Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Sie trommelte ungeduldig mit ihren langen Fingern auf eine Stuhllehne. »Aber du sollst mir keine Vorwürfe machen. Ich will einen Vorschlag von dir, womit ich die beiden Ausreißer am besten treffen kann. Wenn sie nicht freiwillig mit mir zusammenarbeiten, dann will ich sie dazu zwingen.«
»Wenn sie noch hier wären, dann wäre das einfacher«, antwortete Ricardo, nachdem er eine Weile überlegt hatte. Es schmeichelte ihm, dass ihn die Königin des Nachtmeers um Rat fragte. »Wir hätten Mario und Sheila ein bisschen quälen können. Man hätte sie ein paar Tage hungern lassen sollen. Dann hätten sie irgendwann klein beigegeben, bestimmt!«
»Dafür ist es jetzt zu spät«, fuhr Zaida ihn an. »Ich will Vorschläge, die sich umsetzen lassen.«
»Hm …« Ricardo rieb sich das Kinn und suchte krampfhaft nach einer Idee. Er wollte Zaida nicht enttäuschen. »Hast du mir nicht erzählt, dass du durch dein Lachen Monsterwellen erzeugen kannst?«
Zaida nickte. »Richtig. Je lauter ich lache, desto höher werden die Wellen. Ich habe es zufällig entdeckt. Aber ich freue mich sehr darüber. So eine Monsterwelle versetzt jeden Kapitän in Angst und Schrecken …«
»Ich hätte da vielleicht einen Plan«, begann Ricardo vorsichtig.
»Erzähl!«, forderte Zaida ihn auf.
»Sheilas Eltern wohnen in Hamburg«, sagte Ricardo und grinste breit. »Wie wär’s, wenn wir sie ein bisschen in Gefahr brächten? Kinder ängstigen sich normalerweise, wenn ihren Eltern etwas geschieht. Damit könntest du Sheila erpressen.«
Diese Göre verdient wirklich einen Denkzettel, dachte er bei sich. Was die sich alles rausgenommen hat …
Zaida runzelte die Stirn. »Hamburg? Ich glaube nicht, dass es mir gelingt, mit einer Monsterwelle die Stadt zu überfluten. So groß ist meine Macht nicht … noch nicht …«
»Dann locken wir die Eltern eben aufs Meer«, schlug Ricardo vor. »Auf ein Schiff. Ich könnte organisieren, dass sie eine Reise auf einem Kreuzfahrtschiff gewinnen.«
Zaida lächelte. »Sehr gute Idee, Ricardo. Mal sehen, ob Sheila und Mario dann bereit sind, mit mir zusammenzuarbeiten. Andernfalls werden Sheilas Eltern sterben und gleich noch ein paar Tausend andere Leute dazu.«
Ricardo zuckte innerlich zusammen. Einen Moment lang hatte er ein schlechtes Gewissen, weil durch seine Idee so viele Menschen in Lebensgefahr geraten würden. Aber dann sagte er sich, dass es dazu ja nicht zu kommen brauchte, wenn sich Sheila und Mario vernünftig verhielten. Aber ob sie das tun würden? Die beiden Kinder hatten wahrhaftig schon genügend Ärger gemacht. Er dachte daran, wie sie seine Pläne vereitelt hatten. Ihretwegen war es ihm nicht gelungen, Zaidons Anweisungen zu befolgen und den Lord der Tiefe ins Leben zurückzuholen.
»Blödes Pack«, murmelte er.
Zaida strich über seine Schultern. »Ganz recht. Und wenn sie nicht gehorchen, dann werden sie ihre Strafe bekommen. Ich werde meine Ziele auf alle Fälle durchsetzen.«
Ricardo berührte ihre rechte Hand und zog sie vorsichtig an seine Lippen. Zärtlich küsste er ihre Finger.
»Du bist eine wunderbare Frau, Zaida«, murmelte er. »Ich will alles tun, um dich zu unterstützen.« Er sah zu ihr auf und begegnete ihren leuchtend grünen Augen.
Sie hatte ihm erzählt, dass sie eine Prinzessin sei und außerdem eine echte Nachfahrin der Bewohner von Atlantis. Sie sei Zaidon mehrfach begegnet, er habe große Stücke auf sie gehalten und sie in die Geheimnisse der Magie eingeweiht.
Wenn er nicht mehr da sei, solle Zaida sein Werk fortführen, habe er gesagt. Das Reich Atlantis sollte nicht in Vergessenheit geraten.
Ricardo würde Zaida helfen, Zaidons Vermächtnis zu erfüllen. Wenigstens musste er sich keine Vorwürfe mehr machen, weil es ihm bisher nicht gelungen war, Zaidons Auftrag zu erfüllen. Jetzt wartete eine viel wichtigere Aufgabe auf ihn … und Zaida war auch eine viel angenehmere Gesellschafterin als Zaidon …
»Gut«, sagte Zaida zu Ricardo und wurde ernst. »Du hast neulich erwähnt, dass du über wichtige Kontakte verfügst. Kannst du mir das ein bisschen näher erklären?«
»Aber natürlich«, antwortete Ricardo. »Ich habe etliche Beziehungen, die dir nützen können. Claudio zum Beispiel. Er ist Talkmaster beim italienischen Fernsehen. Ich bin sicher, dass er dich einladen wird, wenn ich ihn darum bitte.«
»Und wen kennst du noch?«, fragte Zaida weiter.
»Jean de la Fortune. Ein Wissenschaftler. Er war Zaidons rechte Hand.«
»Ah, das
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