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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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nur um Verzeihung bitten für das, was du durchmachen musstest. Natürlich ist mir bewusst, dass eine Entschuldigung nichts wiedergutmachen kann. Es schmerzt mich, dich so zu sehen. Was kann ich nur sagen, damit du mir glaubst?«
    Noch rangen in Bek Rachsucht und Zuneigung, der Schwur und die alte Freundschaft, Hass und Liebe, doch schließlich gab die Aufrichtigkeit in Calvyns Blick und die Offenheit seiner Worte den Ausschlag.
    Er hatte gewusst, dass es ihm nicht leichtfallen würde, gegen seinen alten Freund zu kämpfen. Für Shanier hatte er
nur Hass und Bitterkeit empfunden, doch immer war auch ein Fünkchen Hoffnung da gewesen, dass Calvyn nicht für Shaniers Bosheiten verantwortlich war. Eine Welle der Erleichterung erfasste Bek und er brach in Tränen aus. Und er war nicht der Einzige, der weinte. Auch über Calvyns und Jennas Wangen kullerten die Tränen.
    Das Donnern sich nähernder Hufe brachte die fünf Freunde zurück in die Gegenwart. Die Magier kamen herangeritten.
    »Ist alles in Ordnung, Calvyn?«, rief Perdimonn und zügelte sein Pferd.
    Calvyn sah zu seinem lautlos weinenden Freund auf und nickte. »Alles ist gut, Perdimonn«, erwiderte er bedächtig. »Alles ist gut.«

12
    Femke hielt munteren Schrittes aufden Dienstboteneingang des Kaiserpalastes zu. Statt Uniform und Schwert trug sie heute die Livree der kaiserlichen Dienstboten. Sie war zu dem Schluss gelangt, dass sie ihren Verdacht über die wahre Identität des Kaisers nur im Palast überprüfen konnte. Das war Spionieren in seiner höchsten Vollendung, denn sie musste ihn überführen, ohne dass er etwas davon merkte.
    »Wer bist du, Bursche?«, grummelte der Wachmann sie am Dienstboteneingang unwirsch an. »Ich habe dich hier noch nie gesehen.«
    Da Femke sich das Haar so kurz geschnitten hatte, wäre
sie wohl kaum als Hausmädchen durchgegangen und war deshalb wieder als junger Mann unterwegs. Der weiße Wappenrock mit dem kaiserlichen Löwen auf gekreuzten Schwertern sah, wie sie fand, recht fesch aus.
    »Drachenklaue eins, eins, zwei«, antwortete Femke leise, damit niemand anderes die Worte hörte.
    »Was? Äh, ich meine, wirklich? Dann mal los, Junge«, stotterte der Wachmann überrascht und winkte sie hastig hinein.
    Femke grinste, als sie durchs Tor trat. Die Parole wies sie als Spion des Kaisers aus. Die Wachleute hatten natürlich keine Ahnung, wer diesem erlesenen Kreis alles angehörte. Nicht einmal Femke konnte es mit Bestimmtheit sagen; sie kannte elf weitere Spione oder ahnte zumindest, wer sie waren. Der Einzige, der die genaue Zahl kannte, war der Kaiser selbst.
    Die Spione standen in harter Konkurrenz zueinander. Hin und wieder kreuzten sich ihre Wege und manchmal endeten solche Begegnungen auch tödlich. Das größte Problem war, dass sich nicht sicher sagen ließ, wer für wen arbeitete. Wenn man auf einen Spion traf, der dasselbe Ziel vor Augen hatte, lag die Annahme nahe, dass er für jemand anderen arbeitete. Damit war er zwangsläufig ein Gegner.
    Blutvergießen verbot sich im Palast natürlich von selbst. Spione, die sich dort über den Weg liefen, rechneten später, außerhalb des Palastes, miteinander ab. Allerdings wurde im Palast besonders ausgiebig spioniert. Spione suchten die Macht wie Motten das Licht und wo ballte sich die Macht stärker als im Palast?
    Femke schlüpfte durch eine der vielen Türen in den Dienstbotenflügel. Sie eilte durch die Flure und schwang die Pergamentrolle, die sie dabeihatte, wie ein Schwert, um zu zeigen, auf welch wichtiger Mission sie war. Die Kunst,
nach außen hin stets einen höchst beschäftigten Eindruck zu machen, hatte Femke den Dienstboten reicher Leute abgeschaut. Manch einer von ihnen war fast ausschließlich damit beschäftigt, sein Nichtstun zu verschleiern und Beobachter glauben zu lassen, er könne sich vor lauter Arbeit bald nicht mehr auf den Beinen halten.
    »He, Bursche!«, rief jemand ihr zu, als sie sich durch eine Gruppe von Dienern schlängelte, die Kisten mit Vorräten in einen Lagerraum trugen.
    »Tut mir leid, keine Zeit«, entgegnete Femke abweisend und wedelte mit dem Pergament.
    Schon war sie um die nächste Ecke, ohne sich auch nur umgesehen zu haben. Um unbehelligt durch den Palast zu kommen, vermied Femke jeden Blickkontakt und starrte stur vor sich auf den Boden. Allerdings musste sie bald ihre Taktik ändern, denn sie konnte nicht ewig hier in einem relativ kleinen Teil des Palastes herumrennen, ohne aufzufallen.
    Femke hatte sich natürlich

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