Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
Vom Netzwerk:
dann hast du dich getäuscht. Ich warne dich …«
    Er ließ die Drohung in der Luft hängen.
    »Pah«, stieß der Silberschmied voller Verachtung hervor und betätigte den Blasebalg mit einer Kraft, die sein Alter Lügen strafte. »Du kannst mit deiner Körperkraft nichts ausrichten, Selkor. Und wenn du das Schmiedefeuer bis zur Weißglut erhitzt und das Amulett hineinwirfst, kann ihm die Hitze nichts anhaben.«
    »Wofür brauchst du dann das Feuer überhaupt?«, fragte Selkor zornig.
    »Die Hitze macht das Metall weicher, allerdings nur, wenn es vorher mit einer speziellen Flüssigkeit eingestrichen wurde.«
    Selkor blickte Edovar erwartungsvoll an, doch der alte Silberschmied setzte seine Vorbereitungen ungerührt fort. Schon bald konnte Selkor seine Neugier nicht mehr im Zaum halten.
    »Und welche?«, fragte er schließlich.
    »Bitte?«

    »Welche Flüssigkeit. Ich nehme an, du hast sie hier?«
    Edovar lachte erneut. Er fürchtete sich nicht mehr vor dem Magier. Selkor brauchte seine Hilfe, daher war er mindestens so lange in Sicherheit, bis das Amulett instand gesetzt war, und was danach geschah – nun, daran wollte Edovar jetzt nicht denken.
    »Natürlich! Hast du mir denn nicht zugehört? Das Metall braucht Blut, damit man es schmelzen kann. Nur mit Blut und großer Hitze kann man Blutsilber bearbeiten. Ich bin erstaunt, dass die Kette überhaupt zerbrochen ist. Die Kette wurde in jüngster Zeit zerrissen oder ich will kein Meisterschmied sein, doch ich frage mich, wer das Wissen und die Willenskraft haben könnte, einen Gegenstand aus Blutsilber zu beschädigen.«
    Selkor gab nur ein Brummen von sich, wusste er doch, dass es reine Glückssache gewesen war. Perdimonns Lehrling konnte schließlich nichts von Hitze und Blut wissen, als er sich sein Schwert schmieden ließ. Dazu kam, dass die Klinge nie so heiß geworden wäre, wenn sie nicht so viel magische Energie aus dem Amulett aufgenommen hätte. Sicher war vom Kampf auch Blut auf der Klinge gewesen – nicht mehr als ein Zufall also.
    Beim Gedanken an das Zauberschwert fragte er sich erneut, warum er es nicht behalten, sondern dem Jungen zurückgegeben hatte. Natürlich konnte er es als Ausdruck seiner Macht rechtfertigen, und darüber hinaus hatte sich das Schwert in seiner Hand schlecht ausbalanciert angefüllt. Dennoch: Er hatte einen magischen Gegenstand in Händen gehalten, und statt ihn an sich zu nehmen, hatte er ihn dem Lehrling eines seiner größten Gegner zurückgegeben. Damals war ihm diese Entscheidung richtig vorgekommen. Nun, im Rückblick, begriff er nicht, was über ihn gekommen war.

    »Na ja«, murmelte er, »ich kann es mir ja jederzeit holen.«
    »Wie? Was hast du gesagt?«, fragte Edovar und stellte das Pumpen des Blasebalgs vorübergehend ein.
    »Nichts, Eddie, ich habe nur laut gedacht. Mach weiter. Es hat nichts mit dir zu tun.«
    »Pff!«, machte der Alte. Der Schweiß rann ihm vom Haaransatz übers ganze Gesicht.
    Er begann wieder zu pumpen und die Kohle glühte.
    Immerhin, dachte Selkor, während er dem alten Mann zusah, und ein schwaches Lächeln erhellte seine Miene, könnte so ein Schwert eines Tages recht nützlich sein. Er beschloss, es bei nächster Gelegenheit an sich zu bringen, und wandte sich dann wieder der Schmiedearbeit zu. Ungeduldig knirschte er mit den Zähnen, während der alte Silberschmied das Feuer weiteranheizte.
    »Bei Tarmin, ist es denn immer noch nicht heiß genug, Mann?«, fragte er schließlich.
    »Willst du die Wahrheit wissen?«, fragte der Alte mit einem Grinsen. »Ich habe keinen blassen Schimmer!«
    Edovar ließ den Blasebalg ruhen und wischte sich mit dem Hemdsärmel die Stirn ab.
    »Meines Wissens hat seit zweihundert Jahren niemand mehr Blutsilber bearbeitet, deshalb kann ich mich nicht auf Erfahrungen stützen. Ich kenne aber die Grundlagen. Übernimm du den Blasebalg, dann hole ich das Werkzeug. Mach das Schmiedefeuer einfach so heiß wie möglich.«
    Edovar ging rasch durch die Werkstatt und nahm sich, was er brauchte: Zangen, Hammer, Feilen, einen Stichel, einen Pinsel und eine winzige Porzellanschale. Dann bedeutete er Selkor, mit dem Pumpen aufzuhören.
    »Ich habe alles, bis auf eins.«
    »Halt mich jetzt nicht weiter auf, Eddi, was brauchst
du?«, wollte Selkor mit gefährlich blitzenden Augen wissen.
    »Gib mir etwas von deinem Blut in dieses Schälchen, und schon können wir anfangen. Brauchst du ein Messer? Du kannst meins nehmen, wenn du möchtest«, sagte Edovar und griff nach dem

Weitere Kostenlose Bücher