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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bauer
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einer Raubkatze, mit Pranken voller langer, gebogener Krallen, die aussahen, als könnten sie einen Menschen ohne die geringste Mühe in Stücke reißen. Sein Leib war völlig mit schneeweißem Gefieder bedeckt, und sein Kopf war der eines Adlers. Außerdem besaß es gewaltige Schwingen, die es in der Luft hielten.
    Das Erstaunlichste aber war das kleine hölzerne Gestell auf seinem Rücken. Zwei Eiben mit schussbereiten Langbögen standen darauf und starrten zu ihnen herüber, hatten sie offenbar bereits erwartet.
    So abrupt, als wäre er gegen eine Mauer gelaufen, blieb Aylon stehen, mehr vor Überraschung als vor Schrecken. Er spürte instinktiv, dass von dem riesigen Flugwesen keine Gefahr für ihn ausging. So bizarr es auch erschien, wirkte es doch nicht bedrohlich, sondern anmutig und voller Schönheit. Zu einem beträchtlichen Teil mochte das an den Augen des Wesens liegen. Sie waren groß und braun und blickten voller Sanftmut, und Aylon meinte einen sonderbar wissenden, fast weisen Ausdruck darin zu erkennen, der nicht in die Augen eines Tieres gehörte. Es waren die Augen eines intelligenten Wesens.
    »Was… was ist das?«, krächzte er.
    »Mjallnir, der Greif«, antwortete Shylena und zerrte ihn einfach weiter. »Nur auf seinem Rücken kann man nach Ai’Bon gelangen. Jetzt komm weiter, oder willst du, dass die Duuls uns doch noch erwischen?«
    Hinter ihnen stürmten die ersten Gnome bereits aus dem Wald und stießen wütende Laute aus, als sie sahen, dass die bereits sicher geglaubte Beute ihnen doch noch zu entkommen drohte.
    Pfeil auf Pfeil schickten die beiden Eiben ihnen entgegen und lichteten ihre Reihen, bis Aylon und Shylena den Greif erreicht hatten. Über eine Strickleiter kletterten sie am Körper des gewaltigen Wesens hinauf, und kaum hatten sie das schwankende Holzgestell auf seinem Rücken erreicht, schraubte Mjallnir sich mit einigen Schlägen seiner Schwingen in die Höhe.
    Ein paar Duuls trugen selber Bögen bei sich und schossen ihnen Pfeile nach, doch die meisten Geschosse erreichten den Greif nicht, und die wenigen, die ihn trafen, schien er nicht einmal zu spüren. Gleich darauf befand sich Mjallnir außerhalb der Reichweite der Duuls und wandte sich in Richtung der Insel.
     
     
    Der Flug dauerte nur kurze Zeit und verlief weitgehend schweigend, obwohl Aylon zahllose Fragen auf der Zunge brannten. Die beiden Eiben hatten sich ihm als Larkon und Melos vorgestellt, doch auch sie machten keinerlei Anstalten, ein Gespräch zu beginnen.
    In atemberaubender Geschwindigkeit wuchs die Insel vor ihnen heran, ein überwiegend grünes, von Wald bedecktes Eiland, in dessen Mitte sich der gewaltige Turm erhob. Dieser gehörte zu einem ganzen Gebäudekomplex, der aus dem gleichen weißen Marmor in ringförmigen Terrassen erbaut war. Inmitten kunstvoll angelegter Parkanlagen sah Aylon zahlreiche in der filigranen Bauweise der Eiben errichtete Gebäude, die untereinander zum Teil durch kühn geschwungene Brücken und Stege verbunden waren. Soweit Aylon sehen konnte, handelte es sich um die einzige Stadt auf der Insel.
    Der Rest des Eilands war naturbelassen, allerdings sah er in der Ferne einige große, dunkle Flecken, bei denen es sich vermutlich um umgepflügte Felder handelte.
    Mjallnir senkte sich auf einen großen, grasbewachsenen Platz am Rande der Stadt hinab, der von zahlreichen Eiben gesäumt war. Es mussten mehrere hundert sein, die sich zu ihrer Begrüßung eingefunden hatten.
    So behutsam, wie Aylon es bei einem Tier seiner Größe kaum für möglich gehalten hätte, landete der Greif auf dem Platz. Shylena schwang sich als Erste von seinem Rücken und sprang zu Boden, und nach einer auffordernden Geste Larkons folgte Aylon ihr, wenn auch wesentlich weniger elegant.
    Ein hochgewachsener, stattlicher Elb in einem weißen, mit aufwändigen Goldstickereien versehenen Gewand trat ihnen entgegen und lächelte Shylena an.
    »Ich freue mich, dass du dich entschlossen hast, zu uns zurückzukehren, um doch noch deinen Platz an der Seite deines Volkes einzunehmen, Shylena«, begrüßte er sie. »Wie ich sehe, hast du noch einen Begleiter mitgebracht, auch wenn er kein Elb ist.«
    »Ich bin Aylon, Adept und Schüler Mazirocs von Cavillon«, stellte Aylon sich vor.
    »Er ist selbst ein mächtiger Magier und hat mich vor den Duuls gerettet. Ohne ihn wäre ich verloren gewesen«, erklärte Shylena. »Es wird immer schlimmer mit diesen Kreaturen, und sie sind auch der wahre Grund, aus dem ich

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