Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
klingt gut.« Zaidas Lächeln spornte Ricardo an.
»Mein Freund Markus arbeitet bei einem Berliner Sender«, fuhr er eifrig fort. »Und meine Cousine Sandra ist Redakteurin bei einer Internetzeitung. Ich kann die beiden fragen, ob sie dich interviewen wollen.«
»Bringt das etwas?« Zaida war skeptisch.
»Aber sicher«, sagte Ricardo. »Die Öffentlichkeit wird auf dich aufmerksam. Zaida, die Prinzessin von Atlantis. Die Königin des Nachtmeers. Die Zuschauer werden an deinen Lippen hängen. Ich wette, sie werden von dir begeistert sein – so wundervoll, wie du aussiehst. Und wenn du dann noch deine Geschichte erzählst, dass deine Vorfahren aus dem legendären Atlantis stammen … Du wirst Berge von Fanpost bekommen!«
»Stopp!« Zaida hob abwehrend die Hand. »Kein Wort über meine Vergangenheit.«
»Warum denn nicht?«, fragte Ricardo verblüfft. »Das ist doch spannend und würde die Öffentlichkeit bestimmt interessieren.«
Zaida schüttelte den Kopf. »Nein, das kommt nicht infrage. Niemand soll etwas über meine Herkunft erfahren. Jedenfalls zunächst nicht. – Nur Gegenwart und Zukunft zählen.« Der Tonfall ihrer Stimme veränderte sich. »Ich will, dass man auf mich aufmerksam wird. Dass man über mich redet. Dass man mich bewundert. Ich will Fans.«
Ricardo starrte sie an und war wieder einmal hingerissen von ihrer Schönheit. Er empfand es als großes Glück, dass er bei ihr sein durfte.
»Okay«, sagte er. »Ich werde meinen Bekannten nichts von dem untergegangenen Königshaus erzählen …«
»Auch das Nachtmeer muss geheim bleiben«, ergänzte Zaida rasch. »Niemand darf wissen, wo ich wohne und wie ich lebe. Dann wird die Überraschung später umso größer sein.«
»Aha.« Ricardo schmunzelte. »Eine raffinierte Taktik. Du gibst dich geheimnisvoll – und das macht dich umso interessanter.«
»Genau so ist es, lieber Ricardo.« Zaida strich ihm sanft über die Wange, eine Berührung, so sacht, als würde ihn eine Spinnwebe streifen. Dann setzte sie sich auf seine Knie, was ihn so überraschte, dass er fast das Gleichgewicht verloren hätte.
»Oh, äh … das ist …«, stammelte er, aber dann sagte er nichts mehr, weil Zaidas Lippen seinen Mund verschlossen.
Ricardo hielt sich für einen Glückspilz.
Als er in seinem Zimmer war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, stieß er einen Freudenschrei aus und tanzte um sein Bett. Zaida hatte ihn geküsst!
Noch immer glaubte er, ihre weichen Lippen zu spüren. Er jauchzte und ließ sich dann rücklings auf die Matratze fallen.
»Wahnsinn!«, murmelte er. Endlich hatte er das bekommen, wonach er sich ein Leben lang gesehnt hatte. Eine wunderschöne Frau liebte ihn …
Er würde sie auf Händen tragen und alles für sie tun. Und wenn es noch so schwierig war. Er würde keine Anstrengung scheuen, Zaidas Wünsche zu erfüllen.
Zufrieden schloss er die Augen. Noch nie hatte er ein so angenehmes Leben gehabt wie jetzt, in Zaidas Reich.
Er konnte sich ausruhen. Jeden Morgen lange schlafen. Niemand setzte ihn unter Druck oder verlangte Rechenschaft von ihm. Er bekam außerdem das allerbeste Essen …
Nach dem Frühstück bereitete eine Dienerin ein Bad für ihn und massierte ihn mit einem wohlriechenden Öl. Dann konnte er entspannen, bis es Zeit zum Mittagessen war. Ricardo genoss den Aufenthalt im dunklen Palast sehr.
In den vergangenen Jahren hatte er ständig unter Stress und Angst gelitten. Er stand im Dienst Zaidons – und kein Chef war strenger und unerbittlicher als der Lord der Tiefe. Selbst nach Zaidons Tod galten seine Regeln noch: Stillschweigen und Gehorsam – und schwere Strafe bei Verrat oder Unfähigkeit. Ricardo hatte immer befürchtet, dass es ihn eines Tages auch erwischen würde, obwohl er seine Aufgaben so gut wie möglich erfüllt und nie rebelliert hatte. Aber er hatte so viele schreckliche Dinge über andere Spione gehört, die Zaidon zu sich rief und dann in Steine verwandelte. Der Lord kannte kein Erbarmen. Nur wer ihm gehorsam diente und auch Ergebnisse vorweisenkonnte, kam weiter. Unter den Spionen herrschte ein gewaltiger Konkurrenzdruck.
Ricardo hatte sich meist im Hintergrund gehalten und kleinere Aufgaben übernommen, die ihn nicht überforderten. Er machte Kopien, durchforstete Telefonverzeichnisse und suchte Adressen heraus. Er machte andere Meereswandler ausfindig und hielt sie mit anonymen Anrufen in Atem.
Genau genommen war er ein mieser kleiner Handlanger gewesen.
Seine große Chance
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