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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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das ihn erschaudern ließ. Ein Zucken ging durch den Körper des Duuls zu seinen Füßen. Er war unzweifelhaft tot gewesen, und dennoch schlug er plötzlich die Augen auf. Der Anblick erschreckte Aylon so sehr, dass er der jungen Halbelbin hastig folgte. Als er sich nach einigen Dutzend Schritten noch einmal umblickte, hatte sich der Gnom bereits halb aufgerichtet, und auch die anderen erhoben sich langsam.
    »Begreifst du jetzt?«, rief Shylena ihm zu. »Man kann sie nicht töten. Nach kurzer Zeit erwachen sie erneut zum Leben.«
    Aylon lief noch schneller, um zu ihr aufzuschließen, als der Wald um sie herum mit einem Mal zu wirbelndem, braunem Leben erwachte. Von allen Seiten kamen Duuls auf sie zu gestürmt, die sich hinter Baumstämmen und teilweise sogar in mit Laub getarnten Erdlöchern verborgen hatten. Es waren weit mehr als zwanzig. Trotz der gewaltigen Übermacht riss Shylena ihr Schwert hoch, um sich ihnen zum Kampf zu stellen, als zwei weitere Gnome von einem Ast über ihr herab sprangen und sie mit sich zu Boden rissen.
    Gleich darauf spürte Aylon ebenfalls einen harten Schlag im Rücken, als ein weiterer Duul sich auf ihn fallen ließ. Er stürzte, und gleich darauf waren die anderen über ihm. Das Schwert wurde ihm entrissen, und er war sicher, jeden Moment den kalten Stahl einer Klinge zu spüren, die seinem Leben ein Ende setzte, aber die Duuls verzichteten darauf, ihn zu töten. Stattdessen traten und schlugen sie wieder und wieder mit ihren Füßen und Fäusten auf ihn ein.
    Aylon war der Bewusstlosigkeit nahe, als es ihm gelang, einen Arm freizubekommen und zwei der Gnome von sich zu stoßen, was ihm ein klein wenig Luft verschaffte.
    Auch wenn es ihm angesichts der Gefahr schwer fiel, seine Gedanken zu sammeln, konzentrierte er sich mit aller Kraft auf den goldenen Reif an seinem linken Handgelenk. Einst hatte das Schmuckstück Charalon gehört, dem Gründer des Ordens der Ishtar, und es war eines der mächtigsten Skiils, das je geschaffen worden war. Es schützte seinen Träger nicht nur vor fremder Magie, sondern ermöglichte es ihm auch, so lebensechte Illusionen zu schaffen, dass sie von der Realität nicht zu unterscheiden waren.
    Aylon stellte sich ein möglichst bedrohliches Ungeheuer vor, ein doppelt mannsgroßes, geschupptes Scheusal mit armlangen Hornstacheln am ganzen Körper, dessen Kopf fast nur aus einem riesigen Maul voller dolchartiger Reißzähne bestand. Mit einem urgewaltigen Brüllen schoss das Monstrum zwischen den Bäumen hervor und stürzte sich auf die Duuls. Sofort ließen diese von Aylon und der Halbelbin ab. Einige von ihnen ergriffen panisch die Flucht, andere stellten sich der unverhofft aufgetauchten neuen Bedrohung zum Kampf. Obwohl es sich nur um eine Illusion handelte, war sie so realistisch, dass die Gnome sogar zu spüren meinten, wie ihre Schwertklingen von den Panzerplatten des Ungeheuers abprallten und es sie zur Seite stieß.
    Mühsam quälte Aylon sich auf die Beine. Sein ganzer Körper schmerzte, und es fiel ihm ungeheuer schwer, das Trugbild aufrecht zu erhalten. Er eilte auf Shylena zu, die sich ebenfalls aufgerappelt hatte und sich gerade nach ihrem Schwert bückte.
    »Weg hier!«, keuchte er. »Es ist… nur eine magische Illusion. Ich weiß nicht, wie lange ich noch durchhalte.«
    So schnell sie konnten, rannten sie davon, während hinter ihnen die Kampfgeräusche leiser wurden und abrupt endeten, als Aylons magische Kräfte versagten. Er taumelte vor Schwäche und wäre gestürzt, wenn Shylena nicht blitzschnell zugegriffen und ihn gestützt hätte. Nur die Verzweiflung und das Wissen, dass er verloren war, wenn er jetzt aufgab, verliehen ihm die Kraft, weiterzulaufen. Spätestens jetzt würden die Duuls erkennen, dass sie getäuscht worden waren, und die Verfolgung wieder aufnehmen.
    Die Baumreihen vor ihnen lichteten sich, und die blaue Wasserfläche des Sees, von dem Shylena gesprochen hatte, war zwischen ihnen zu erkennen. Gleich darauf hatten sie den Rand des Waldes erreicht und gelangten auf einen mit Gras bewachsenen Uferstreifen. Der See war riesig – so groß, dass Aylon das jenseitige Ufer nicht mehr erkennen konnte –, und inmitten des Sees lag eine bewaldete Insel. Ein hoher, weißer Turm ragte aus dem Blätterdach auf, doch dafür hatte Aylon kaum einen Blick übrig.
    Wie gebannt starrte er auf das gewaltige Tier, das dicht über dem Ufer des Sees schwebte. Ein Wesen wie dieses hatte er noch nie zuvor gesehen. Es hatte den Körper

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