schwarzen hinab. Sie landete genau zwischen den

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