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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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und ein flacher Hut bedeckte seinen Kopf. Der Mann stand langsam auf und wandte sich erst jetzt dem jungen Mönch zu, der den Bischof begleitete.
«Ihr kommt heute nicht allein, Eminenz», stellte der Kaufmann fest.
«Das ist Johannes, Mönch zu Loccum», antwortete der Bischof. «Er wird in diesen Tagen eine Reise antreten. Ich kenne niemanden, der sich in der weiten Welt so gut auskennt wie Ihr, Ludwig. Und so wäre ich Euch um einen Rat sehr dankbar.»
«Eminenz, es ist mir eine Ehre, Euch mit meinem beschränkten Wissen dienlich zu sein. Aber setzt Euch. Darf ich Euch eine Erfrischung reichen?»
«Danke, Ludwig, Eure Gastfreundschaft adelt Euch. Doch heute ist mir allein an Eurem Rat gelegen.»
Nachdem sie Platz genommen hatten, ergriff der Kaufmann das Wort.
«Lasst mich hören, ob es mir möglich ist, Euch zu Diensten zu sein.»
Der Bischof kam unmittelbar zur Sache: «Ludwig, nehmt an, Ihr könntet reisen, ohne Euch um Tuch oder Getreide kümmern zu müssen. Welchen Weg würdet Ihr wählen, um – sagen wir – nach Rouen zu gelangen?»
Der Kaufmann sah erstaunt auf. Er überlegte einen Moment.
«Wie viel Zeit hätte der Reisende zur Verfügung?»
«Der schnellste Weg wäre der beste», antwortete der Bischof.
Wieder dachte der Kaufmann kurz nach, war aber schließlich nicht um eine Antwort verlegen.
«Die Reise zu Land nimmt Monate in Anspruch. Ich würde den Seeweg wählen, mit dem Lastkahn die Weser hinab nach Bremen, mit der Kogge von dort nach Brügge. Kaufleute aus Brügge liefern Tuch in das Reich der Franken. Sie segeln meines Wissens den Kanal entlang und die Seine aufwärts.»
Der Bischof hatte aufmerksam zugehört.
«Wie lange würde das dauern?»
«Das hängt davon ab, wie die See ist», antwortete der Kaufmann. «Drei Wochen. Bei Sturm oder Flaute entsprechend länger.»
«Wie gefährlich ist die Reise?»
«Boote können kentern. Auf dem Schiff können Krankheiten ausbrechen. Andererseits navigieren die Koggen in Küstennähe. Vielleicht ist es über Land sogar gefährlicher, denn bis Rouen hätte man sicher mehrmals die Bekanntschaft von Räubern gemacht.»
«Was wäre Euer Rat?»
«Eminenz, Ihr wisst, dass ich all meine Waren den Binnenschiffen und der Flotte der Hanse anvertraue.»
Der Bischof überlegte kurz.
«Dann möchte ich ihnen auch das Leben des Johannes von Loccum anvertrauen», sagte er bestimmt. «Ludwig, wäret Ihr in der Lage, entsprechende Papiere auszustellen?»
Der Kaufmann sah den Bischof nachdenklich an. Dann blickte er zu Johannes, der bislang nur Zuhörer gewesen war, musterte ihn, als wolle er sich von dessen Gesundheit und Körperkraft überzeugen.
«Das wäre möglich», antwortete er zögernd.
«Auch für die Hanse und die Kaufleute aus Brügge?»
«Sicherlich.» Er blickte auf. «Nur müssen Eure Eminenz wissen, dass es nicht einfach sein wird, die Hansekaufleute und vor allem die Händler aus Brügge für diese Sache zu gewinnen.»
Johannes sah, wie der Bischof lächelte.
«Ludwig, Ihr dürft davon ausgehen, dass diese Sache Euer Schaden nicht sein soll.»
«Eminenz, es ist mir eine Ehre, Euch in allen Dingen dienlich sein zu können», antwortete der Kaufmann. Er sah auf, ging zu einem der Schränke, holte von dort mehrere Schriftstücke und studierte sie gründlich.
«Es müsste möglich sein», fuhr er fort. «Die Reise auf der Weser lässt sich unmittelbar vorbereiten. Ich würde Euch meinen Sekretär als Begleiter zur Verfügung stellen. Er kann in Bremen die Verbindungen erwirken, die für die weitere Reise nötig sind, und entsprechende Papiere ausstellen lassen.»
«Ludwig, es freut mich, in Euch einen guten Freund zu wissen. Bereitet alles vor. Wann wäre die Abfahrt?»
Der Kaufmann warf einen Blick auf die Papiere vor ihm.
«Morgen sende ich eine Ladung Getreide flussabwärts.»
Der Bischof blickte zu Johannes.
«So soll es sein.»
    Johannes hatte die Nacht im Paulinerkloster in der Oberstadt verbracht und dort auch an den Stundengebeten teilgenommen. Die Rituale waren ihm bekannt, aber dennoch hatte er sich als Fremder gefühlt. Nun, am frühen Morgen, auf dem Weg zum Hafen erinnerte er sich an all die vielfältigen Eindrücke des gestrigen Tages, und er kam zu dem Schluss, dass er sich an dieses Gefühl des Fremden und Neuen von nun an würde gewöhnen müssen. Er ging die Stufen hinab zur Unterstadt, überquerte den Markt, der wie ausgestorben dalag, und erreichte die Kurie. Er betrat den Dom, nachdem er eines der beiden riesigen Tore geöffnet hatte. Dazu

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