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Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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vorstellen, dass Perdimonn Feinde besaß. Der alte Mann war immer die Freundlichkeit selbst gewesen. Nun entdeckte er eine Seite an dem Magier, die er, hätte er es nicht mit eigenen Augen gesehen, nie für möglich gehalten hätte. Und er war nicht der Einzige, bei dem der Zorn des alten Mannes seine Wirkung nicht verfehlte. Selkors Selbstsicherheit
zeigte die ersten Risse, Calvyn glaubte sogar Anzeichen von Angst bei ihm zu entdecken.
    »Was willst du schon tun, inmitten von mehreren hundert Zeugen, die den Behörden sofort melden würden, wenn du versuchst, deine … na, sagen wir mal exotischen Tricks einzusetzen.« Und höhnisch fuhr Selkor fort: »Der Kerker würde dir gut zu Gesicht stehen, alter Mann. Die Einsamkeit und dürftige Nahrung würden dir dabei helfen, über den Tod nachzudenken.«
    »Ach, Selkor. Mach dir nur keine Sorgen wegen der Leute. Was sie nicht sehen, tut ihnen auch nicht weh«, entgegnete Perdimonn lächelnd.
    Der alte Mann fuhr mit der Hand durch die Luft und plötzlich erstarrte jede Bewegung auf dem Platz. Die abrupt einkehrende vollkommene Ruhe war beinahe ohrenbetäubend. Jedes Ding und jeder Mensch außer Perdimonn, Selkor und Calvyn standen auf einmal still, wie versteinert. Die Vögel hingen regungslos in der Luft und spotteten allen Regeln der Erdanziehung. Die Wolken thronten unbewegt über allem und der Wind hielt mitten im Stoß inne. Die vielen Menschen auf dem Marktplatz hatten sich in erstaunlich detailreiche Statuen verwandelt, ein gefrorenes Abbild des Lebens mitten auf dem Marktplatz.
    »Was hast du getan?«, schrie Selkor in panischer Angst.
    »Ich habe uns lediglich ein wenig Zeit verschafft, damit wir unsere Unterhaltung ungestört zu Ende führen können«, erwiderte Perdimonn lächelnd. »Eine Ewigkeit, um genau zu sein. Die Zeit scheint aus irgendeinem Grund stehen geblieben zu sein. Du liebe Güte, Selkor, geht es dir gut? Du wirkst etwas verstört. Solltest du etwa bereuen, was du eben von dir gegeben hast? Es kann einem auf den Magen schlagen, wenn man Worte zurücknehmen muss. Vielleicht solltest du in Zukunft versuchen, freundlichere
Dinge zu sagen, damit sie nicht so scheußlich schmecken, wenn du gezwungen wirst, sie zu schlucken.«
    »Das ist … unmöglich!«, stammelte Selkor wild um sich blickend. »Niemand hat die Macht, die Zeit anzuhalten.«
    »Ich glaube, du musst noch einmal über gewisse Dinge nachdenken, Selkor. Möchtest du es hier tun, unter meiner freundlichen Anleitung? Wir können aber auch zurück ins Leben treten, dann machst du dich davon und denkst allein über die Bedeutung dieser kleinen Lehrstunde nach. Unter der Bedingung natürlich, dass du woanders nachgrübelst und mich nicht länger durch deine Anwesenheit störst. Du hast die Wahl, Selkor.«
    Calvyn, der nicht minder bestürzt über die Ereignisse war als der unglückliche Selkor, beobachtete die widersprüchlichen Gefühle im Gesicht des Fremden. Wut, Fassungslosigkeit und Angst drängten sich abwechselnd nach vorn. Selkor kämpfte verzweifelt gegen seine Zwangslage an. Schließlich hob er verärgert die Faust – mit der Absicht, seiner Wut an dem neben ihm stehenden Tisch Luft zu machen.
    »Nein!«, rief Perdimonn und stoppte Selkor mitten im Ausholen. »Sei nicht dumm. Selkor. Selbst mit deiner beschränkten Geisteskraft solltest du doch begreifen, welche Auswirkungen es hat, wenn man in diesem Zeitzustand die Abfolge der Ereignisse durcheinanderbringt. Wenn du irgendetwas zerstörst oder wesentlich veränderst, kann ich womöglich die Zeit nie wieder in Gang bringen. Willst du das? Möchtest du in alle Ewigkeit mit mir hierbleiben?«
    Die Frage schallte wie ein Echo über den Platz und ihre Tragweite wurde dadurch umso deutlicher.
    »Nein, Perdimonn. Das wäre die schlimmste Vision der Hölle, die ich mir vorstellen kann«, antwortete Selkor und ließ den Kopf hängen. »Du hast gewonnen. Ich werde verschwinden
– zumindest für heute. Aber wir werden uns wiedersehen, alter Mann. Ich kann genauso wenig gegen mein Schicksal angehen wie du gegen das deine.«
    Selkors dunkle Augen glühten unter den schwarzen Bögen seiner Brauen und seine Lippen waren in unterdrückter Wut zu einer harten Linie zusammengepresst. Calvyn konnte sich nur schwer vorstellen, wie dieser innerlich tobende Mensch ruhig abziehen sollte, und wollte schon seine Zweifel bekunden, als Perdimonn, der Selkor ebenfalls eingehend musterte, einen Entschluss fasste.
    »Na schön, Selkor. Glaub mir, ich nehme

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