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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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unterschiedliche Waren verkauft werden.»
«Und ist es dort genauso laut und ungeordnet?»
«Auch wenn es so aussieht, hier ist nichts ungeordnet. Jedes Haus, jeder Stand hat eine offizielle Erlaubnis für den Handel. Fremden wäre es unmöglich, hier etwas zu verkaufen, es sei denn, sie hätten eine Genehmigung. Und es kann hier auch nur der handeln, der einer Zunft angehört.»
«Einer Zunft?»
«Alle Händler und Handwerker sind Mitglieder einer Zunft, und jedes Handwerk hat seine eigene. Wer nicht dazugehört, darf in der Stadt nicht arbeiten und nicht handeln. Die Zünfte stellen sicher, dass die Waren gut sind, und sie legen Preise fest. Jede Zunft hat eine Ordnung, die niedergeschrieben ist und an die sich alle Handwerker halten müssen. Das Durcheinander, das Ihr hier seht, ist wohlgeordnet.»
Johannes blickte noch immer gebannt auf das lautstarke Treiben.
«Und was geschieht in den Häusern?»
«Ihr seid ein guter Beobachter, Johannes», sagte der Bischof. «Hier wohnen die reicheren Handwerker und Händler, die ein Haus unmittelbar am Markt erbauen oder kaufen konnten. Wenn es regnet, sind sie in ihren Läden nicht so sehr betroffen wie die Händler an den Ständen. Aber es gibt noch zwei weitere Besonderheiten, die Eure Aufmerksamkeit verdienen. Zur Linken findet Ihr in die Reihe der Häuser eingebettet die Marktkirche. Sie ist Johannes dem Täufer geweiht.»
«Warum hier noch eine Kirche? Der Dom ist doch nicht weit?»
«Da, wo die Menschen sind, muss auch die Kirche sein. Es ist ein Ort der Stille inmitten geschäftiger Unruhe. Die Menschen lieben diese Kirche, gehen gerne dorthin, um zu beten. Leider soll es schon vorgekommen sein, dass manche Händler sich auch da nicht zurückhalten konnten und die dortige Stille für Verhandlungen nutzten.»
Johannes schüttelte den Kopf.
«Ihr werdet Euch noch über manches wundern, Johannes. Schaut einmal hierher.»
Johannes drehte sich um und folgte dem Blick des Bischofs. Vor ihm erhob sich ein Haus, das ebenfalls zwei Stockwerke besaß, in dem sich aber keine Läden befanden. Ebenerdig umgab dieses Gebäude ein Arkadengang, der im neuen Stil erbaut worden war.
«Hier tagt regelmäßig der Rat, der alles, was die Stadt betrifft, organisiert. Hier wurden auch die Marktordnung und alle Zunftordnungen verfasst.»
«Aber Minden ist ein Bistum», entgegnete Johannes.
«Das ist richtig, aber schon lange bestimmt der Bischof nicht mehr alle Belange der Stadt. Die Bürger haben sich nach und nach Rechte erkämpft. Selbst wenn ich wollte, wäre es unmöglich, die Dinge rückgängig zu machen.»
«Wie konnte das geschehen?»
«Der Handel und das Handwerk haben die Bürger reich gemacht. Längst sind es nicht mehr nur Waren aus dem Umland, die in Minden auf den Markt kommen. Die Schiffe auf der Weser bringen Getreide hinauf zur See und kommen mit Tuch aus fernen Ländern zurück. Einige Händler haben großen Einfluss gewonnen. Einfluss, den Ihr brauchen werdet. – Kommt. Wir verlassen den Markt.»
    Eine breite Treppe führte Schritt für Schritt aufwärts, zunächst nach links, so dass man auf den Markt hinunterblicken konnte, bevor es nach rechts hinauf in die Oberstadt ging. Dort führte der Bischof Johannes an einfachen Lehmhäusern entlang, die rund um die dortige Kirche erbaut worden waren. Am Ende ihres Weges erreichten sie ein Steinhaus, ähnlich hoch wie die Häuser am Markt, aber freistehend und von großzügigen Ausmaßen. Johannes bemerkte, dass der Eingang dieses Gebäudes als römischer Rundbogen gestaltet war, einige Fenster im Obergeschoss aber folgten dem neuen Stil.
    «Hier finden wir den Zunftvorsteher der Mindener Kaufleute», sagte der Bischof. «Folgt mir.»
Der Bischof öffnete das Tor, und sie gelangten in einen großen Raum. Johannes blickte zunächst auf die hohen, dunklen Schränke zur Rechten und zur Linken, in denen Schriftstücke gelagert waren. Dann sah er am Ende des Raumes hinter einem großen, ausladenden Tisch einen Mann, der in ein Buch vertieft gewesen war und nun überrascht aufsah. Er bemerkte die beiden Besucher, erhob sich und ging auf den Bischof zu, den er freundlich begrüßte.
«Gottfried Graf von Waldeck, Bischof zu Minden, seid willkommen in meinem Haus.»
Der Mann kniete nieder und küsste den Ring des Bischofs.
«Nehmt auch meinen Gruß entgegen, Ludwig. Und erhebt Euch.»
Johannes bemerkte, dass der Angesprochene sehr vornehm gekleidet war. Über einem roten Unterkleid trug er einen ockerfarbenen, reich verzierten Umhang,

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