Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer
davoneilenden Adjutanten nach und ballte vor Wut die Fäuste, als die Hörner kurze Zeit später die Angreifer zurückriefen.
»Sei verflucht, Malo. Dieses Mal wirst du deinen lächerlichen kleinen Thron nicht behalten«, murmelte er.
Zum zweiten Mal an diesem Morgen schallten laute Jubelrufe von der Stadtmauer Mantors. Die Terachiten zogen sich zurück. König Malo jedoch jubelte nicht. Er blickte hinüber ins Tal, wo seine Verbündeten aus dem Norden hart
kämpfen mussten, um nicht an Boden zu verlieren. Baron Anton trat neben seinen besorgten König.
»Sie werden schwer angegriffen, Anton«, meinte der König niedergeschlagen. »Wir müssen ihnen helfen.«
»Einverstanden, Eure Majestät«, antwortete Anton voller Tatendrang. »Wir haben sechshundert Pferde bereitstehen. Der Feind hat offenbar keine Bogenschützen, und bei der Holzknappheit in der Wüste Terachim wage ich zu bezweifeln, dass viele ihrer Leute mit Pfeil und Bogen umgehen können. Ich empfehle daher, unsere Kavallerie auszusenden, um die feindlichen Truppen zu bedrängen. Ihren eigenen Reitern ist bei dem törichten Angriff am Nordhügel stark zugesetzt worden. Wenn wir die Nomaden in unregelmäßigen Abständen heftig attackieren, werden sie Truppen zurückhalten müssen, die sich uns widersetzen. So werden unsere Soldaten da oben ein wenig entlastet.«
»Gut, Anton. Eins will ich dich aber wissen lassen: Wenn ich es für notwendig erachte, werden wir sämtliche Kräfte für einen Angriff sammeln«, erklärte der König. »Lass uns den Tatsachen ins Auge sehen«, fuhr er fort. »Wenn es den Terachiten gelingt, unsere Streitkräfte am Nordhang zu überwältigen, können sie die Stadt ungehindert überfallen. Darum richten sie ihre Anstrengungen ja nun auch in diese Richtung. Aber ich werde das nicht zulassen, Anton. Kein Thrandorier wird tatenlos zusehen, wie ein anderer für sein Leben kämpft. Von nun an stehen wir Seite an Seite, ob wir nun leben oder sterben.«
Anton wandte sich dem König zu und machte eine tiefe Verbeugung.
»Ein weiser Entschluss, Eure Majestät. Wir wollen beten, dass dieses wagemutige Vorgehen einen Sieg bringt, wie man ihn nie zuvor erlebt hat.«
Damit verschwand Anton ein weiteres Mal Richtung Nordtor, während der König unruhig ins Tal schaute, wo sich die eng ineinander verhakten Linien der Gegner bekriegten.
17
Calvyn spürte die Schwachstelle auf der linken Seite seines Gegners, platzierte einen überwältigend schnellen Hieb an der Deckung des Feindes vorbei und fügte dem Mann eine lähmende Wunde am Schwertarm zu. Der Krieger schrie vor Schmerz auf, ließ sein Schwert fallen, und Calvyn versetzte dem goldhäutigen Terachiten den letzen Stoß. Ein anderer Krieger nahm den Platz seines toten Landsmanns ein und der Rhythmus von Schlag und Gegenschlag begann von Neuem.
Die gegnerischen Streitkräfte waren nun seit mehr als zweieinhalb Stunden in eine Schlacht verwickelt, ohne dass eine Seite bedeutende Fortschritte gemacht hätte. Obwohl die Soldaten Thrandors weit in der Unterzahl waren, erwies sich ihre überlegene Ausbildung als Vorteil. Angriffe der Kavallerie aus Mantor und Vorstöße von Lord Valdeers Reitern zeigten verheerende Wirkung und zeitweise befanden sich die terachitischen Kämpfer in der Defensive. Aber je länger die Schlacht andauerte, umso mehr forderten der lange Marsch gen Süden und die Überzahl der feindlichen Truppen ihren Tribut.
Die Terachiten zwangen die Thrandorier nach und nach
zurück, bis diese beinahe wieder am Waldrand standen. Viele Thrandorier mit weniger Kampfgeschick waren getötet worden. Doch die Soldaten, die in den immer dünner werdenden Linien weiterkämpften, taten dies mit großem Können und wilder Entschlossenheit. Trotzdem kam es immer häufiger zu Durchbrüchen der Terachiten und irgendwann trieb auch bei Calvyn und Jenna ein Keil terachitischer Soldaten in die gegnerischen Linien. Die beiden wehrten sich verzweifelt gegen den nicht nachlassenden Strom säbelschwingender Eindringlinge. Eine Weile konnten Hauptmann Strexis und eine Handvoll anderer Soldaten den Vorstoß der Terachiten so weit in Schach halten, dass die Linie nicht zerfiel. Erst die gemeinsame Anstrengung der wachsamen Derra, die mit Bek und einem Dutzend Männer von der einen Seite angriff, und Korporal Gan, der sich mit seinen Leuten von der anderen Seite durchkämpfte, konnte die Lücke wieder schließen und die Terachiten zurückdrängen.
Beks Schwertkunst richtete verheerende
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