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Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman

Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman

Titel: Das Vermächtnis des Shalom Shepher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamar Yellin
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Übrigen wurden im großen Stil mit dem Zug nach Jaffa deportiert und von dort aus mit einem Kriegsschiff nach Alexandria. Shemariyah, der junge Sohn des Synagogendieners, Leib Itchka, der Fuhrmann, und der Junge, der das Lehrhaus fegte, wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet. Die Zwangsarbeiter mussten Straßen und Latrinen reinigen und die Eisenbahnstrecke zwischen Sulea und Lod bauen. Viele, die im Leben nichts Anstrengenderes getan hatten, als die Seiten der Mishnah umzublättern, mussten Steine schleppen, Regenwasser trinken und im Schlamm schlafen. Der Regen war unbarmherzig, und die Trockenheit brachte Skorpione. Als sie zum Zelt des Kommandanten gingen, weil sie am Shabbat frei haben wollten, warf er mit Steinen nach ihnen und jagte sie fort.
    Zwischen El Arish und der ägyptischen Grenze gerieten die Soldaten in Sandstürme, die die ganze Nacht andauerten. Für die einfachen Gefreiten gab es keine Zelte, und morgens musste jeder seinen Nachbarn ausgraben. Der feine Sand wurde ihnen in die Ohren und Nasen geblasen und sogar in die Taschenuhren der Offiziere, sodass Zweiger und seine Kollegen nach ihrer Rückkehr nach Jerusalem alle Hände voll zu tun hatten. Dann wurden die Soldaten wieder
zurückbeordert und holten ihre Uhren unrepariert und unbezahlt wieder ab.
    Mein Großvater ging umher und stellte fest, dass auf den Straßen Hunger herrschte, der die Kinder quälte und die alten Männer fast durchsichtig machte vor Unterernährung. Dennoch nahmen sie nach wie vor den mühsamen Weg zur Klagemauer auf sich. Die Straßen der Altstadt waren voller Schmutz und Soldaten und Schuldscheinen aus dem österreichischen Postamt, das geschlossen worden war und in dessen Papieren jetzt Käse und Halva eingewickelt wurden. Die Bankgeschäfte jedes Einzelnen konnten eingesehen werden: die Summen, die die Leute geborgt, und die Zinsen, die sie gezahlt hatten.
    Tag für Tag strömten die Fellachen aus den Dörfern in die Stadt und stellten sich geduldig an den Baracken beim Löwentor an, wo sie gebrauchte Uniformen und eine Portion gekochten Reis erhielten, marschierten nach Süden und ließen ihre Obstplantagen verkommen. Am dritten Februar wurde mein Großvater einberufen. Er packte seinen Gebetsriemen und sein Gebetbuch ein, eine kommentierte Ausgabe des Exodus und Ohlendorffs English Grammar und ging wie ein Blinder in sein Versteck.
    Zunächst versuchte er, sich im Haus mit der Hand zu verstecken, aber nach ein oder zwei Tagen bekam Zweiger es mit der Angst und schickte ihn fort. »Sowieso«, sagte er, »wieso sollte ich mich für diesen Spalter aus dem Fenster lehnen?« Dann versteckte er sich auf dem Dachboden seiner Schwägerin in Mishkenot. Der Boden war klein und eng, über eine kurze Leiter zu erreichen und hatte ein kaputtes Fenster, das mit Lumpen zugestopft war. Wenn er die Lumpen entfernte und den Hals verdrehte, konnte er die kleine Synagoge sehen, an der sich arme Straßenhändler am Vorabend des Shabbat zum Gebet versammelten.

    Mein Großvater saß den ganzen Tag an einem wackligen Tisch und las das Buch Exodus oder Das Buch des Bundes oder Dostojewski auf Jiddisch. Alle naselang ging er in dem Raum auf und ab. Gelegentlich zog er die zerschlissenen Seiten von Ohlendorffs English Grammar hervor, die er in seine Tasche gepackt hatte, und versuchte, sich diese Sprache beizubringen, die, so hatte er zunehmend den Eindruck, ihm am hilfreichsten sein konnte.
    Zu dieser Zeit fing meine Großmutter an, die wertvollen Bände zu verkaufen, die Shalom Shepher von Isaak Raphaelovitch bekommen und die er seinem Sohn zur Hochzeit geschenkt hatte: das rabbinische Traktat aus dem sechzehnten Jahrhundert, der Kommentar zur Genesis, die verzierte Ausgabe des Sohar, alle wurden zu einem Spottpreis verkauft und waren für immer verloren - Bücher für ein Butterbrot. Aber die Kinder waren immer noch hungrig, Mehl und Zucker waren fast gar nicht mehr zu haben, und jeden Tag kamen neue Gerüchte auf: Die Engländer schossen auf Gaza, ein türkisches Bataillon hatte den Suezkanal eingenommen, ein amerikanisches Schiff bot eine Überfahrt nach Manhattan an.
    Mein Großvater überlegte, nach Amerika zu gehen.
    Nachts erschienen ihm die Gesichter seiner Frau und seiner Kinder im Traum, er warf sich auf seiner Pritsche herum und hatte Magendrücken. Er war von schlimmen Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen wie gelähmt. In den frühen Morgenstunden wachte er zitternd vor Angst auf.
    Er saß am Tisch und stellte sich Amerika

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