Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
sich, um sich auch von der Seite zubetrachten. Perfekt. Sie bürstete ihr Haar, das ihr glänzend über die Schultern fiel. Wahnsinn! Sie konnte sich gar nicht von ihrem Anblick losreißen.
Es klopfte an der Badezimmertür. Sheila rief: »Herein!«, und Mario trat ein. Auch er war nicht wiederzuerkennen. Er trug eine dunkelblaue Stoffhose und ein blaues Hemd, das genau denselben Farbton hatte wie Sheilas Kleid.
»Du siehst wunderschön aus«, entfuhr es ihm, als er Sheila sah. »Warum ist das Kleid jetzt blau?«
»Ich weiß nicht, es ist auf einmal blau geworden«, antwortete Sheila.
Mario trat neben sie, und als Sheila in den Spiegel blickte, nahm es ihr fast den Atem. Mario und sie – sie sahen aus wie ein Paar. So erwachsen. Ihr Bauch zog sich zusammen.
Auch Mario musste schlucken. »Zaida … hat keinen schlechten Geschmack …«
Sheila wünschte sich einen Moment lang, Mario möge seinen Arm um ihre Schultern legen. Gleich darauf ärgerte sie sich und verscheuchte den Gedanken. Warum sollte er das jetzt tun? Nur, weil sie ein schönes Kleid anhatte?
»Hier ist alles wunderschön«, flüsterte Sheila. »Schau dir das Bad an. Oder unser Zimmer. Der pure Luxus. Wie kann es so etwas unter Wasser geben? Woher kommt das alles? Und was hat Zaida mit uns vor?«
»Ich weiß nicht mehr als du«, sagte Mario. »Lassen wir uns überraschen.«
»Aber …« Sheila wollte ihn noch einmal darauf hinweisen, dass sie zuvor im Wasser so etwas wie bösartige Schwingungen wahrgenommen hatte. Doch weil Mario in diesem Moment nach ihrer Hand griff, unterließ sie es.
Seine Hand. Warm und vertraut. Und trotzdem irgendwie aufregend. Sein Griff war fest. Wie ein Versprechen, mit ihr durch dick und dünn zu gehen. Und sich niemals von ihr zu trennen.
Sheila biss sich auf die Lippe. Ihre Fantasie ging mit ihr durch, sie musste aufpassen.
Aus dem Nebenzimmer kam ein Geräusch. Die Dienerin war zurückgekommen. Sie steckte ihren Kopf ins Badezimmer und sagte lächelnd: »Die Königin erwartet euch.«
Mario und Sheila blickten einander an. Mario nickte unmerklich.
Sheila holte tief Luft. Sie hatte keine Ahnung, was Zaida von ihnen erwartete. Und sie hatte Angst.
2. Kapitel
Ein rätselhafter Auftrag
»Jean, könntest du mir bitte mal den Reißverschluss zumachen?«
Nana de la Fortune trat ins Zimmer. Sie trug das rote Kleid, das sie sich erst vorgestern gekauft hatte. Es stand ihr überhaupt nicht. An der Taille war es viel zu eng und man sah deutlich Nanas Speckröllchen. Aber sie hatte sich nun mal in den Kopf gesetzt, dieses Kleid heute Abend in der Oper zu tragen. Es gab »Aida« von Verdi.
Jean seufzte, als seine Frau vor ihm stehen blieb und sich umdrehte. Vorsichtig zog er den Reißverschluss hoch. Eigentlich hatte er nicht die geringste Lust, in die Oper zu gehen. Am liebsten hätte er abgesagt, aber Nana würde ihm deswegen wochenlang böse sein. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen.
»So, fertig!«
»Danke, Chérie«, flötete Nana und lächelte ihn an. »Du machst dich doch dann auch fertig, ja?«
Jean nickte. »Natürlich, Schatz.«
Sie verließ das Zimmer. Als die Tür hinter ihr zufiel, atmete Jean erleichtert auf. Dann ging er zu seinem Schreibtisch, räumte die Meereszeitschriften beiseite und zog zwischen dem Stapel den Brief hervor, der vor ein paar Tagen gekommen war. Anonym. Der Text war mit dem Computer geschrieben und sehr kurz.
Vollende, was du begonnen hast.
Z.
Dieser Brief bereitete Jean großes Kopfzerbrechen. Er verstand nicht, was ihm der Absender des geheimnisvollen Schreibens sagen wollte.
»Merde«, murmelte Jean und ließ den Brief in einer Schublade verschwinden. Er verstand so vieles nicht, seit er im letzten Sommer nach Paris zurückgekehrt war und versucht hatte, sein früheres Leben wiederaufzunehmen. Das war alles andere als einfach. Denn er hatte sein Gedächtnis verloren. Viele Jahre war er verschwunden gewesen und seine Frau Nana hatte ihn bereits für tot erklären lassen.
Doch Jean de la Fortune war nicht tot, sondern erfreute sich bester Gesundheit – abgesehen davon, dass in seinem Gedächtnis eine Riesenlücke klaffte. Er wusste nichts von den fünfzehn Jahren seiner Abwesenheit. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wo er gewesen war und was er gemacht hatte. Für wen hatte er gearbeitet und wer hatte ihn bezahlt? Und wieso erinnerte er sich daran nicht?
All diese Fragen quälten ihn und machten ihm sein jetziges Leben zur
Weitere Kostenlose Bücher