Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer
Stimme.
Das Zischen der von den Bogensehnen losgelassenen Pfeile zerriss die Luft. Eine Brücke aus Pfeilen erhob sich über die Bogenschützen und Spießkämpfer hinweg und senkte sich mit tödlicher Gewalt auf die vordersten Reihen der vorstoßenden Terachiten. Pferde und Reiter fielen im tödlichen Pfeilregen.
Calvyn spannte immer wieder den Bogen und versuchte, ruhig zu zielen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Jenna doppelt so viele Pfeile abschoss wie er, und er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass jeder dieser Pfeile mit höchster Präzision losgeschickt wurde.
Die vorderen Reihen der feindlichen Kavallerie wurden niedergemäht, als sei eine Sense zwischen sie gefahren. Hunderte Reiter fielen im Hagel der Pfeile, doch aufgrund der Masse der Angreifer konnte letztendlich doch eine Wand aus Reitern in die Reihen der Thrandorier vorstoßen. Nun ging es Mann gegen Mann.
Die Hauptleute hatten richtig entschieden, als sie die Spießkämpfer in der ersten Schlachtreihe platziert hatten,
denn die Terachiten hatten offensichtlich noch nie gegen Waffen mit einer so großen Weitreiche gekämpft. Tatsächlich war es oft nur das Gewicht der Pferde, das einigen Reitern ermöglichte, durch die Reihen der Spießkämpfer und Bogenschützen zu brechen, doch die meisten Männer oder ihre Tiere trugen dabei schwere Verwundungen davon.
Nachdem die Spießkämpfer dem gegnerischen Angriff seine Wucht genommen hatten, bekamen rasch die Bogenschützen ihren Anteil, und es dauerte nicht lange, bis ein Großteil der feindlichen Kavallerie tot am Boden lag. Die verstreuten Überlebenden zogen sich ins Tal zurück. Dort sammelten sich bereits die Fußsoldaten der Terachiten in immer längeren Reihen.
Obwohl es den Feinden nicht gelungen war, eine Bresche in die Linien der Thrandorier zu schlagen, gab es auf Seiten der Verteidiger Opfer zu beklagen. Zu ihnen gehörte auch Sergeant Brett, der von einem riesenhaften schwarzen Pferd der Terachiten niedergetrampelt worden war. Das Tier war ohne Reiter durch die Reihe der Spießkämpfer gebrochen und hatte Sergeant Brett erdrückt, bevor die umstehenden Schwertsoldaten es aufhalten konnten.
Während sich das gegnerische Heer neu formierte, ritten die Hauptleute der Thrandorier durch die Reihen und sorgten dafür, dass die Toten und Schwerverwundeten zurück in den Wald gebracht wurden. Die Leichen der Feinde und ihre toten Pferde wurden nach vorn geschleift und vor den Spießkämpfern platziert, um den nächsten Angriff der Terachiten zu behindern.
Hauptmann Tegrani sah bekümmert zu, wie Sergeant Bretts Leiche zum Waldrand getragen wurde, dann winkte er Korporalin Derra zu sich.
»Derra, ich möchte, dass Ihr Sergeant Bretts Aufgaben übernehmt«, erklärte er.
»Korporal Gan ist der dienstälteste Offizier, Sir. Sicherlich …«, setzte Derra an.
»Ihr könnt besser für Disziplin sorgen, Derra«, unterbrach sie der Hauptmann und wies ihre Einwände rasch ab. »Das brauchen die Truppen jetzt vor allem. Ihr übernehmt vorerst Bretts Aufgaben, und wir sprechen darüber, wer der neue Sergeant sein soll, wenn wir diese Höllenhunde nach Hause gejagt haben.«
»Jawohl, Sir.«
Die Korporalin zeigte keinerlei Gefühlsregung, als sie als »stellvertretende« Sergeantin zu den Soldaten zurückkehrte, und man konnte nur ahnen, was sie empfand. Für ihre Umgebung schlüpfte Derra scheinbar mühelos in ihre neue Rolle, und kurz nach ihrer Rückkehr standen die Einheiten unter ihrem Befehl in exakten Verteidigungslinien bereit.
»Bogenschützen, bereit!«, rief Derra, und ihre raue Stimme klang den Truppen genauso kräftig in den Ohren wie Sergeant Bretts mächtiges Gebrüll.
Der Feind rückte stetig näher. Aber anders als beim übereilten Angriff der Kavallerie waren die Terachiten diesmal auf den Pfeilhagel vorbereitet. Jeder Soldat hatte ein rundes, leichtes Schild aus verstärktem Leder an den Arm gebunden und hielt ein gefährlich aussehendes Krummschwert in der Hand. Obwohl die Schilde sich nicht zu einer festen Schutzwand verbinden ließen wie die rechteckig geformten Schilde der Thrandorier, fanden nach Derras Schießbefehl deutlich weniger Pfeile ihr Ziel als zuvor beim Schlag gegen die Kavallerie.
Calvyn hatte keine Pfeile mehr im Köcher, als der erste feindliche Kämpfer auf die Spießsoldaten stieß. Jenna, bemerkte er, hatte bereits das Schwert gezogen. Calvyn schoss seinen letzten Pfeil über die Köpfe seiner Kameraden
hinweg in die Masse des feindlichen Heeres, warf
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