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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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Emma vorsichtig an ihrem Kleid zwischen die Fänge zu nehmen und in Sicherheit zu bringen.
    Während um uns der Kampf tobte, spürte ich, dass ich mich in einen Jungen zurückverwandelte. Indem meine Wut gegen Gullkin zur Sorge um Emma wurde, veränderte sich mein Körper, ganz ohne meinen Willen.
    »Emma! Ist alles in Ordnung mit dir?«, flüsterte ich.
    Mit zusammengebissenen Zähnen nickte sie.
    »Wir sind gekommen, um dich zu retten«, sagte sie leise. »Und jetzt dürfen wir einander nie wieder im Stich lassen!«
    Ich sah, dass sie eine tiefe Wunde davongetragen hatte. Es dauerte aber nicht lange, da kam Egil mit einem braunen Fläschchen in der Hand angerannt. Als er bei uns war, bremste er in vollem Lauf und goss ein wenig von der Flüssigkeit, die nach Kiefernnadeln roch, auf Emmas Wunde. Dann zog er mit einem Ruck den Pfeil heraus. Zu meiner Verwunderung schrie sie nicht auf vor Schmerz, es war sogar so, dass die Wunde auf der Stelle und direkt vor unseren Augen heilte. Egil steckte das Fläschchen wieder ein.
    »Großvater sagt, ihr müsst hier raus. Sofort !«, sagte er.
    Emma stand auf, und ich sah ihr an, dass ihre Wunde kein bisschen mehr schmerzte.
    »Nein, wir bleiben und kämpfen!«, sagte sie und schlug energisch die Fäuste zusammen.
    »Großvater sagt, ihr seid zu wertvoll. Jetzt, wo Toby frei ist, müsst ihr euch verstecken.«
    Er drehte sich um und blickte über den Marktplatz.
    »Es sieht nicht gut aus hier.«
    Wie zur Bestätigung seiner Worte sah ich drei Blue Volcanoes vom Dach stürzen und immer neue Möwenkrieger hinter goldenen Schilden auf den Marktplatz strömen.
    »Umso dringender braucht ihr uns!«, rief Emma.
    »Nein, Emma!«, sagte Egil scharf. »Ohne euch sind wir nichts als eine Armee von Aufständischen. Mit euch sind wir auf der Seite unseres alten Gesetzes. Es gibt ein erprobtes Versteck. Im Land der Schlaflosen Krieger. Dort müsst ihr in Sicherheit abwarten.«
    Gerade wollte ich Egil fragen, wer die Schlaflosen Krieger seien, da fiel plötzlich ein Schatten über uns drei und schon stieß ein überdimensionaler Falke herab und nahm Emma in seine riesigen Klauen. Ich spürte die mächtigen Schwingen des Falken um meinen Kopf schlagen.
    »Emma!«, schrie ich auf.
    Aber der große Vogel war schon fünfzehn Meter in die Luft gestiegen und ich sah Emma in seinen Klauen zappeln. Egil griff nach meinem Arm.
    »Ist schon in Ordnung, Toby, der Falke ist Earl Hawkin. Er bringt sie in das sichere Versteck, von dem ich sprach. Und du musst auch gehen.«
    Vom Rand des Marktplatzes kam das Islandpony Gletta herangaloppiert und blieb neben mir stehen.
    »Gletta kennt den Weg. Sobald du an einen Wasserfall kommst, spring hinein. Der Fluss wird dich an den Ort bringen, an dem Emma wartet.«
    Über Glettas Schulter hinweg sah ich den Kampf toben. Die Blue Volcanoes hielten inzwischen nur noch ein Viertel des Platzes und fielen immer weiter zurück. Doktor Felman war nirgendwo zu sehen. Gerade wurde die Fahne der Blue Volcanoes von Möwenkriegern heruntergerissen.
    »Du musst gehen, Toby«, sagte Egil eindringlich. »Die Zukunft von Langjoskull hängt davon ab, dass du am Leben bleibst.«
    Kaum war ich im Sattel, galoppierte Gletta mit unvorstellbarem Tempo durch die Reihen der Blue Volcanoes, die durch die vorrückenden Möwenkrieger immer mehr in Bedrängnis kamen. Ich war inzwischen ein besserer Reiter als damals, als ich zum ersten Mal auf diesem Pferd saß, aber bei diesem Wahnsinnsritt musste ich mich trotzdem mit beiden Armen um Glettas Hals klammern.
    Wir hatten den Marktplatz schnell hinter uns gelassen und kamen in eine Seitenstraße, in der verwundete Blue Volcanoes behandelt wurden. Flüchtig erkannte ich Professor Elkkin, die von einem Soldaten zum nächsten huschte und aus einer ähnlichen Flasche, wie Egil sie bei Emma benutzt hatte, Flüssigkeit auf ihre Wunden träufelte.
    Gletta hielt das Tempo. Wir verließen die Stadt und das Licht nahm allmählich ab. Nicht lange, da ragte im Süden der Blaue Vulkan aus dem Nebel auf und danach ging der Ritt im Halbdunkel weiter.
    Wir waren gewiss an die dreißig Kilometer weit gekommen, als ich von einem donnernden Geräusch in der Ferne und von einem eiskalten Sprühregen aus meinem Halbschlaf im Sattel gerissen wurde. Ich spürte einen feinen Dunstschleier auf der Haut und sah nicht weit vor uns einen Wasserfall, mindestens dreißig Meter breit. Gletta verringerte das Tempo kein bisschen, und ich dachte schon, sie wolle in den Abgrund

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