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Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman

Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman

Titel: Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamar Yellin
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Sesam, Knoblauch und grünes Zatar, Kreuzkümmel und Koriander. Wir füllten die Einkaufstasche mit Kohl, angestoßenen Äpfeln, einem Beutel Karotten. Er suchte Salzhering, Melonenhaufen, Makadamianüsse.
    Gegen Ende seines Lebens trat seine Muttersprache wieder stärker hervor, als wüchse sie wie eine starke Wurzel durch alles hindurch, was er später gelernt hatte. Tief unter den abgelagerten Wissensschichten waren seine ersten Worte für immer eingraviert, und als im Laufe der Jahre sein Gedächtnis nachließ, entfielen ihm die Wörter der englischen Sprache, und er musste mehr und mehr auf seine Muttersprache zurückgreifen.
    Er wurde zu einem Fremden, weil er wieder er selbst wurde: wieder der junge Mann, der mit halbfertigen Sätzen und begrenztem Vokabular in England angekommen war und einen so starken Akzent hatte, dass man ihn kaum verstand.
    Jetzt fuhren wir zum Surprise View, aber er hatte den Weg vergessen. Die alten Straßen waren ihm nicht vertraut, Kurven hatten sich in Luft aufgelöst, Orientierungspunkte
waren verschwunden. Die Welt stimmte nicht mehr mit der Karte in seinem Kopf überein.
    Fast eine Stunde lang fuhren wir im Kreis. Er wurde ungeduldig. Sein Gesicht war schweißbedeckt. Die Gänge klemmten. Einmal würgte er den Motor ab. Ich sah, dass seine Hände zitterten, in seinen Augen lag ein Netz geplatzter Äderchen.
    Ich wusste nicht, dass er krank war. Es kam mir unerklärlich vor. Im Alter von siebenundfünfzig Jahren wurde er, ziemlich plötzlich, ein alter Mann. Alles, was er je gekannt hatte, wurde ihm plötzlich fremd.
    Ich sprach sanft und ruhig auf ihn ein. Ich versuchte, ihm die Angst zu nehmen. Wir hielten an und fragten eine Frau nach dem Weg zum Surprise View.
    Endlich parkten wir dort, ließen den Wagen schräg geparkt stehen und stolperten hinaus auf den windigen Hügel. Es war heiter und klar: ein kalter Sommertag. Wir gingen den kurzen Anstieg zum Aussichtspunkt hinauf.
    Vor uns lag das Tal, und er ergriff meine Hand. Ich weiß noch, wie seine Hand sich anfühlte, die kurzen, dicken Finger; die Nägel gelblich und abgeschabt von vielen Jahren körperlicher Arbeit.
    Er wurde innerhalb von zwei Wochen alt, ganz plötzlich. Er erinnerte sich nicht mehr an die Straßen seiner eigenen Stadt. Er suchte den Rothschild Boulevard, die Pinsker Avenue, den Dizengoff-Platz, die Ben-Jehuda-Straße.

Einundzwanzigstes Kapitel
     
    Daniels Haus ist ein langgestreckter, niedriger Bungalow, ein weißer Klotz mit einer Wand aus Glas inmitten eines grünen Gartens.

    Seine Frau Rachael begrüßt mich am Gartentor.
    Rachael ist klein und schlank, hat wildes, langes Haar und trägt weiße Shorts und ein gestreiftes T-Shirt mit Kochflecken. Ihre Füße sind nackt. Sie hat einen Zweijährigen auf der Hüfte sitzen. Weitere Kinder laufen im Garten herum.
    Wir stellen uns vor. Sie hat einen starken Akzent. Sie rückt den schweren Zweijährigen zurecht, der am Daumen lutscht und mich gelangweilt und abschätzend anstarrt. Irgendwie mindert es die Herzlichkeit ihrer Begrüßung.
    Ich gehe in den Garten. Der Weg windet sich zwischen Limonen- und Guavenbäumen durch. Ich ducke mich unter Jasmin- und Bougainvilleenzweigen. Auf einer großen, nicht weiter gepflegten Rasenfläche toben zwei goldblonde Kinder, ein Junge und ein Mädchen, und lachen. Rachael ruft ihnen in gutturalem Hebräisch etwas zu.
    Sie entschuldigt sich für irgendetwas, ich bin nicht sicher, wofür. Es riecht nach Küche: Knoblauch und Aubergine. Sie sagt, Daniel sei in der Werkstatt und komme gleich.
    Der Hauseingang ist vom Garten aus kaum zu sehen. Wir gehen in einen Wintergarten voller Pflanzen. Blätter und Blüten drängen sich von außen heran. Ich sage, wie schön es ist. »Es ist die Hölle zum Putzen«, sagt Rachael. »Daniel macht das zweimal im Jahr mit einer langen Bürste.«
    Daniel hat die Loggia anscheinend selbst entworfen. »Hier arbeite ich«, fährt Rachael fort. Ein sauberes Zimmer mit einem Computer. Sie ist Grafikerin.
    Eine Stufe bringt uns in einen weiten, offenen Raum mit einer Küche an einem Ende, einem Esstisch am anderen und im Quadrat angeordneten grauen Sofas in der Ecke. An alle Fenster drängt Grün.
    Ich lasse mich auf ein Sofa sinken. Rachael fragt: »Was möchtest du trinken?«

    Sie wohnen seit sieben Jahren hier. Es ist eine Kleinstadt am Ende der Welt: große Grundstücke, unbefestigte Straßen, weiße Häuser, Gemüsefelder und Schleierkraut. Eine Schule mit bemalten Außenwänden und ein

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