Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
Vom Netzwerk:
langsam, hatte Perdimonn es nicht übers Herz gebracht, sie zu verkaufen. Also hatten die beiden sie mit leichten Packtaschen versehen, in die sie Proviant für eine Woche luden. Kurz nach Einbruch der Nacht waren sie dann mit Sachte im Schlepptau aus der Stadt geritten.
    Es war lange her, dass Calvyn auf einem Pferd gesessen hatte, und obwohl sie weder besonders schnell noch sehr weit geritten waren, tat ihm alles weh. Das Traben würde noch viel Übung verlangen, bis seine Gliedmaßen sich wieder daran gewöhnt hatten. Erst kurz vor dem Aufsitzen war Perdimonn eingefallen, seinen Schüler zu fragen, ob er je geritten sei. Calvyn war versucht, so zu tun, als habe er nie im Leben auf einem Pferd gesessen, entschied aber angesichts des panischen Untertons in der Stimme seines Meisters, dass solche Witze zu diesem Zeitpunkt nicht angebracht waren. Also nickte er Perdimonn nur belustigt zu, schwang sich in den Sattel und ritt im sanften Schritt aus dem Stall. Die beiden waren anderthalb Stunden nordwärts entlang der Straße unterwegs gewesen, bis Perdimonn meinte, sie sollten anhalten und das Lager für die Nacht aufschlagen.
    Als er nun am flackernden Feuer saß und sich den steifen Rücken und die Beine rieb, begann Calvyn, über die erstaunlichen Ereignisse des Tages nachzudenken. Er schaute
herüber zu Perdimonn, der tief in Gedanken auf die munter tanzenden Flammen starrte, und kam zu dem Entschluss, dass es nun an der Zeit für eine Erklärung sei.
    »Ich bin sicher, es gibt gute Gründe für die Änderung unserer Reisegeschwindigkeit, Perdimonn, aber ich begreife nicht, was Euch heute Nachmittag zu unserer überstürzten Abreise getrieben hat. In den vergangenen zwei Jahren habe ich Euch nie ein unfreundliches Wort sprechen hören. Plötzlich erschreckt Ihr diesen Selkor mit dem erstaunlichsten magischen Kunststück, das ich je erlebt habe, und dann rennt ihr fort wie ein aufgeschreckter Hase! Entschuldigt, falls ich irgendetwas übersehen habe, aber ich verstehe nicht, wovor Ihr Angst haben könntet.«
    »Wenn du die Angelegenheit logisch betrachtest, Calvyn, wird es dir sicher noch klar. Aber du hast recht, ich sollte mein Handeln erklären. Nachdem du mir vertraut hast, ist es schließlich nur recht und billig, wenn auch ich dir mein volles Vertrauen schenke«, antwortete Perdimonn und sah über das Feuer hinweg in Calvyns Augen.
    »Lass dich von Selkors Rückzug nicht täuschen. Ich habe ihn lediglich mit einem Trick überrascht, den er weder erwartet noch begriffen hat. Das lässt ihn vorsichtig werden, aber es lässt ihn nicht aufgeben.«
    Perdimonn lachte laut auf, was Calvyn nur noch mehr verwirrte.
    »Was gibt es da zu lachen, wenn er hinter uns her ist?«, fragte Calvyn schließlich, weil er aus der Sache immer noch nicht schlau wurde.
    »Selkor braucht bestimmt eine Woche, bis er herausfindet, welchen Trick ich da hervorgeholt habe, und dann braucht er noch eine Woche, um sich von dem Wutanfall zu erholen, den er bekommen wird, sobald er begreift, dass er reingelegt wurde.«

    »Reingelegt?«
    »Denk mal kurz nach, Calvyn. Wie würdest du Zeit beschreiben?«
    »Nun ja, es ist ein Maß dafür, wie lange es dauert, dass Dinge geschehen, glaube ich«, antwortete Calvyn nachdenklich.
    »Ja, ein Maß oder ein Wert. Das ist eine recht gute Beschreibung, um zu verdeutlichen, was ich getan habe. Ich will dir noch eine Frage stellen. Wenn Zeit das Mittel ist, mit dem wir messen, wie schnell Dinge geschehen, und ich es durch irgendein Wunder geschafft habe, die Zeit am Fortschreiten zu hindern, wie wurde dann meine Unterhaltung mit Selkor gemessen, wenn doch die Zeit stillstand?«
    »Ich weiß nicht, ob ich Eure Frage richtig verstanden habe, Perdimonn. Aber die Art, wie Ihr sie gestellt hat, lässt mich vermuten, dass Ihr die Zeit gar nicht angehalten habt, und deshalb … nein. Ich gebe mich geschlagen. Ich bin zu müde für solche Rätsel.«
    »Du enttäuschst mich, Calvyn. Aber du warst auf der richtigen Spur. Mir ist nichts bekannt, was den Lauf der Zeit anhalten könnte, und wenn Selkor erst einmal darüber nachdenkt, wird er zu demselben Schluss gelangen. Ich habe lediglich für uns drei die Maßeinheit der Zeit verändert. Ich habe die Zeit tausendmal schneller laufen lassen als gewöhnlich, und so hatte es den Anschein, als würde alles rings um uns stehen bleiben. Wenn du einige Dinge eingehender betrachtet hättest, wäre dir aufgefallen, dass sie sich unendlich langsam bewegten. Du wirst vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher