Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)

hatte er gesehen, als er eines Tages einen geheimnisvollen braunen Umschlag erhielt. Zum gleichen Zeitpunkt erfuhr er, dass Zaidon tot und sein Palast auf dem Meeresgrund zerstört war. Der Umschlag enthielt genaue Anweisungen, was Ricardo tun sollte, um Zaidon ins Leben zurückzuholen.
    Zum ersten Mal hatte Ricardo das Gefühl, dass ihm eine wirklich wichtige Aufgabe übertragen worden war. Er hatte sich darüber gefreut, obwohl es keine einfache Sache war, jemanden ins Leben zurückzuholen. Aber sicher wäre es gelungen, wenn ihm die verflixten Kinder keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätten.
    Die beiden waren mit ihrer grenzenlosen Neugier der pure Albtraum! Wie hatten sie es geschafft, auch hier in den dunklen Palast einzudringen? Hatte Sheila herausgefunden, dass er etwas mit dem Diebstahl der Spieluhr zu tun hatte? Und woher wusste sie dann, dass er sich in Zaidas Palast aufhielt?
    Als Ricardo gehört hatte, dass die Kinder im Palast aufgetaucht waren, hatte er fast Panik bekommen. Am liebsten hätte er die beiden eigenhändig erwürgt. Oder zumindest gefesselt undgeknebelt, damit sie keinen Schaden anrichten konnten. Aber Zaida hatte irgendwie verhindert, dass er mit den Kindern zusammentraf, und jetzt waren sie – Gott sei Dank! – ja wieder weg. Obwohl das eigentlich gar nicht gut war. Man wusste nicht, was ihnen als Nächstes einfallen würde. Es war mit allem zu rechnen …
    Ricardo seufzte und dachte an seinen Plan. Wenn Sheilas Eltern in Gefahr waren, dann würde den beiden schon das Lachen vergehen! Sie würden klein und fügsam werden und sich Zaidas Willen beugen. Das hoffte Ricardo wenigstens. Jetzt musste er erst mal die Eltern auf ein Kreuzfahrtschiff bringen. Das war nicht so einfach, wie es sich anhörte … Aber Ricardo musste es schaffen, das war er Zaida schuldig. Diese Chance durfte er nicht verderben!
    Ricardo öffnete die Augen und starrte zur Decke. Auch dort war ein riesiges Spinnennetz eingeritzt. Zaida hatte anscheinend eine Vorliebe für Spinnen. Das war zwar nicht ganz nach Ricardos Geschmack, aber wenn es Zaidas einziger Fehler war … Er seufzte tief. Zaida war das Beste, was ihm in seinem Leben passiert war! Endlich hatte er die Frau seiner Träume getroffen – und es sah ganz so aus, als hätte er ihr Herz erobert.
    Zaida ging unruhig in ihrem Schlafzimmer auf und ab. Es verdross sie, dass Mario und Sheila entkommen waren. Aber Ricardos Idee war gut. Zaida war überzeugt, dass sie funktionieren würde. Und sie wusste auch, dass sie Monsterwellen erzeugen konnte, die groß genug waren, ein Kreuzfahrtschiff zu bedrohen …
    Das Herumlaufen auf zwei Beinen machte Zaida nervös. Für heute hatte sie lange genug menschliche Gestalt angenommen. Sie schlüpfte wieder aus ihrem Kleid und wurde zur Spinne. Mit einem Satz sprang sie in das Netz an der Wand. Hier konnte sie sich am besten entspannen und nachdenken. Die Fäden schaukelten, das beruhigte sie.
    Bald würde der Mann eintreffen, den Ricardo ihr empfohlen hatte: Jean de la Fortune, der so viele Jahre mit Zaidon zusammengearbeitet hatte. Er kannte die Geheimnisse des Lords der Tiefe, und Zaida hoffte, dass er ihr eine große Hilfe sein würde. Jean de la Fortune, Fortunatus genannt, hatte Tiere magisch verändert – und das war genau das, was Zaida auch wollte. Sie hatte vor, die Welt zu erobern, und wollte damit beginnen, indem sie sich die Meere und die Tiere der Meere untertan machte.
    Es konnte nicht mehr lange dauern, bis Fortunatus ankam. Wenigstens machte er nicht solche Schwierigkeiten wie die beiden Kinder, sondern war ihrer Aufforderung gleich gefolgt …
    Ricardo hatte gejammert, weil es so schwierig gewesen war, sich mit Jean de la Fortune in Verbindung zu setzen. Er musste den dunklen Palast für ein paar Stunden verlassen, denn hier unten konnte er weder telefonieren noch Mails verschicken. Zaida ärgerte sich, dass ihr Palast technisch noch nicht auf der Höhe war, aber das würde sich ändern. Sie brauchte eine Verbindung nach draußen, damit sie alles kontrollieren und steuern konnte. Moderne Technik in Verbindung mit Magie würde es möglich machen. Ricardo würde dann weiterhin mit Zaidons Spionen zusammenarbeiten und alles für Zaidas Auftritt in der Öffentlichkeit vorbereiten. Fortunatus würde sich um die Tiere kümmern und planen, wie man sie am besten für Zaidas Ziele einsetzen konnte. Friedliche Delfine würden Touristen angreifen und Wale unter den Surfern Angst und Schrecken