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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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der Schmied nicht erwartet. Ihn überkam eine Welle der Erleichterung darüber, dass ihm die qualvolle Arbeit an dem magischen Amulett vielleicht doch noch erspart bleiben könnte. Wenn er Selkor von den Gefahren des entsetzlichen Metalls überzeugen konnte, würde der Magier vielleicht einen Rückzieher machen und Edovar in Ruhe lassen.
    »Wo soll ich anfangen?«, überlegte Edovar laut, zog sich
einen Schemel unter der Werkbank hervor und ließ sich daraufsinken.
    »Mit dem Anfang, würde ich vorschlagen«, sagte Selkor spöttisch.
    »Mit dem Anfang?« Edovar musste nun doch lachen. »Da müsste ich schon sehr weit zurückgehen. Blutsilber gab es schon lange vor Darkweaver. Ich nehme doch an, das Amulett stammt von ihm?«
    »Ich glaube schon«, nickte Selkor, dessen Neugier nun geweckt war.
    »Das würde einiges erklären«, sagte der alte Silberschmied. »Die Schreibweise der Runen stimmt mit der vor zweihundert Jahren überein, und soweit ich weiß, sind seither keine ähnlichen Stücke gefertigt worden. Es gibt nicht viele, die bereit sind, sich in ein derart vermessenes Abenteuer zu stürzen. In den Tagen der alten Magier, vor den Götterkriegen, sollen viele Magier mit Blutsilber gearbeitet haben. Aus den ältesten erhaltenen Annalen der Silberschmiede geht hervor, dass die Meister, die dieses Metall verarbeiteten, meist auch Magier waren. Wie viele es waren und was sie genau herstellten, ist nicht überliefert. Sehr wohl überliefert ist aber, dass sich jeder, der Blutsilber verarbeitete, in den folgenden Kriegen mit den Göttern des Bösen verbündete. Das gehört zu den ersten Dingen, die ein Silberschmied in seiner Lehrzeit lernt. Blutsilber verdirbt den Menschen von innen wie ein bösartiges Geschwür. Es frisst die Seele, bis alles verfault ist.«
    Selkors Mund hatte sich bei den Worten des alten Mannes langsam zu einem höhnischen Grinsen verzogen.
    »Altweibergewäsch«, blaffte er. »Glaubst du wirklich, du kannst mich mit so einem Gefasel beeindrucken, Eddie? Was hast du für Beweise? Kannst du historische Tatsachen nennen oder Namen, die mir ein Begriff sind? Mir kommt
es höchst merkwürdig vor, dass die Silberschmiede Überlieferungen haben sollen, von denen die Chronisten der Magier nichts wissen.«
    Edovar seufzte tief. Sein Mut sank, denn es sah ganz danach aus, als wolle Selkor die Augen vor dem düsteren Los verschließen, das ihm drohte. Entmutigt schüttelte der Silberschmied den Kopf.
    »Ich kann dir keinen greifbaren Beweis liefern, Selkor. Aber ich flehe dich an, darüber nachzudenken. Vielen Altweibermärchen liegt ein Körnchen Wahrheit zugrunde. Das Amulett wurde aus Blutsilber geschmiedet, daran habe ich keinen Zweifel. Ich spüre in jeder Faser meines Körpers die böse Macht, die es in sich trägt. Mir ist schleierhaft, wie du es bei dir tragen kannst, ohne das zu spüren. Vielleicht haben die Chronisten der Magier ja alle Aufzeichnungen vernichtetet, damit die Magier nicht von der dunklen Macht in Versuchung geführt werden? Ich bitte dich inständig: Handle nicht überstürzt, sondern forsche erst nach, ob an meinen Worten etwas Wahres dran ist. Wenn du das Amulett dann immer noch ausbessern lassen willst, habe ich, wie du weißt, keine andere Wahl, als dir zu helfen.«
    Einen kurzen Moment lang hoffte Edovar erneut, er habe den Magier überzeugt. Doch wie die Flut Spuren im Sand wegschwemmt, so verschwanden die Zweifel, die Edovar geweckt hatte, aus Selkors Gesicht, das nun einen entschlossenen Ausdruck annahm.
    »Nein, Edovar, ich habe nicht die Zeit, kreuz und quer durchs Land zu reisen, um modrige alte Dokumente zu durchforsten. Die Umstände erfordern es, dass ich sofort handle, ehe es zu spät ist. Anders geht es nicht. Es wird heute Abend geschehen. Such zusammen, was du brauchst. Ich helfe dir, wenn nötig.«

    Edovar nickte, die Lippen aufeinandergepresst, und gab Kohle auf die Esse.
    Es dauerte eine Weile, bis das Feuer die richtige Temperatur hatte. Selkor war wütend, denn er mutmaßte, dass der alte Mann Zeit schinden wollte. Als er dem Schmiedemeister jedoch Vorwürfe machte, lächelte der alte Mann nur belustigt.
    »Blutsilber ist kein gewöhnliches Metall«, sagte er. »Es ist nicht so weich wie normales Silber. Du könntest mit dem schwersten Hammer meiner Werkstatt auf die Kette eindreschen und würdest nicht die kleinste Delle hinterlassen. Versuch es, wenn du …«
    »Wenn du glaubst, du kannst mich dazu bringen, den Schaden noch größer zu machen, Edovar,

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