Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
Vom Netzwerk:
bin nicht so sicher«, sagte Emma.
    Dann erreichten wir eine Stelle, an der sich der Lavakanal mit einem anderen kreuzte. Die frische Luft von der Gletscheroberfläche schien nach wie vor direkt von vorn zu kommen, was bedeutete, dass wir irgendwie den kreuzenden Lavastrom vor uns überqueren mussten.
    Ich sammelte große Steinbrocken vom Fußweg und rollte sie auf einen Haufen vor Emmas Füße.
    »Lava ist ziemlich zäh; es wird eine Weile dauern, bevor die großen Brocken sinken«, sagte ich. »Ich werfe sie rein und wir benutzen sie als Trittsteine.«
    Ohne Emmas Antwort abzuwarten, warf ich fünf Brocken in den Lavastrom und hörte es zischen.
    »Spring!«, rief ich.
    »Bist du verrückt?«, sagte Emma.
    »Schnell! Bevor sie untergehen!«
    Da sprang Emma auf den ersten Stein, von dort zum nächsten und übernächsten und dann war sie drüben. Inzwischen waren aber die ersten beiden Trittsteine von der Lava verschlungen worden.
    »Macht nichts, ich hole noch welche«, rief ich hinüber. Emma sah über ihre Schulter in das rote Dämmerlicht, das hinter ihr lag.
    »Mach schnell, Toby!«
    Gerade wollte ich mich wieder nach Steinbrocken bücken, da nahm ich eine Bewegung in der Dunkelheit wahr. Emma, die ungeduldig zu mir herüberblickte, konnte nicht sehen, was hinter ihr geschah: An der Felswand sickerte urplötzlich ein Lavarinnsal herab. Es dauerte nicht lange, da wurde aus dem Rinnsal ein Stab aus rotem Licht … Risse spalteten die Wand, Risse, die die Kontur eines gigantischen Körpers andeuteten. Es blitzte blau auf, es rumpelte, Gestein löste sich von der Felswand.
    Emma hatte meinen entsetzten Blick gesehen und drehte sich hastig um. In diesem Augenblick wurde die Felswand lebendig. Aus zwei Steinsäulen wurden Beine, es erschien eine steingepanzerte Rüstung und rot glühende Lavaschwerter zischten durch die Luft.
    Weit über Emma, mindestens zehn Meter hoch, ragte ein Kopf auf, ein Gesicht und ein einzelnes starrendes Auge.
    Emma schrie auf. Das Monsterwesen hatte Glieder aus Kalkstein und sein Kopf war ein durch Erosion entstandener Granitblock. Seine Knochen mussten aus Stein bestehen. Das war vermutlich der Grund, weshalb die Knochen, die ich auf der Insel gefunden hatte, zwischen meinen Fingern zerbröckelt waren. Aufmerksam musterte der riesige Kerl Emma aus seinem großen blauen Auge, das mir wie ein Vulkansee vorkam.
    Da mir keine Zeit mehr zum Steinesammeln blieb, wollte ich versuchen, mit einem Satz über den Lavastrom zu Emma zu kommen. Ich nahm einen kräftigen Anlauf, sprang ab und erreichte gerade so eben die andere Seite.
    Noch während ich auf dem Boden aufkam, hörte ich Lärm unter dem Lavastrom. Es klang, als würden Ziegelsteine aneinandergerieben. Ich drehte mich um und sah drei weitere der wüsten Kerle, die plötzlich aus dem Strom der geschmolzenen Steine auftauchten. Sie wateten auf uns zu, als wäre die Lava kühles Wasser.
    Der ganze Schacht begann zu beben, als die Monster nun einen Fuß vor den anderen setzten. Jeder Schritt löste ein kleines Erdbeben aus, und die scheußlichen Gestalten machten einen Lärm, der wie der Ausbruch eines Vulkans klang. Emma und ich rannten los. Mit einem hastigen Blick über die Schulter sah ich, wie die Monster mit den Händen heiße Lava schöpften und tranken. Manche von ihnen lachten, und das hörte sich an wie das Zischen eines Geysirs, der sein siedend heißes Wasser versprüht. Sie hatten ihren Spaß. Emma und ich bereiteten ihnen Vergnügen.
    Wir rannten am Kanal entlang weiter und der Geruch nach frischer Luft wurde immer stärker. Mit Riesenschritten wateten die Schlaflosen Krieger durch die Lava, sie konnten mühelos mit uns mithalten.
    Emma fiel hin und wäre beinahe in den glühenden Lavastrom gerollt. Während ich sie auf die Füße zog, sah ich direkt vor uns einen Lichtkreis.
    Gelbes Licht. Ungetrübtes Sonnenlicht.
    Wir erreichten es noch vor unseren Verfolgern. Atemlos vor Staunen und Erschöpfung blieben wir stehen und starrten in die Höhe.
    »Der Minenschacht!«, sagte ich.
    Der Schacht führte mindestens sechzig, siebzig Meter aufwärts, seine Seitenwände waren glatt und steil. Tageslicht fiel herein und wir konnten Schnee, Meer und Wind über uns riechen. Dort oben war die Freiheit, aber wir würden sie nie erreichen.
    Die polternden Schritte der Schlaflosen Krieger setzten Kaskaden von Staub und Geröll in Bewegung, die an den Schachtwänden herabrieselten und sich als graue Wolken vor den Sonnenfleck schoben. Emma und

Weitere Kostenlose Bücher