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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Handfläche. Jenna hatte noch nie in ihrem Leben so viel Geld gesehen. Dass sie sich davon ein Bett würde leisten können, war stark untertrieben.
    »Perdimonn, ich …«
    »Sag nichts«, unterbrach sie Perdimonn. »Ich wünschte, ich könnte dich auf deiner Reise begleiten. Aber da ich anderswo gebraucht werde, ist das Mindeste, was ich tun kann, dir jede mögliche Hilfe zu gewähren. Nun will ich dir aber ein bisschen was über Preise und Währung in Shandar erzählen – es sei denn, du weißt schon Bescheid?«
    Jenna schüttelte sprachlos den Kopf und Perdimonn nickte.
    »Das sind Goldmünzen, die nennt man Sen. Jeder Sen ist fünfzehn Silber-Senna wert …«
    Perdimonn erklärte Jenna die verschiedenen Münzen und ihren jeweiligen Wert. Die Preise für Nahrung und Unterkunft waren in Shandar etwas höher als in Thrandor. Wenn sie sparsam wirtschaftete, so rechnete sich Jenna aus, würde sie mit dem Geld, das Perdimonn ihr gegeben hatte, mehrere Wochen auskommen.
    »Goldmünzen haben den Vorteil, dass sie klein sind«, sagte Perdimonn ernst. »Der Nachteil ist, dass Gold Diebe wie Fliegen anzieht. Zeige es nicht herum, und bewahre es an verschiedenen Stellen auf, damit nicht ein glücklicher Taschendieb alles in die Hände bekommt. Wechsle immer
nur eine Münze auf einmal, vorzugsweise in einer Wechselstube, nicht im Gasthaus oder in der Schänke. Ich würde mir schreckliche Vorwürfe machen, wenn ich dir mit diesem Geschenk noch mehr Ärger eingebrockt hätte. Also lasse Vorsicht walten und nutze es klug.«
    »Das werde ich tun, Perdimonn, ich verspreche es. Und sei dir gewiss, wenn es mir möglich ist, werde ich mich eines Tages für deine Freundlichkeit und Großzügigkeit erkenntlich zeigen.«
    »Wenn du deine Aufgabe meisterst, Jenna, hast du dich mehr als erkenntlich gezeigt. Töte den Dämon und gib Calvyns Seele die Freiheit. Dann hätte sich das Geld gleich mehrfach bezahlt gemacht.«
    Der Eintopf war mittlerweile gar und die beiden aßen mit Appetit. Perdimonn hatte aus dem Dorf etwas Brot mitgebracht, mit dem die beiden die letzten Soßenreste genüsslich auftunkten.
    Als sie fertig waren, fühlte sich Jenna so wohl wie seit zwei Wochen nicht mehr. Sie spülte das Geschirr in der Quelle, packte ihre Siebensachen und rollte das Bündel Kleider auf, das Perdimonn ihr mitgebracht hatte.
    Es waren ein grüner und ein brauner Kittel aus einem weichen, warmen Stoff, je eine farblich passende Hose, ein fester brauner Ledergürtel und ein dunkelgrüner Mantel. Jenna hielt sich den braunen Kittel an und stellte fest, dass Perdimonn ihre Größe richtig geschätzt hatte.
    »Stiefel habe ich dir allerdings keine gekauft, weil ich mir wegen der Größe nicht sicher war«, sagte er. »Aber deine sind so unauffällig, dass du sie erst mal weitertragen kannst. Trotzdem schlage ich vor, dass du dir landestypisches Schuhwerk besorgst und das alte unauffällig beseitigst, damit nicht vielleicht doch jemand erkennt, dass sie in Thrandor hergestellt wurden. Deine Uniform solltest du heute
noch vergraben. Wenn man dich mit thrandorischer Kleidung erwischt, landest du mit ziemlicher Sicherheit als Spionin im Gefängnis.«
    Jenna mochte gar nicht daran denken, hatte sie sich ihre Uniform doch mühevoll verdienen müssen. Doch sie fasste sich ein Herz, ging ein paar Schritte in den Wald hinein und zog sich um. Dann rollte sie die Uniform zu einem Bündel zusammen und vergrub es im Waldboden.
    Nach getaner Arbeit betrachtete Jenna die lockere Erde. Da lagen sie also, die feschen blau-schwarzen Kleidungsstücke, das letzte äußere Zeichen, das sie noch mit Baron Keevans Heer verband. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass es mit neuen Kleidern nicht getan war.
    Ihr Mut sank.
    Jenna verstreute ein paar Zweige, Äste und Blätter, um die Stelle zu verbergen, und trottete niedergeschlagen zu Perdimonn zurück, der ebenfalls seine Sachen packte.
    »Was machst du denn für ein Gesicht, Jenna? Die Kleider stehen dir doch gut«, sagte Perdimonn aufmunternd.
    »Es geht nicht um die Kleider, sondern um mich«, erwiderte sie. »Ich kann ja gar nicht als Shandeserin durchgehen – ich spreche kein einziges Wort Shandesisch.«
    »Das macht doch nichts. Viele Shandeser können es auch nicht. Die Gemeinsprache reicht vollkommen«, versicherte ihr Perdimonn lachend. »Vor allem hier im Süden von Shandar. Sag einfach, du seist an der Ostküste in der Nähe der thrandorischen Grenze zu Hause. Dann wird man sich über deinen Akzent nicht wundern.

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