Das Vermächtnis von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
der Konkurrenz hoffte Ricardo weiterhin, dass er die Belohnung bekommen würde, die Zaida ihm versprochen hatte: An ihrer Seite wollte er als ihr engster Vertrauter über das Nachtmeer gebieten. Diese Hoffnung hielt Ricardo aufrecht.Nachts träumte er davon, Zaida bei einer feierlichen Zeremonie zu heiraten. Unzählige Gäste beglückwünschten ihn und seine Braut, es wurden Blumen gestreut und weiße Tauben flogen in die Luft. Zaida war die schönste Braut der Welt. Sie lächelte Ricardo glücklich an, während sie an seiner Seite auf einem roten Teppich entlangschritt. Dann waren sie im Palast und Ricardo wollte Zaida über die Schwelle des Schlafzimmers tragen. Er hob sie hoch, sie schlang die Arme um seinen Nacken und funkelte ihn mit ihren grünen Augen an. Doch als er sie ins Schlafzimmer trug, veränderte sich ihre Gestalt. Das weiße Brautkleid passte plötzlich nicht mehr, weil Zaidas Bauch zu einer Kugel anschwoll. Es riss in der Mitte, Ricardo sah Zaidas Bauch: Er war bedeckt mit einem schwarzen haarigen Pelz! Genauso schwarz und haarig waren auf einmal ihre Arme. Sie schienen länger und länger zu werden und kein Ende zu nehmen. Auch Zaidas Beine veränderten sich, knickten in unnatürlichem Winkel ab, die Schuhe fielen auf den Boden … und Zaida hatte keine Füße mehr, sondern schwarze Gliedmaßen wie ein riesiges Insekt. Was mit ihrem Kopf passierte, wusste Ricardo nicht, denn an dieser Stelle wachte er immer schreiend auf.
Vielleicht ist der Traum ein schlechtes Omen, dachte Ricardo. Er hatte sich in einen Delfin verwandelt und schwamm gerade durch den Tunnel, die Plastiktüte mit den Zeitungsausschnitten und den DVDs im Schnabel. Als das Wasser zu seicht war, um weiterzuschwimmen, verwandelte er sich wieder in einen Menschen und watete das letzte Stück, bis der Gang trocken war. Seine Beine fühlten sich schwer an. Ricardo war müde und erschöpft, er war den ganzen Tag herumgelaufen, um die Zeitungsausschnitte und Fernsehberichte zu besorgen. Alle Leute, mit denen er gesprochen hatte, waren über die Veränderungen beunruhigt, die im Meer vor sich gingen. Es gab fast kein anderes Gesprächsthema. Die Wissenschaftler waren ratlos und lieferten abstruse Erklärungsversuche: Klimaveränderung, Veränderung der Lebensräume, Auftreten von Parasiten, mutierte Viren. Einige Leute sprachen von der Rache der Natur. Ein konservativer Prediger erklärte, die zahlreichen Monsterwellen im Mittelmeer seien die Strafe Gottes.
Ricardo erschien der Weg bis zur Halle länger als sonst. Er war schlecht gelaunt, als er endlich ankam. Außerdem war er hungrig. Den ganzen Tag hatte er nichts gegessen außer zwei hastig verdrückten Schokoriegeln. Er sehnte sich nach einem ausgiebigen Abendessen.
Die Halle war leer. Er hatte gehofft, dass Zaida hier auf ihn wartete, wie sie es schon mehrmals getan hatte. Ricardo spürte einen Stich Eifersucht. Vielleicht beschäftigte sich Zaida ja gerade mit diesem Wissenschaftler Jean de la Fortune.
Was hat er, was ich nicht habe?, dachte Ricardo grimmig. Gut, Jean de la Fortune sah ganz passabel aus, sein Körper war durchtrainiert und Grips hatte er auch eine ganze Menge. Aber er war viel älter als Ricardo, schätzungsweise fast doppelt so alt. Zaida konnte doch nicht ernsthaft interessiert sein.
Ricardo blickte an sich hinunter und zog automatisch den Bauch ein. Na gut, er hatte ein paar Pfunde zu viel, aber es gab Schlimmeres. Das bisschen Speck ließ sich mit etwas Disziplin leicht wegtrainieren. Insgesamt hatte Ricardo keine schlechte Figur, zumindest wenn er die Schultern straffte und den Kopfaufrecht hielt. Seine Haare waren noch voll und lichteten sich nur an der Stirn ein wenig, was sich jedoch noch gut verstecken ließ. Dumm war er auch nicht, selbst wenn er nicht so viele Fremdwörter kannte wie Jean de la Fortune. Es gab jedenfalls keinen Grund für Zaida, Jean Ricardo vorzuziehen …
Trotzdem hatte Ricardo ein mulmiges Gefühl, als er den Gang hinunterlief, in dem sich Zaidas Privatgemächer befanden. Vor ihrem Schlafzimmer blieb er stehen und lauschte. Nichts. Es blieb still, er konnte kein Geräusch hören. Ob sie da war? Ricardo fasste sich ein Herz und klopfte.
»Wer ist da?«, fragte Zaida von drinnen.
Er zitterte vor Nervosität, als er ihre Stimme hörte. »Ich bin’s, Ricardo.«
»Dann komm rein.«
Ricardo drückte sacht die Tür auf.
Zaida, die vor dem Spiegel stand und eine Bürste in der Hand hielt, drehte sich zu ihm. »Was gibt’s?«
»Ich
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