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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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Johannes, umarmten ihn, sagten ihm persönliche Worte, wünschten ihm Glück.
Mit dem Segen schloss der Abt den Gottesdienst. Er verließ den Kapitelsaal, und kurz darauf folgten die übrigen Mönche.
Schließlich war nur Jordanus noch im Raum. Er blickte Johannes an, stolz und etwas wehmütig zugleich.
«Du hast dein Ziel erfahren», sagte er. «Es wird eine lange Reise sein. Aber alles ist wohl vorbereitet. Begib dich zunächst nach Minden. Dort erwartet dich der Bischof. Er wird dir das nächste Reiseziel nennen und dich auf den Weg bringen. Überall auf deiner Reise wirst du Menschen finden, die dir wohlgesinnt sind. Du reist mit dem Segen Gottes.»
Erst jetzt bemerkte Johannes, dass Jordanus Papiere in der Hand hielt.
«Nimm diese Urkunden. Sie weisen dich als Mönch der luccensischen Zisterzienser aus. Auf deinem Wege wirst du schnell verstehen, wann du sie gebrauchen kannst.»
Ein letztes Mal umarmte der Novizenmeister den Jungen. Dann verließ auch er den Kapitelsaal. Im Eingang drehte er sich noch einmal um.
«Komm heil zurück!», wünschte er dem Jungen.
Etwas später, als Johannes durch die Pforte des Klosters trat, dachte er noch einmal zurück an das Stundengebet der Prim. Nun war die Zeit zu schauen, zu hören, zu gehen …
    Die Freude auf dem Hof kannte keine Grenzen. Sein Bruder hatte ihn als erster erkannt. Dann erblickte ihn die Mutter. Sie lief auf Johannes zu und drückte ihren Sohn so fest, als wolle sie ihn nie wieder loslassen.
    Es war bereits Abend geworden, und ohnehin konnte Johannes nicht abschlagen, diese Nacht auf dem Hof der Eltern zu verbringen.
Johannes musste erzählen, von dem, was er im Kloster gelernt hatte, von den Mönchen und dem Abt, den Gebetsstunden, dem täglichen Leben. Als er gefragt wurde, warum er an diesem Tag außerhalb des Klosters sein durfte, begann er, von der Reise zu berichten, die er gerade angetreten hatte. Seine Zuhörer wurden still, die Gesichter ernst.
    «Junge, werden wir dich je wiedersehen?», fragte die Mutter, nachdem Johannes aufgehört hatte zu erzählen.
«Die Brüder haben für mich gesorgt. Es ist ein langer Weg, aber überall warten Freunde.»
Johannes sagte das voll Zuversicht und vermied es, Zweifel und Unruhe zu zeigen, die ihn nach wie vor bewegten.
«Die Zeit wird kommen, wenn wir uns wiedersehen», sagte er bestimmt. «Ich kehre nach Loccum zurück. Das ist meine Aufgabe. Und ich werde sie erfüllen.»
Niemand sagte ein Wort. Für einen Moment hörte man nur die Geräusche der Nacht, die von draußen in die Diele drangen. Johannes blickte zu seiner Mutter und sah ihr an, wie sehr sie um ihn besorgt war. Sie schien zu spüren, dass er da über etwas sprach, das er selbst letztlich nicht überschauen konnte.
Es war der Bruder, der das Schweigen aufhob.
«Lasst uns nicht traurig sein! Lasst uns die wenigen Stunden, die Johannes noch bei uns ist, als Geschenk annehmen!»
Allmählich kamen die Freude und das Lachen auf die Gesichter zurück. Bis in die Nacht dauerten die Gespräche an. Erinnerungen wurden lebendig. Für einige Stunden war es so wie früher, wenn sie gemeinsam ein Fest feierten.
In der Nacht fiel es ihm schwer, Schlaf zu finden. Wie sicher war es, dass er jemals zurückkehren würde? Wie wahrscheinlich dagegen, dass er die lange Reise nicht überlebte? Und selbst wenn die Rückkehr gelänge: Würden die Menschen, die er so sehr liebte, dann noch am Leben sein? Wie lange würde er fort bleiben? Ein Jahr? Zwei Jahre? Fünf Jahre?
Längst war ihm die Tragweite seines Abenteuers bewusst geworden. Aber nie hatte er diese Fragen so drängend und schmerzvoll empfunden wie jetzt.
    Am nächsten Tag erreichte Johannes die Weser. Er ging stromaufwärts. Am Mittag sah er die Silhouette der Bischofsstadt Minden. Während er sich näherte, erkannte er immer deutlicher die massive Ringmauer und die hohen Kirchtürme der Stadt, sieben an der Zahl. Am stärksten zeichneten sich die Umrisse der drei größten Kirchen ab. Während eine im alten Stil erbaut worden war, zeigten die beiden anderen ein schlankeres aufstrebendes Äußeres. Alle Kirchen besaßen jeweils zusätzlich zu den nach Westen ausgerichteten, mächtigen Glockentürmen noch einen weiteren, deutlich kleineren Dachreiter, ähnlich dem, den Johannes bereits aus Loccum kannte. Unmittelbar hinter der Stadtmauer standen die Häuser zum Fluss hin ausgerichtet eng nebeneinander. Im Inneren der Stadt schien es eine solche Ordnung nicht zu geben.
    Auf der Weser erblickte er Lastkähne, die

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