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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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Nachrichten vom Kampf«, sagte er und warf seinen grünen blutverschmierten Hut zu Boden. Sein Blick war ausdruckslos, und als er versuchte, deutlich zu sprechen, wurde er so von seinen Gefühlen übermannt, dass sein Mund zitterte.
    »Ich denke, es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, alles ist verloren«, flüsterte er.
    Earl Hawkin blickte in unsere Augen, und ich glaube, er sah die Hoffnung, die immer noch in unseren Herzen war. Fast blieben ihm die Worte im Halse stecken, aber er zwang sich zum Weitersprechen.
    »Doktor Felman und Egil sind … weggebracht worden«, sagte er leise.
    »Weggebracht? Wohin?«, fragte Emma. Diesmal wagte Earl Hawkin nicht, ihr in die Augen zu blicken.
    »Ich meine, dass sie … sie sind … getötet worden«, sagte er.
    Emma und ich erstarrten. Earl Hawkin nickte und ich sah eine Träne über seine Wange laufen.
    »Gullkin hat die Stadt mit seinen Kriegern überschwemmt. Es gab keinen Schlupfwinkel mehr. Seine Hüter der Künste setzten starke Magie ein. Doktor Felman und Egil standen gerade zusammen, als …« Earl Hawkin legte den Kopf zurück und blickte zur Höhlendecke, als könne er mithilfe der Schwerkraft seine Tränen zurückzwingen. »Sie sind wie Krieger gestorben«, sagte er leise. »Anders als ich. Der sich gedrückt und aus dem Staub gemacht hat.«
    Langes Schweigen breitete sich aus. Ein Schwall Seeluft blies in die Flammen. Emma und ich blickten einander an: Wir sahen beide das Ende eines Traumes, aber ein Erwachen gab es nicht. Ich dachte an Egil und wie er heißhungrig das geklaute Rentierfleisch verschlungen hatte. Ich dachte an all die Abenteuer, die ich mit Shipley auf dem Mond erlebt hatte. Schwester Mary im Kloster hätte jetzt wahrscheinlich gedacht, die schusselige schwarze Katze wäre überfahren worden. Und wer weiß, in einer anderen Welt wäre es ja vielleicht tatsächlich so gewesen.
    Aber irgendwie konnte ich mir Doktor Felman nicht tot vorstellen. Für mich war er wie eine Seite in einem Buch, die immer noch vorhanden war, selbst wenn jemand das Papier zerriss.
    »Was ist mit Professor Elkkin?«, fragte Emma.
    »Ich glaube, sie ist auch gefasst worden«, sagte Earl Hawkin. »Ich würde euch so gern etwas geben, woran ihr euch halten könntet, aber ich habe nichts. Nicht einmal mich selbst. Ich bin ein nutzloser Feigling.«
    Earl Hawkin ballte die Fäuste, und da wurden seine Finger wieder zu Krallen, gerade lang genug, um sich tief in seine Handflächen zu bohren. Blut sickerte aus der Haut, aber er schien den Schmerz nicht zu spüren.
    »Ich bin der letzte Hüter der Künste, der unsere Sache unterstützt, und trotzdem bin ich für niemanden mehr von Nutzen«, sagte er gedrückt. »Die Revolution ist vorüber.«
    Ich starrte auf meine Handfläche. Der Wolf rührte sich nicht.
    »Was sollen wir also tun?«, sagte ich nach einem langen Schweigen. Earl Hawkin blickte auf, dann begann er mit eindringlicher Stimme zu sprechen.
    »Ihr müsst euch in Sicherheit bringen«, sagte er. »Für euch gibt es eine andere Welt, dorthin müsst ihr wieder gehen.«
    »Aber wie?«, wollte ich wissen.
    Earl Hawkin erhob sich mühsam und deutete nach hinten in die Dunkelheit der Höhle.
    »Diese Höhlen münden in einen Tunnel, der in einen alten Kanal übergeht, und der wiederum führt zu einem verlassenen Minenschacht, von dem aus man zur Erdoberfläche gelangt.«
    Ich sprang auf. In meinem Eifer bemerkte ich nicht, dass Emma mit gesenktem Kopf still am Feuer sitzen geblieben war.
    »Wir sind hier sehr dicht am Rand von Langjoskull«, fuhr Earl Hawkin fort. »Die Oberfläche ist nur ungefähr siebzig Meter über uns. Es gibt überall Spalten und Höhlen. Ihr gehört doch zur Sippe der Wölfe – könnt ihr nicht das Meer riechen?«
    »Doch, ich rieche es«, sagte ich und wandte mich an Emma, die immer noch reglos dasaß.
    »Es ist eure einzige Chance«, sagte Earl Hawkin. »Deshalb bin ich gekommen. Um euch zu sagen, dass ihr uns verlassen sollt. Für immer. Ihr habt euer Bestes getan.«
    Ich starrte in das undurchdringliche Dunkel im rückwärtigen Teil der Höhle. Es schien mir ein düsterer Weg zur Rettung. »Was ist mit den Schlaflosen Kriegern?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Earl Hawkin und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Sie sind schreckliche Kreaturen, aber sie sind langsam und schwerfällig. Vielleicht könnt ihr euch verwandeln …«
    Ich stieg über das Feuer zu Emma.
    »Emma? Was denkst du?«, sagte ich. Emmas Kopf blieb gesenkt. Sie

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