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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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zum Teil kaum voneinander unterscheiden kann. Es ist wahr, dass Selkor in den Schlund des Bösen abzugleiten droht, wo tatsächlich alles schwarz ist. Aber vielleicht könnte sich ja ein kleines Fleckchen Grau mit etwas Hilfe doch noch zu etwas Gutem entwickeln. Der Letzte, der das Amulett trug, war ja auch nicht durch und durch böse, nicht wahr?«
    »Wer? Demarr?«, fragte Jenna überrascht. »Nein, ich glaube nicht«, sagte sie, nachdem sie einen Augenblick nachgedacht hatte. »Er hat viel Unheil über die Menschen gebracht, aber ich würde ihn nicht als böse bezeichnen.«
    Perdimonn lächelte sie mit strahlenden Augen an.

    »Gut, sehr gut. Dann verstehst du auch, warum ich für Selkor immer noch Hoffnung sehe, egal, welches Unrecht er in der Vergangenheit begangen hat?«
    Jenna runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Aber es muss doch einen Punkt geben, an dem keine Umkehr mehr möglich ist. Ein Zeichen dafür, dass jemand wirklich böse ist. Woran merkst du, dass es keinen Zweck mehr hat, jemanden retten zu wollen? Dass du ihn doch töten musst?«
    »Das ist, fürchte ich, die entscheidende Frage. Wie ziehe ich eine Trennlinie zwischen Gut und Böse? Das ist sehr schwer. In den Augen vieler Thrandorier hat Demarr wohl die Grenze überschritten und hätte sterben sollen – und trotzdem siehst du noch Gutes in ihm. Viele Magier sind überzeugt, dass Selkor zu weit gegangen ist und den Tod verdient. Man darf aber nicht vergessen, dass der Tod eine unversöhnliche Lösung ist. Wenn ich meinen Feind töte, lösche ich die Bedrohung aus, aber auch das Potenzial, das in ihm steckt. Ich kann auch nicht ausschließen, dass ich mit dem Tod des einen womöglich einem anderen, der noch viel mehr Böses in sich trägt, den Weg ebne.«
    Jenna grübelte eine Weile darüber nach und schüttelte dann stöhnend den Kopf.
    »Du bist wie unser Ausbilder in Kriegskunst«, sagte sie. »Nimm eine scheinbar einfache Sachlage und sieh sie dir genau an. Je länger du sie betrachtest, desto vielschichtiger wird sie. Aber die einfache Lösung zu einem auf den ersten Blick einfachen Problem kann, meine ich, durchaus auch dann noch die beste sein, wenn die Lage verworren ist. Ich würde ja gar nichts mehr zustande bringen, wenn ich durchs Leben ginge und ständig über alle möglichen Folgen meines Tuns nachgrübeln würde.«
    »Ja, aber nicht darüber nachzudenken, ist leichtsinnig«,
sagte Perdimonn ernst und mit erhobenem Finger. »Nicht dass ich dich für leichtsinnig halte, Jenna …«
    »Leichtsinnig? Ich? Was für ein Gedanke«, lachte Jenna. »Ich bin ja nur wegen eines Traums aus Baron Keevans Heer geflohen und ohne geeignete Ausrüstung ins Gebirge marschiert. Jeder vernünftig denkende Mensch hätte unter ähnlichen Umständen dasselbe getan, da bin ich sicher.«
    Perdimonn lachte mit ihr.
    »So betrachtet sollte ich wohl froh darüber sein, dass du ein wenig beherzt zur Tat schreitest. Sonst würde ich immer noch in dem Felsen da oben schmachten.«
    Jenna goss heißes Dahl in einen Becher und reichte ihn Perdimonn, der dankbar daran nippte. Da das Feuer schon einmal brannte, verarbeitete sie auch gleich eins der größeren Kaninchen zu einem leckeren Mahl. Beim Aufstellen der Fallen hatte Jenna Pflanzen mit essbaren Knollen und Wurzeln gefunden, und behutsam, um keine Spuren zu hinterlassen, ein paar davon ausgegraben. Da sie nur den einen Topf hatte, kochte Jenna aus dem Kaninchen und dem Gemüse einen Eintopf. Sie schnitt die Wurzeln, die Knollen und das Kaninchenfleisch in kleine Stücke und ließ die Zutaten vor sich hin köcheln. Bald stieg den beiden hungrigen Reisenden ein köstlicher Duft in die Nase.
    »Schade, dass ich nicht daran gedacht habe, im Dorf Kräuter zu kaufen«, sagte Perdimonn. »Etwas Tamarat und gemahlene Jate hätten dem Gericht den letzten Pfiff gegeben.«
    »Macht nichts, Perdimonn. Du hast mir Kleider mitgebracht, dafür bin ich sehr dankbar.«
    »Wo wir gerade davon sprechen …«, sagte Perdimonn und kramte in seiner Gürteltasche herum. Tief in dem ledernen Beutel war das Klimpern von Münzen zu hören. »Hier, nimm das.«

    Perdimonn drückte Jenna eine Handvoll Münzen in die Hand. Sie bedankte sich verlegen.
    »Das sollte reichen, dass du in den nächsten Wochen nicht im Wald schlafen musst«, sagte er mit einem milden Lächeln.
    Jenna warf einen Blick auf die Münzen und rang nach Atem. Sie waren nicht etwa aus Kupfer, Bronze oder Silber, nein, ein Dutzend Goldmünzen glitzerten auf ihrer

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