Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
jemand gelegen, angeschlossen an etliche Schläuche … Auf diesem Weg strömte neue Energie in Zaidons Adern. Sein Leben verlängerte sich dadurch, während die arme Person im Sarg viel schneller alterte, als es durch den natürlichen Ablauf der Zeit geschehen wäre.
Jean war flau im Magen. Er hatte damals genau gewusst, dass es falsch war, Zaidon zu unterstützen. Trotzdem hatte er es getan. Es war verführerisch, Magie benutzen zu können … Und genau dieser Grund war es, der ihn heute dazu gebracht hatte, Nana zu verlassen. Magie. Er wollte sie wieder einsetzen. Er wollte erneut ihre Macht spüren. Sie sollte ihn aus der Normalität und dem Alltag herausführen. Der Zauber sollte greifbar werden, das Wunderbare Realität. Er wollte unmögliche Dinge vollbringen können.
Jetzt erst wurde ihm klar, wie sehr er sich in den letzten Monaten gelangweilt hatte. Aus dem einstigen Abenteurer war ein zahmer Hausmann geworden. Er leitete keine Expedition mehr, fuhr auf keinem Schiff mit, hatte aufgehört zu tauchen. Was seinen Beruf als Unterwasserarchäologe anging, so war er vollkommen raus aus der Szene. Seine Kollegen hatten ihn links und rechts überholt und blickten mitleidig auf den armen Jean de la Fortune, der das Gedächtnis verloren hatte. Er hatte vergeblich versucht,wieder Anschluss zu finden. Er hatte sich im Internet und mit Fachliteratur auf den neuesten Stand der Forschung gebracht. Doch seine Artikel, die er an Fachzeitschriften schickte, wollte keiner mehr haben; man lehnte freundlich, aber bestimmt ab.
Nana gab sich alle Mühe, ihm das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Sie lebten in einer schönen Wohnung in Paris und finanziell mangelte es ihnen an nichts. Zusammen mit Nana besuchte Jean Museen und Ausstellungen, ging ins Theater und in die Oper. Doch all diese kulturellen Zerstreuungen genügten ihm nicht, es blieb immer eine Art Hunger zurück. Hunger danach, wieder einen Forschungsauftrag zu bekommen. Er wollte an Bord eines Schiffs leben anstatt in einer Stadtwohnung, er sehnte sich nach dem salzigen Geruch des Meeres und nach dem Geräusch der Wellen … In Paris war er nicht glücklich gewesen, Nana hatte sich noch so sehr anstrengen können.
Und deswegen war er gegangen.
Jean de la Fortune seufzte. Nana würde ihm diesen Schritt niemals verzeihen. Jetzt, nachdem sie ihn nach fünfzehn Jahren endlich wiedergefunden hatte, verließ er sie erneut, um dem Befehl einer machtgierigen Kreatur zu folgen.
Lebte Zaidon überhaupt noch? Jean hatte den Alten zuletzt gehasst und es nur darauf angelegt, ihn auszutricksen. Wie würde er sich fühlen, wenn er dem Lord der Tiefe wieder gegenüberstand? Und welche Aufgabe würde auf ihn warten?
Schweißperlen sammelten sich auf Jeans Stirn. Was war damals mit den Kindern geschehen, mit Mario und Sheila? Er hatte keine Ahnung, wie das Abenteuer für sie ausgegangen war. Washatten sie mit dem goldenen Gürtel und den Zaubersteinen gemacht? War es ihnen gelungen, das Weltentor zu öffnen?
Jean spürte eine alte Sehnsucht. Talana . Wieder ein Wort, das ihm plötzlich einfiel. Das Paradies, das er so gern kennenlernen wollte. Ein Traum, der zum Greifen nah gewesen, aber dann doch zerplatzt war.
Vielleicht würde es diesmal klappen. Vielleicht …
»Sie wollen also, dass wir Experimente machen«, stellte Sheila fest. Gleich würde sie bestimmt vor lauter Wut platzen müssen. Was bildete sich diese Zaida eigentlich ein? Glaubte sie, dass sie das Recht hatte, mit Tieren Versuche zu machen?
»Die Evolution verändert die Tier- und Pflanzenwelt und entwickelt sie weiter«, sagte Zaida, ohne sich von Sheilas zornigen Blicken aus der Ruhe bringen zu lassen. »Wir würden nur dasselbe machen, was die Evolution tut. Wir verhelfen den Tieren zu besonderen Eigenschaften. Zur Perfektion.« Sie machte eine kurze Pause und lächelte. »Warum sollen wir der Natur nicht ein wenig nachhelfen und die Möglichkeiten einsetzen, die uns zur Verfügung stehen?« Sie stand von ihrem Stuhl auf und begann, im Raum umherzugehen. »Stellt euch vor, es würde ein Tier geben, das fliegen, rennen und schwimmen kann. Das wäre doch fantastisch, oder? Ein Pferd, das tauchen und auf dem Meeresboden galoppieren kann – wie gefällt euch das? Oder Fische, die durch die Luft fliegen wie Schmetterlinge. Clownsfische würden sich beispielsweise sehr hübsch in Gärten machen, oder?«
Sheila und Mario sahen einander an. Sie wussten nicht recht, wie sie sich verhalten
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