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Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman

Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman

Titel: Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamar Yellin
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Bus, der drei oder vier Mal am Tag vorbeikommt. Ein toter, friedlicher Ort mit einer Kinderkrippe in Elterninitiative. Einige Felder liegen brach; die Menschen pendeln eine Dreiviertelstunde in die Stadt.
    »Und was machst du beruflich?«, fragt Rachael.
    Aus dem Garten kommen Schreie. Die Kinder streiten sich um eine Gießkanne. Das Sofa ist zu weich, es bietet keinen Halt. Ich sacke ab, ziehe mich wieder hoch. Meine Kleider spannen sich unangenehm über Brust und Oberschenkeln.
    Rachael steht an der Küchenarbeitsplatte und schnippelt Salat. Das Messer bewegt sich wie der Blitz. Bevor sie Grafikerin wurde, hat sie Köchin gelernt. Ich lasse mein Glas sinken. Daniel betritt das Zimmer.
    Fast noch bevor er mich sieht, nimmt er den kleinen Jungen auf den Arm und schwingt ihn bis an die Decke in einer überschwänglichen Demonstration von Vaterliebe. Auch er begrüßt mich mit dem Kind auf dem Arm. Der Junge hat Daniels Aussehen geerbt, die gleichen braunen Augen, den Kopf voll schimmernder, dunkler Locken, die einmal Daniels waren. Wenn er groß ist, wird er auch ein Daniel sein.
    Man kann sich nie vorher vorstellen, auf welche Weise jemand altert. Es überrascht einen immer. Die Konturen des Gesichts verschwimmen und werden weicher, oder sie verschärfen sich sorgenvoll und erstarren. Einzelne Gesichtszüge treten deutlicher hervor: Nasenlöcher, Augenbrauen, Ohren.
    Vor mir sitzen ein Daniel, der jünger ist, als ich ihn je kannte, und ein Daniel, der älter ist, als ich ihn je gesehen
habe. Der Daniel, den ich vor fünfzehn Jahren geliebt habe, ist verschwunden.
    Wir setzen uns an den Tisch, auf dem farbenfrohe Salate stehen, Tabouleh und süßer Reis, viel Brot in dicken Scheiben, ein großer Glaskrug mit selbstgemachter Limonade. »Frisch vom Baum«, sagt Daniel. Er ist stolz auf seinen Garten. Dieses Jahr baut er Sternfrüchte und Mangos an. Vor fünfzehn Jahren konnte er eine Pflanzkelle nicht von einer Röstgabel unterscheiden.
    Rachael erwischt mich dabei, wie ich sie anschaue, und reagiert geschickt. Sie lächelt und bietet mir noch Brot an. Sie geht davon aus, dass ich neugierig bin. Daniel beschäftigt sich mit den Kindern.
    »Und wo wohnst du jetzt?«
    Ich erkläre es kurz. »Aber ich überlege umzuziehen«, füge ich hinzu.
    Wir kommen auf den Immobilienmarkt zu sprechen. Rachael hat noch eine Wohnung in London, die ihr zur Hälfte gehört. Sie kann sich nicht entschließen, sie zu verkaufen. Daniel würde gern seine Werkstatt modernisieren. Ich kann mir Daniel überhaupt nicht in einer Werkstatt vorstellen.
    Plötzlich fragt er: »Singst du eigentlich noch?«
    Ich erkläre, dass ich schon lange nicht mehr singe. Die Frage tut mir weh, und ich bin plötzlich traurig. Wie konnte er glauben, ich würde weiterhin singen? Er hat die Musik mitgenommen, als er gegangen ist. »Und du?«, kontere ich. »Spielst du noch Saxophon?«
    »Oh! Nein«, ruft er und windet sich, irgendwie betreten. »Du weißt ja, wie es ist. Kinder - Haus - Arbeit. Ich habe überhaupt keine Zeit mehr zum Üben.«
    Rachael steht auf, um Kaffee zu kochen, und die Kinder stieben auseinander.
    »Sie sind wirklich süß«, sage ich.

    Rachael legt sich die Hand auf den Bauch. »Weißt du, hier haben wir alle viele. Nur für den Fall.«
    Ich denke darüber nach. »In England hat man eher weniger. Nur für den Fall.«
    Rachael sagt: »Zeig Shulamit doch mal den Garten.«
    Daniel führt mich hinaus. Wir gehen an den Kaninchenställen vorbei und am Hühnerstall und an einem Baum, an dem ein leerer und sehr schmutziger Vogelkäfig hängt. »Das war Joey. Wir hatten ihn neun Jahre lang.« Es gibt verwilderte Ecken im Garten, wo die Kinder Bretter hingeschleppt und Hütten gebaut haben. Es gibt eine Hängematte mit verwelkten Blättern darin.
    Ich betrachte ihn, als er vor mir hergeht: den Bartschatten auf seiner Wange, das Grau in seinem Haar, seine durchschimmernde Kopfhaut unter den dünner werdenden Locken. Er trägt ein Hemd mit schmalen Streifen und eine goldene Uhr. Seine Hand, mit der er mir etwas zeigt, ist von Venen durchzogen und gebräunt. Ich empfinde insgeheim einen Kummer; nicht so sehr seinetwegen, sondern weil die Zeit vergeht.
    Irgendwo zwischen den Blättern erklingt ein Windspiel. Sonnenlichtflecken tanzen über unsere Arme und Gesichter. Die Blätter sind von einem dunklen, glänzenden Grün. Ich rieche Zitrusduft. Er zeigt mir den Sternfrucht- und den Kumquatbaum.
    »Sie ist reizend«, sage ich.
    »Rachael? Sie ist ein

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