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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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sehr ernst. Sie ließen nur jene durch, die einen guten Grund für ihre Reise vorbringen konnten.
    Edovar spürte instinktiv, dass der Fremde da draußen auf dem Weg zu ihm war, und ihm stellten sich unwillkürlich die Nackenhaare auf. Der Abgesandte des Kaisers konnte es noch nicht sein. Er würde auch nicht allein kommen, sondern mit einer kleinen Eskorte. Ob es ein Kunde war? Dann musste es sich um eine bedeutende Persönlichkeit handeln, wenn er sich frei durchs Land bewegen durfte. Aber wenn er von Rang und Namen war, warum war er dann allein unterwegs?
    Edovar spielte all diese Möglichkeiten fieberhaft in Gedanken durch, während die dunkle Gestalt im Schritt auf die Schmiede zuritt. Das Hufgeklapper war auf dem Kopfsteinpflaster bereits zu hören.
    Vor der Tür hielt der Reiter das Tier an, warf erschöpft seinen langen Umhang zur Seite, saß ab und kam schwer mit seinen hohen Stiefeln auf dem Boden auf. Edovar, der
den Mann im Dämmerlicht nicht genau erkennen konnte, spürte, dass er ihn kannte. Mit einer Beklemmung, die er sich nicht recht erklären konnte, ging der alte Silberschmied zur Tür, da klopfte der Fremde schon mit drei donnernden Schlägen an die Tür.
    »Wer ist da? Die Schmiede ist geschlossen«, rief Edovar.
    »Komm schon, Eddi. Das meinst du doch wohl nicht im Ernst. Schon vergessen? Für mich ist deine Tür immer offen!«
    »Bei Maleks Amboss!«, murmelte Edovar entgeistert. »Einen Moment!«, rief er laut und atmete einmal tief ein.
    Mit zitternden Händen entriegelte Edovar die Tür und hob die Stange, mit der die beiden Türflügel verschlossen wurden. In der Tür stand ein Mann, von dem er nicht erwartet hatte, ihn jemals wiederzusehen.
    »Guten Abend, Selkor. Was führt dich denn in diesen Teil der Welt?«
    »Was denn? Kein ›Schön, dich wiederzusehen‹? Kein ›Wie geht es dir‹?«, fragte Selkor mit samtener Stimme, und hinter seinem ironischen Lächeln blitzten blendend weiße Zähne. »Das verletzt mich aber wirklich, Eddie. Willst du mich nicht hereinbitten?«
    Edovars Mut sank, als er darüber nachdachte, was seinen unwillkommenen Besucher wohl an seine Tür geführt haben mochte. Dennoch ging er einen Schritt zurück und bedeutete Selkor schweigend einzutreten. Es war nicht ratsam, einen so mächtigen Magier zu verärgern.
    Selkor glitt mit katzenhaften Bewegungen in die Schmiede, die so gar nicht zu seiner sichtlichen Erschöpfung passte. Der Mann ist ein Rätsel, dachte Edovar. Immer wenn man denkt, man hätte ihn durchschaut, tut er etwas völlig Unerwartetes. Deshalb übte sich der alte Schmied in Geduld. Der Magier würde ihm den Zweck seines Besuches schon noch verraten.

    Als habe er Edovars Gedanken gelesen, ging Selkor geradewegs zur Werkbank und kam ohne weitere Umschweife zur Sache.
    »Ich will deine Zeit nicht vergeuden, Eddie, und hoffe, du weißt das zu schätzen. Ich möchte etwas ausbessern lassen, ein Silberamulett. Es ist keine besonders schwierige Arbeit, aber ich möchte, dass sie gut gemacht wird. Die Kette, an der das Amulett hängt, ist zerbrochen.«
    »Na schön, Selkor. Leg das Amulett und die Kette auf den Tisch. Ich mache das gleich morgen früh«, sagte Edovar rasch und mit hörbarer Erleichterung.
    »Ich fürchte, das geht nicht, Eddie. Ich lasse das Amulett nicht aus den Augen. Nicht einmal bei dir, alter Mann«, erwiderte Selkor mit einem höhnischen Lächeln.
    »Ist es denn so kostbar?«, fragte Edovar.
    »Kostbarer, als du dir vorstellen kannst …«, sagte Selkor leise, und sein Blick verlor sich in der Ferne. »Aber für mich liegt sein Wert woanders«, fuhr er unvermittelt fort und funkelte den alten Mann plötzlich an, als wäre er sein ärgster Feind.
    Bei der Erkenntnis, worum es sich bei dem Stück zweifellos handelte, musste Edovar schlucken.
    »Ein magischer Gegenstand, nehme ich an?«, fragte er scheinbar beiläufig.
    Selkor nickte. Im Schein der Öllampe warfen die dichten Brauen Schatten, die aus den dunkelbraunen Augen abgrundtiefe schwarze Seen machten.
    »Deshalb bin ich zu dir gekommen, alter Freund. Ich werde nie vergessen, wie gut du vor vielen Jahren die Sache mit dem Ring erledigt hast. Deshalb habe ich gleich an dich gedacht, als ich dieses neueste Stück hier erwarb.«
    Edovar ging langsam zur Werkbank. Mutlos ließ er die
Schultern hängen. Ihm gefiel nicht, welche Richtung dieses Gespräch nahm.
    »Ich bin alt, Selkor, und nicht mehr so stark wie früher. Das Ausbessern magischer Gegenstände ist nicht einfach. Warum

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