Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Hölle. Abgesehen davon war es schwierig, mit Nana zusammenzuleben und so zu tun, als hätte es diese fünfzehn Jahre der Trennung nicht gegeben. Nana war in dieser Zeit ohne ihn zurechtgekommen. Ganz sicher hatte sie sich mit anderen Männern getroffen und den einen oder anderen Liebhaber gehabt. Vielleicht hatte sie sich sogar ernsthaft verliebt … Jean wusste es nicht. Nana sprach nie darüber. Als er, der vermeintlichTote, wieder auftauchte, fiel Nana zuerst aus allen Wolken. Dann freute sie sich riesig. So stand es zumindest in den Zeitungen. Die Presse stürzte sich natürlich sofort auf die Sache. Jean de la Fortune war nämlich ein bekannter Unterwasserarchäologe, der einige bedeutende Funde gemacht hatte. Etwa den Leuchtturm von Alexandria in Ägypten. Und die Ruinen des sagenhaften Reichs Atlantis – obwohl die Fachwelt damals die Echtheit des Fundes angezweifelt hatte.
Atlantis … Kurz nachdem Jean die Reste davon auf dem Meeresboden entdeckt hatte, musste etwas Wichtiges geschehen sein. Warum war er damals verschwunden? Weshalb hatte es kein Lebenszeichen von ihm gegeben?
Manchmal tauchten in seinen Träumen merkwürdige Bilder auf. Ein U-Boot, das keines war, sondern sich während des Traums in einen schwarzen Wal verwandelte. Ein Kugelfisch, der auf zwei Teleskopbeinen lief und sich »Groll« nannte. Und ein mumienhafter Greis mit leuchtend grünen Augen …
Seit mehr als einem halben Jahr war Jean de la Fortune in psychotherapeutischer Behandlung, weil er sein Gedächtnis wiederfinden wollte. Er hatte mehrfach den Arzt gewechselt. Jetzt war er beim besten Psychiater, den es in Paris gab. Aber die Fortschritte waren minimal. Der Arzt sagte Jean immer wieder, er müsse Geduld haben.
»Geduld!«, wiederholte Jean jetzt zornig und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch, dass es schmerzte. »Ich habe keine Geduld mehr, verdammt! Ich will endlich wissen, was damals mit mir passiert ist!«
Einige Blätter segelten vom Schreibtisch hinunter, doch JeansErinnerung kam nicht zurück. Jean schnitt eine Grimasse. Dann ging er lustlos zum Schrank, um ein frisches Hemd herauszuholen. Als er es vom Bügel nahm, blitzte ein Wort in seinem Kopf auf. FORTUNATUS.
Er ließ das Hemd fallen, als habe er sich daran verbrannt. Fortunatus. Er wusste auf einmal, dass dieser Name etwas mit ihm zu tun hatte. So hatte er sich genannt. Vor Aufregung schoss Adrenalin durch seinen Körper. Er fing an zu schwitzen und seine Hände zitterten. Die Erinnerung schien ihm auf einmal so nah, als müsse er nur danach greifen, um sie festzuhalten.
Als er die Augen schloss, sah er sich in einem Taucheranzug. Zwei Kinder waren bei ihm, ein blonder Junge und ein dunkelhaariges Mädchen. Er selbst stand auf einer Jacht und sah zu, wie die Kinder über eine schmale Leiter an Bord kletterten. Im Meer tauchte ein merkwürdiger Fisch auf. Er sah sehr seltsam aus, hatte Kameralinsen als Augen und trug eine Antenne auf dem Kopf.
Spy wird auf euch aufpassen …
Spy! Schon wieder ein Name. Der Name eines Fisches …
»O mein Gott!« Jean stöhnte und sank in einen Sessel. Er sah den Fisch jetzt deutlich vor sich. Er lag auf einem großen Tisch, nahezu reglos. Nur das Maul bewegte sich ein wenig. Auf dem Tisch befand sich noch ein anderer Gegenstand – ein Stein. Er glänzte silbrig …
Der Weltenstein.
»Magie!«, stieß Jean aus. Jetzt konnte er sich deutlich erinnern. Er hatte den Fisch mithilfe des Weltensteins verändert. Sozusagen technisch aufgerüstet, damit er ihm für seine Zweckediente. Nach der »Behandlung« war der Fisch ein intelligentes Kerlchen. Seine Kameraaugen halfen, Gegenstände auf dem Meeresboden aufzuspüren und Bilder davon auf den Computer an Bord zu senden. Außerdem war Spy, wie Jean ihn getauft hatte, ein großartiger Spion. Und er sollte die Kinder bewachen, die der Archäologe auf eine lange Reise durch die Weltmeere schickte.
»Was habe ich getan?«, flüsterte Jean. Sein Kopf tat mit einem Mal höllisch weh, so als seien die Schmerzen der Preis der Erinnerung. Er hatte den Kindern einen Auftrag gegeben, sie unter Druck gesetzt … Marios Mutter war in Lebensgefahr …
Ihm wurde so schlecht, dass er sich beinahe übergeben hätte. Vor seinen Augen flimmerte es. Ein Migräneanfall … Er fühlte sich schwach und hilflos. In diesem Zustand konnte er unmöglich in die Oper gehen. Nana würde ihm böse sein, aber das konnte er nicht ändern.
Vollende, was du begonnen hast! Z.
Plötzlich wusste
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