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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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kleinen Messer an seinem Gürtel.
    »Warum mein Blut?«, fragte Selkor argwöhnisch. »Deines ist doch mindestens so rot wie meines.«
    »Selkor, ich habe dir doch gesagt, dass ich mich nicht an dieses Amulett binden will. Wenn ich das Amulett mit meinem Blut schmiede, ist seine Macht mein. Ich glaube nicht, dass dir das recht wäre. Nur wer an das Amulett gebunden ist, kann seine Magie ausschöpfen. Andernfalls würde das Amulett die Person, die es trägt, für seine Zwecke missbrauchen.«
    »Ein lebloser Gegenstand soll einen Zweck verfolgen?«, fragte Selkor verächtlich. »Das ist doch lachhaft.«
    »Im Gegenteil«, erwiderte Edovar. »Das Blut verleiht ihm unabhängige Lebenskraft. In gewisser Weise ist Blutsilber eine lebendige Kreatur. Hier, ich gebe dir etwas, mit dem du den Schnitt verbinden kannst.«
    Edovar öffnete eine Schublade in einem seiner Wandschränke und holte einen zusammengerollten Leinenstreifen heraus, der mit einer Nadel zusammengehalten war.
    »Woher weißt du das alles, alter Mann?«, fragte Selkor argwöhnisch.
    »Altweibergeschwätz«, erwiderte Edovar grinsend. »Du hast die Wahl, Selkor. Gib mir dein Blut oder töte mich jetzt, denn ich werde dem Amulett meine Seele nicht schenken.«
    Selkor zögerte einen Moment, nahm aber dann das ihm angebotene Schälchen und den Verband entgegen.
    »Ich nehme mein eigenes Messer, danke«, sagte er kalt. »Wie viel brauchst du?«

    »Nicht viel. Zehn oder zwölf Tropfen müssten reichen.«
    »Na gut.«
    Selkor stellte das Schälchen auf den Amboss, zückte das Messer und schnitt sich in den linken Handballen. Er zuckte leicht, doch schon quoll das Blut. Selkor drehte die Hand ein wenig und ließ es in das Schälchen tropfen.
    Als der Silberschmied ihm mit einem Nicken bedeutete, dass es genug sei, zog Selkor mit den Zähnen die Nadel aus dem Verband und wickelte ihn rasch um die Hand. Er spukte die Nadel ins Feuer, riss das Ende des Verbands mit der rechten Hand und den Zähnen entzwei und machte auf dieselbe Art einen Knoten.
    »Das Amulett, bitte«, sagte Edovar. Seine Miene war unbewegt, doch er fürchtete sich schon vor der Berührung mit dem Talisman. Dann, nach kurzem Nachdenken, fügte er hinzu: »Leg es auf den Amboss.«
    Selkor fasste in den Beutel, der ihm am Gürtel hing, und holte Darkweavers Amulett heraus. Behutsam legte er es samt Kette auf den Amboss.
    Edovar, der das Metall möglichst wenig anfassen wollte, beugte sich darüber und untersuchte Amulett und Kette genau. Hier war ein wahrer Meister am Werk gewesen, dachte er bewundernd. Das Amulett war mit einem runden Ring, der durch eins der Glieder lief, an der Kette befestigt. Die Glieder waren dagegen weder rund noch oval, sondern an den Längsseiten etwas gebogen und an den schmalen Enden leicht verengt, sodass das nächste Glied wie in einer Nut darin eingeschlossen war. Dank dieser Machart hatte sich das gebrochene Glied nicht vom Rest der Kette gelöst, sondern wurde von der Nut des Nachbarglieds noch gehalten. Edovar überlegte, wie er es ausbessern könne, und fand, dass er im Großen und Ganzen Glück gehabt hatte. Das kaputte Glied war recht groß. Er konnte die Arbeit daher
nur mit der Zange durchführen, ohne die Kette anzufassen.
    Edovar vergeudete keine Zeit, da das Blut des Magiers rasch trocknen würde. Mit der Zange in der behandschuhten linken Hand nahm er das Amulett nahe am kaputten Glied auf und warf es ins weiß glühende Schmiedefeuer. Er wies Selkor an, den Blasebalg noch einmal zu betätigen, hielt die Kette mit der linken Hand in die Glut und tauchte den Stichel mit der rechten in das Blutschälchen.
    Mit einer schnellen Bewegung zog der Silberschmied das Amulett aus der Glut und fuhr mit dem blutigen Stichel über das zerbrochene Kettenglied. Obwohl das Metall direkt aus der glühend heißen Esse kam, lief das Blut über das Silber, als sei es kalt wie Stein.
    Edovar legte den Stichel beiseite, nahm den Pinsel zur Hand und verteilte das Blut gleichmäßig über die metallene Oberfläche. Mit einer besonders feinen Schmiedezange bog er das intakte Kettenglied um das zerbrochene. Dann warf er die Kette für weitere zehn Sekunden in die Glut.
    Als er die Kette diesmal aus dem Feuer nahm, glühte das Glied mit einer unnatürlichen Kraft. Edovar achtete nicht darauf, legte die Kette rasch auf den Amboss und begann, das Glied mit größter Sorgfalt in Form zu schlagen.
    Noch zweimal bestrich Edovar das Glied mit Blut und gab es zurück in die Glut. Selkor konnte

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