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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Knight
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bewegte sich lange nicht.
    »Emma?«, sagte ich behutsam. »Hast du gehört, was Earl Hawkin sagt? Meinst du, wir könnten es schaffen?«
    Da hob Emma den Kopf. Ihr Blick war leer, aber in ihren Augen standen Tränen.
    »Wenn du wissen willst, was ich denke«, sagte sie, »ich denke … wir verlieren immer . Immer, immer. Die Tyrannen gewinnen, bevor der Kampf überhaupt anfangen kann. Immer, immer.«
    Earl Hawkin beugte sich vor und nahm behutsam ihre Hand.
    »Oh, mein gutes Kind«, sagte er und half ihr auf die Beine. Emma versuchte, ihr Gesicht zu verbergen, und er umarmte sie. Vielleicht war es ja so, dass die Wärme seines Körpers das Eis in ihrer Seele brach, jedenfalls fing sie an zu schluchzen.
    »Mein armes, gutes Kind«, flüsterte Earl Hawkin. »Wer weiß, vielleicht kommen wir in tausend Jahren dazu, diesen Kampf auszutragen. Jetzt aber müsst ihr zuallererst an euch denken.«
    Emma senkte wieder den Kopf, um ihre Tränen vor mir zu verbergen. Ich wandte mich an Earl Hawkin.
    »Wenn wir es bis zur Gletscheroberfläche schaffen, was dann?«
    Earl Hawkin zog die Schultern hoch.
    »Ihr müsst euch verwandeln, und zwar in ein Tier, das gut an die Lebensbedingungen angepasst ist. Aber das müsst ihr tun, bevor ihr die Oberfläche erreicht, denn über dem Eis könnt ihr euch nur noch in Menschen zurückverwandeln. Danach werdet ihr euch nie wieder verwandeln. Sobald ihr oben seid, wirken eure magischen Kräfte nicht mehr. Ich kann euch leider nicht die Fähigkeit geben, eure Macht mit in die Welt der Menschen zu nehmen; dafür wäre eine längere Ausbildung nötig gewesen. Wir hatten so wenig Zeit …«
    »Woher wissen wir, welche Gestalt wir annehmen sollen?«, fragte ich.
    »Ihr seid Anfänger. Für euch entscheidet das Jerlamar«, sagte Earl Hawkin. »Wenn das Jerlamar auf eurer Seite ist, könnt ihr es schaffen.«
    Die Möglichkeit schien ziemlich vage. Aber uns blieb keine Wahl. Mich beunruhigte eine andere Frage.
    »Wenn unsere magischen Kräfte nicht mehr wirken, sobald wir hier weg sind«, sagte ich, »wird Emma dann wieder krank werden?«
    Emma wandte den Kopf.
    »Und wird Toby wieder gelähmt sein?«, fragte sie.
    Earl Hawkin lächelte.
    »Nein. Alle Heilmittel der Fel wirken dauerhaft. Betrachtet es als unser Geschenk an euch dafür, dass ihr bereit wart, uns zu helfen.«
    »Und zu scheitern«, ergänzte ich bitter.
    »Ich finde, wir sollten schnell aufbrechen«, sagte Emma. »Ich spüre Gefahr in der Nähe.«
    »Das spüre ich auch«, sagte Earl Hawkin mit einem hastigen Blick zum Höhleneingang. »Ich werde als Falke meine Runden ziehen, und wenn ich irgendwo Gullkins Krieger sehe, will ich versuchen, sie aufzuhalten.«
    Earl Hawkin drückte sich den blutverschmierten grünen Hut auf den Kopf und gab sich große Mühe, wild entschlossen dreinzublicken. Ich griff nach seiner Hand, doch dann fiel ich ihm ungeniert um den Hals.
    »Eines Tages wird es einen gerechten Kampf geben«, sagte ich und er nickte.
    »Grüßt mir Stephen Hawking«, flüsterte er. Er sah uns an, und ich glaube, in diesem Augenblick las er zum letzten Mal unsere Gedanken.
    »Emma, Toby, bittet das Jerlamar, euch nach Hause zu bringen.«

    Wenn es schlicht ums Überleben geht, denkt man immer nur an den nächsten Schritt.
    Schon nach ein paar Hundert Metern standen wir vor einem Labyrinth dunkler Gänge. Doch die kräftige Seeluft sagte uns zuverlässig, auf welchem Weg wir zur Erdoberfläche gelangen würden.
    Wir tasteten uns ungefähr einen halben Kilometer an der Wand des Tunnels entlang, für den wir uns entschieden hatten, und immer wieder tappten unsere Füße in warme, sprudelnde Pfützen, die an den Knöcheln kitzelten. Es roch stark nach faulen Eiern, nur manchmal wurde der Geruch von der frischen Luft überdeckt, die von irgendwo vor und über uns hereinwehte.
    Dann sah ich nicht weit entfernt ein rotes Licht schimmern. Wir gingen darauf zu und stießen auf einen Lavastrom, der in einem aus dem Felsen gehauenen, schnurgerade verlaufenden Kanal floss. Neben diesem rot glühenden Kanal gab es einen grob angedeuteten Fußweg. Die frische Luft kam direkt durch diesen Kanal. Da der Lavastrom Licht und Wärme abgab, wurde das Vorwärtskommen etwas leichter. An den Wänden sahen wir primitive Höhlenmalereien, die vermutlich von den Schlaflosen Kriegern stammten.
    »Es geht schon bergauf«, sagte ich. »Ich spüre die Steigung. Und sieh mal, die Lava fließt hier schneller. Bestimmt nähern wir uns der Oberfläche.«
    »Ich

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