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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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das Messer weg und ließ sich nieder. Mit funkelndem Blick musterte er seinen Weggefährten.
    »Also, Thyko: Du und dein Bruder, ihr seid gute Töpfer«, sagte Kel. »Aber das ist nicht alles. Ihr seid Verbündete der Thornali, habe ich Recht? Elende Spione!«
    »Offenbar brauche ich dir wohl nichts mehr vorzugaukeln: Ja, wir sind Verbündete eures Feindes. Kein vernünftiger Mensch würde eurem greisen König dienen. Mein Bruder ist Kundschafter im königlichen Heer. Und ich hoffe, er richtet dort gewaltigen Schaden an.«
    »Ihr beide seid hinterhältige Füchse! Die meisten Dorfbewohner habt ihr stets täuschen können. Nur Guneb, ein Mitglied des Ältestenrates, hat euch vom ersten Tag an misstraut.
    Am Abend, als der Reiter in unser Dorf kam, suchte Guneb mich auf und erzählte mir von der Botschaft und dem Entschluss des Rats; als der Rat uns morgens zu sich rief, wusste ich also schon, was uns erwartet.
    Guneb berichtete mir von dem Verdacht, den er gegen dich und deinen Bruder hegt. Er hat euch beide all die Jahre genau beobachtet. Für einfache Töpfer waren eure Geldbeutel zu gut gefüllt. Also vermutete er, ihr könntet zu den Spionen gehören, welche die Thornali im ganzen Land eingeschleust haben. Als der Rat dich und mich für die Aufgabe bestimmte, protestierte Guneb gegen die Entscheidung. Er erklärte dem Rat, du seist ein Verräter und man könne dir eine so wichtige Botschaft unmöglich anvertrauen. Doch der Rat schenkte ihm keinen Glauben.«
    Thyko spie auf den Boden. »Guneb ist eine Ratte. Sag mir jetzt endlich, wo die echte Pergamentrolle ist!« Offener Hass sprach aus seinem Gesicht. Er widerstand nur knapp der Versuchung, seinem Weggefährten das Messer in die Kehle zu stoßen.
    »Bestimmt erinnerst du dich noch an unsere erste Rast. Du hast mich wegen meiner schmutzigen Hände verspottet. Ich behauptete, im Dreck gezeichnet zu haben, und das stimmte auch zum Teil. Aber eigentlich waren meine Hände so schmutzig, weil ich kurz zuvor die echte Rolle neben dem Baum vergraben hatte. Damit dir die Stelle nicht auffiel, deckte ich sie mit einem dicken Stein ab. Du warst so sehr damit beschäftigt, dem altersschwachen Toron beim Sterben zuzusehen, dass ich hinter dir einen Tanz hätte aufführen können, ohne deine Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Gestern Mittag schon? Du hast sie gestern vergraben und bist die ganze Zeit mit mir weitergereist? Du konntest doch nicht wissen, ob ich wirklich ein Verräter bin.«
    »Das war auch die schwerste Zeit meines Lebens«, versicherte Kel. »Ständig habe ich mich gefragt, ob ich das Richtige getan habe. Was wäre, wenn Guneb sich in dir und deinem Bruder getäuscht hätte? Wenn ihr wirklich nur harmlose Töpfer gewesen wäret? Dann wäre es ein unnötiges Risiko gewesen, die Rolle zu vergraben. Aber heute Mittag wusste ich plötzlich, dass Guneb Recht hatte. Der kleine Troll hat es mir verraten.«
    »Der Troll? Wie das?«, fragte Thyko.
    »Das will ich dir erklären. Guneb brachte nicht nur die gefälschte Pergamentrolle mit in die Hütte meines Vaters, sondern zeigte mir in dieser Nacht auch eine Landkarte. Ich versuchte mir unsere Route einzuprägen, doch hat mir das während unserer Reise nicht viel genutzt. Auf einer Karte sieht die Welt völlig anders aus, und ich bin auch kein Waldläufer, der sich mit Himmelsrichtungen und dergleichen gut auskennt. Während unseres Rittes beschlich mich jedoch oft der Verdacht, dass du uns unmerklich nach Nordosten führst, statt direkt nach Osten zum Breiten Pass. Doch ich war mir nicht sicher – bis heute Mittag.«
    »Und was hat der kleine Troll damit zu tun?«
    »Wie du weißt, fand ich die Begegnung mit den beiden recht nützlich. Aber nicht etwa, weil er uns an die Gefahren erinnert hat, die während unseres Rittes auf uns lauern könnten.«
    »Weswegen dann?«
    »Der Troll glaubte, wir seien unterwegs zur Stadt Manreb. Als er diesen Namen erwähnte, sah ich plötzlich vor meinem geistigen Auge die Karte wieder, die Guneb mir gezeigt hat. Manreb war darauf eingezeichnet. Die Stadt liegt im Nordosten. Das war für mich der Beweis: Du wolltest uns nicht zum Breiten Pass führen, sondern woandershin. Dass du heute früh im Schlaf geredet hast, hat mich natürlich auch mehr als stutzig gemacht. Vor allem der fremde Name, den du erwähntest. Doch war das noch kein Beweis für deinen Verrat. Erst der kleine Troll hat mir den entscheidenden Hinweis geliefert.
    Du hast mich absichtlich in den Wald geführt, damit ich

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