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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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umwenden, doch der Alte packte
ihn an der Schulter.
«Lasst das», sagte er. «Ihr könnt nichts ausrichten. Weder mit
dem Schwert noch mit dem Bogen. Es sind zu viele.» Johannes senkte das Schwert. Dann folgte er dem Alten hinauf auf das Zimmer und gemeinsam betrachteten sie vom Fenster aus das Geschehen auf dem Platz. Der Lärm schien noch
größer geworden zu sein. Die Menge war aufgebracht. Mehr
und mehr Reiter kamen auf den Platz, schlugen vom Pferd herab auf die Menschen ein und sorgten dafür, dass der Zug der
Gefangenen weiterziehen konnte. Der Alte hatte recht. Es war
sinnlos einzugreifen. Johannes wandte sich ihm zu. «Woher wusstet Ihr?», fragte er.
Der Alte blickte ihn an.
«Es gibt nur wenige, die einen Bogen führen …», sagte er
und verstummte.
Johannes nickte.
«Ich danke Euch.»
Sie wandten sich wieder dem Fenster zu.
«Es ist schlimm», sagte der alte Mann. «Wartet die Nacht ab.
Ihr könnt jetzt nichts tun.»
Die Ritter waren die Kathedrale entlang in Richtung Markt
weitergezogen. Hunderte von Menschen folgten ihnen. Nach
einiger Zeit hörte man ihr Geschrei nur noch aus der Ferne. Johannes blickte hinab auf den Vorplatz der Kathedrale.
Die Pflastersteine glänzten im Mondlicht, so als wäre nichts
geschehen.
Als er am Morgen erwachte, hatte er nur wenig geschlafen.
Immer wieder waren die Bilder der Nacht in ihm aufgestiegen.
Was geschah nun mit diesen Männern? Jacques hatte davon
gesprochen, dass sie verhört und in weitentfernte Klöster geschickt werden würden. Aber konnte man da sicher sein, wenn
schon die Gefangennahme auf solche Weise durchgeführt
wurde?
Unten in dem kleinen Speiseraum hatte ihm der Alte bereits
Haferbrei und Wasser bereitgestellt.
«Ihr hättet nichts tun können», sagte er, nachdem sich Johannes schweigend an den Tisch gesetzt hatte. «Wenn der Pö
bel im Spiel ist, wird alles unberechenbar.»
«Aber diese Gefangenen. Mich selbst hätte es treffen
können.»
«Ich weiß. Umso wichtiger ist es, dass sie Euch nicht gefunden haben. Ihr müsst fort. Noch heute morgen. Wenn Ihr die
Champagne verlassen habt und Trier erreicht, seid Ihr in Sicherheit. Der Weg dorthin ist gut, denn rechts und links des
Weges ist nur freies Feld. Ihr könnt mögliche Angreifer schon
von weitem erkennen und Euch vorbereiten.»
Johannes nickte. Während er die Schüssel leerte, waren seine Gedanken noch immer bei dem, was er in der Nacht gesehen hatte. Und zugleich war er glücklich, in dem alten Mann
einen Helfer gefunden zu haben, der ihn vor Schlimmerem
bewahrte.
«Was hat es mit dem heiligen Jacobus auf sich?», fragte er
schließlich.
Der Alte lächelte.
«Es ist jetzt keine Zeit mehr. Fragt auf Eurem Weg die Pilger. Sie wissen es genauer als ich und werden Euch viel zu
erzählen haben. Aber jetzt müsst Ihr sehen, dass Ihr Euch
davonmacht.»
Gemeinsam holten sie das Pferd aus dem Schuppen, und der
Alte beobachtete, wie Johannes seinen Bogen am Sattel befestigte.
«Möge er Euch Glück bringen», sagte er und umarmte Johannes.
«Gottes Segen mit Euch», antwortete der. «Habt Dank für
alles.»
Johannes nahm die Zügel des Pferdes, führte es vorbei an den
Portalen der Kathedrale, drehte sich noch einmal um, doch der
Alte war bereits verschwunden.
    Kurze Zeit später hatte er Reims durch das Osttor verlassen und ritt auf einem breiten, ebenen Weg. Die Felder vor ihm erstreckten sich bis zum Horizont. So war die Route gut zu überblicken, es gab keine unerwarteten Hindernisse, und Johannes konnte bis Mittag eine Strecke zurücklegen, für die er im Wald zwei Tage benötigt hätte. Er ritt durch kleine Dörfer und kam an vielen einzeln gelegenen Gehöften vorbei. Als er einen Fluss erreichte, gönnte er dem Pferd etwas Ruhe und ließ es trinken. Dann führte er es über eine kleine Holzbrücke und setzte die Reise fort. Am späten Nachmittag war ihm, als habe er noch nie in so kurzer Zeit zu Pferd eine solch große Strecke zurückgelegt. Das stimmte ihn froh, denn je schneller er vorankam, desto eher würde er vor dem Zugriff der Schergen des Königs in Sicherheit sein.
    Gegen Abend sah Johannes zwei Gestalten am Horizont. Bald erkannte er, dass es sich um Wanderer handelte, die in dieselbe Richtung marschierten, der auch er folgte. Als sie den Hufschlag des Pferdes hörten, drehten sich die beiden Männer um und blickten ihn verwundert an.
«Seid gegrüßt im Namen des Herrn», sagte der eine, als Johannes sein Pferd neben ihnen zum Stehen gebracht hatte.
    «Gottes Segen sei mit Euch,

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