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Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Das Schwert aus dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Unruhe, und schließlich sah sich auch Calvyn in immer kürzeren Abständen um, weil er sich vergewissern wollte, dass ihnen wirklich niemand folgte.

    Es war beinahe eine Woche seit der Begegnung mit Selkor vergangen, als Calvyn schließlich wagte, Perdimonn auf seine, wie ihm schien, übertriebene Sorge anzusprechen. Sie hatten angehalten, um die Pferde an einer kleinen Quelle zu tränken, und Calvyn hatte einen tiefen Seufzer der Erleichterung ausgestoßen, weil ihm eine kurze Verschnaufpause vergönnt war.
    »Perdimonn, Ihr könnt doch nicht ernsthaft glauben, dass Selkor uns folgt. Wie soll er einer Fährte nachgehen, die es gar nicht gibt?«
    »Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, wie er das macht, Calvyn. Aber er ist uns auf der Spur und er wird uns bald einholen.«
    »Woher wisst Ihr das?«, erwiderte Calvyn skeptisch. »Ihr könnt ihn doch nicht gesehen haben, sonst hätte er uns längst erwischt. Vielleicht hat er die Jagd längst aufgegeben. Was macht Euch so sicher, dass er nicht woanders umherstreift?«
    »Calvyn, du hast gerade einmal eine Ahnung von dem bekommen, was Magie vermag. Wenn du deine Kenntnisse über Zaubersprüche erweitert hast, wirst du erkennen, dass man die magischen Runen endlos kombinieren kann, und so sind auch die Möglichkeiten unbegrenzt. Es gibt nur eine echte Einschränkung: deine Kraftquelle. Für die Art von alltäglichen Zaubersprüchen, die du im Moment praktizierst, beziehst du deine Energie aus allem, was dich umgibt. Den Vögeln, Bäumen, dem Sonnenlicht, fließendem Wasser und Wind. Alles trägt im umfassenden Sinne zu der Wirkung bei, die du durch deine Magie formst. Du wirst sicher bald eigene Zaubersprüche ersinnen, von denen ich nicht einmal träumen kann. Denn dein Geist arbeitet anders als meiner und wird die Runen auf eine Weise zusammenstellen, die allein deinem Bewusstsein entspringt. Du fragst mich,
warum ich weiß, dass wir verfolgt werden – schau einmal in den Teich hier, Calvyn, und du wirst es verstehen.«
    Calvyn sah in das seichte und klare Wasser. Die Oberfläche war glatt wie ein Spiegel. Die Sonne stand hinter ihnen und so gab es kaum Reflexionen und man konnte die Wasserpflanzen und Steine am Grund gut erkennen. Perdimonn begann, einen Zauberspruch zu murmeln, und im selben Augenblick überzog sich die Wasseroberfläche mit einer milchigen Schicht, bis der Teich vollkommen bedeckt war. Plötzlich kristallisierte sich ein bewegtes Bild heraus, und Calvyn fuhr erschrocken zurück wie eine Katze, die zum ersten Mal ihr Ebenbild im Spiegel sieht. Das Szene stand so deutlich vor ihm, dass Calvyn das Gefühl hatte, er könne einfach in die Vision eintreten und wäre dann vor Ort.
    Das Bild zeigte Selkor auf einem großen schwarzen Pferd. Sein langer schwarzer Mantel flatterte im Wind, und er ritt einen Pfad hinauf, an den Calvyn sich gut erinnerte: Genau diesen Weg hatten sie tags zuvor genommen. Der Magier hatte sein schwarzes Haar zusammengebunden und man sah sein ernstes und entschlossenes Gesicht. Seine dichten schwarzen Augenbrauen waren missmutig zusammengezogen und er starrte angestrengt auf den Weg vor ihm. Wonach er suchte, blieb Calvyn verborgen, aber es wurde nur allzu deutlich, dass Selkor ihnen dicht auf den Fersen war.
    Calvyn betrachtete die Szene gebannt, als Selkors Augen sich auf einmal vor Überraschung weiteten, dann zu Schlitzen verengten und er sein Pferd abrupt stoppte. Er saß aufrecht im Sattel und schien seinen bedrohlichen Blick direkt auf Calvyn zu richten. Langsam hob der Magier den rechten Arm und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf den entsetzten Jungen. Seine Lippen bewegten sich. Er setzte zu einem Zauberspruch an.

    Mit einem magischen Spruch, den er beinahe herausschrie, ließ Perdimonn das Bild verschwinden. Als die hypnotische Anziehung der Vision plötzlich abbrach, stolperte Calvyn einige Schritte zurück und landete mit dem Hosenboden auf dem durchweichten Ufergras.
    »Beim Barte Tarmins«, rief Perdimonn aus. »Wie zum Teufel hat er das gemacht?«
    Er bückte sich und reichte dem benommenen Calvyn die Hand, um ihm wieder auf die Beine zu helfen. Dann stampfte er verärgert zu den trinkenden Pferden. Sein Schüler blieb noch eine Weile stehen, rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf, bis er aufsah und Perdimonn folgte. Der alte Magier tätschelte Sachte und murmelte etwas vor sich hin.
    »Was ist da passiert, Perdimonn?«, fragte Calvyn zögernd.
    »Ehrlich gesagt habe ich nicht die leiseste Ahnung. Wie

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